08.10.2015  2. HBL

Wolfgang Heyder: "Es ist noch viel Luft nach oben"

Wolfgang Heyder ist Manager des HSC 2000 Coburg. Der Verein steht aktuell auf Platz 1 der Tabelle der 2. Handball-Bundesliga und hat im Oktober einige Kracher-Spiele vor der Brust. Im Interview spricht Heyder über die anstehenden Spiele gegen Minden und Kiel, über die neuen Jugendtrainer und das soziale Engagement des Vereins.

Herr Heyder, der Blick auf die Tabelle macht momentan sicher gute Laune…
Wolfgang Heyder: Es ist sicher nicht das schlechteste Gefühl, oben zu stehen, aber es ist eine Momentaufnahme, die niemand überschätzen sollte. Auch wenn es fürs Phrasenschwein ist, es geht darum, von Spiel zu Spiel zu denken und sich als Mannschaft immer weiter zu entwickeln, es ist noch viel Luft nach oben.
 
Publikumsliebling Florian Billek hat jüngst seinen Vertrag bis 2021 verlängert. Ein riesiger Vertrauensbeweis für die Arbeit, die im Verein geleistet wird, oder?
Wolfgang Heyder: Es hat mich sehr gefreut, dass Florian sich für Coburg entschieden hat, denn zum Einen ist er eine große Identifikationsfigur für die Fans, zum Anderen hatte er andere Angebote, die erheblich höher lagen, und es ist sehr ungewöhnlich, wenn sich ein Spieler so deutlich für den Standort, das Umfeld und sicherlich auch für seinen sportlichen Mentor Jan Gorr entscheidet.
 
Der Oktober wird ein Kracher-Monat für den HSC 2000, nicht nur in der 2. Handball-Bundesliga, sondern auch im DHB-Pokal. Wo sehen Sie das Team Anfang November stehen?
Wolfgang Heyder: Ohne Frage hat es der Oktober für unser Team in sich. Es warten mit Minden, Erlangen, Friesenheim und Kiel vier absolute Top Teams auf uns – für mich ist aber das wichtigste Spiel am kommenden Samstag in Neuhausen…
Alle freuen sich auf die Herausforderungen, aber ich bleibe dabei: Ziele werden nicht jetzt im Oktober erreicht, jetzt ist es viel wichtiger, dass sich die Mannschaft step by step weiterentwickelt, dass wir die Verletzung von Girts Lilienfels – einem ganz wichtigen Mosaikstein des Teams – kompensieren, ganz am Ende steht dann der Tabellenplatz.
 
Mit Martin Röhrig und Johannes Heufelder gibt es in dieser Saison neue Gesichter in der Jugendarbeit. Worauf legen die beiden bei ihrer Arbeit Wert? Was ist besonders wichtig, damit Talente hinreichend gefördert werden?
Wolfgang Heyder: Leistungsbezogene Jugendarbeit gab es bisher nicht in Coburg, sondern eher gut organisierte Breitenarbeit.
Es ging darum, mit entsprechenden hauptamtlichen Jugendtrainern hier die Philosophie und den Ansatz zu verändern.
Martin Röhrig als sehr erfahrener Jugendleistungstrainer kümmert sich neben seiner Tätigkeit als Teamtrainer vor allem auch um den Aufbau der Struktur und der Entwicklung entsprechender Konzepte. Er hat auch großes Know-how in der Entwicklung von Spielern. Johannes Heufelder, der ebenfalls eine Mannschaft trainiert, ist für die Konzeption des Athletiktrainings von der Profimannschaft bis zum D Jugend- Bereich zuständig, auch das ist in dieser Form Neuland. Es geht um die Erhöhung der Trainingsumfänge im Jugendbereich, aber auch um die Differenzierung und Individualisierung der Trainingsinhalte.
 
Was hat es mit dem „Perspektivkader“ auf sich?
Wolfgang Heyder: Der Anfang in der Strukturentwicklung hat begonnen, die ersten Schritte sind gemacht. Aber vom Perspektivkader sind wir noch ein gutes Stück entfernt. Das ist das Ziel für die nächsten zwei Jahre, dazu gehört auch in diesem Zeitraum der Umbau der zweiten Mannschaft zu einer leistungsbezogenen jungen Mannschaft als Unterbau möglichst in der dritten Liga.
 
Am vergangenen Freitag fand der Grundschulaktionstag Handball statt, der HSC 2000 hat zudem Kooperationen mit Schulen und Kindergärten. Wie kann man sich diese Zusammenarbeiten vorstellen?
Wolfgang Heyder: Die Basis einer gesamten Vereinsentwicklung muss aus meiner Sicht in einer breiten Schul- und Miniarbeit liegen. Wir haben jetzt 27 Schulkooperationen in Coburg und der Region vereinbart, wo wir wöchentlich in der Schule Handball als Projektfach mit festem Curriculum planen. Grundschultage und Grundschultermine gehören dabei ebenso dazu wie Ballschulenkurse in der ersten und zweiten Klassen sowie Fördergruppen im Gymnasium und Realschule. Es geht um Talente, sprich Sichtung aus einer größeren Breite, aber auch um Marketing für den Handballsport.
 
Im August hatte der Verein Flüchtlinge zum Finalspiel des DHB-Pokal-Wochenendes eingeladen. Sind weitere Aktionen zur Unterstützung geplant?
Wolfgang Heyder: Ich denke, es ist die Aufgabe und die Pflicht eines Profivereins, sich gesellschaftlich und sozial zu engagieren, das heißt, wir werden immer wieder solche Themen unterstützen. Dazu gehört die Flüchtlingsaktion genauso wie die Unterstützung einer großen Typisierungsaktion oder das Projekt Doppelpass, bei dem wir perspektivlose Jugendliche gemeinsam mit unseren Partnern unterstützen wollen, entsprechende Ausbildungs- und Lehrstellen zu finden.
 
Vielen Dank für das Interview.
 
Foto: Henning Rosenbusch