28.09.2016  2. HBL

Erstes Ostderby für Dessau

Das dritte Heimspiel der Saison beschert dem Dessau-Roßlauer HV 06 das erste Ost-Derby in der heimischen Anhalt-Arena. Zu Gast wird der HC Empor Rostock sein. Das Spiel findet bereits am Mittwoch statt, da die Dessauer Heimspielstätte am Wochenende mit einer anderen Sportveranstaltung belegt ist.

Für die Biber gab es am letzten Spieltag ein freies Wochenende, weil auch die Ansetzung in Ludwigshafen verlegt werden musste. Viel Zeit blieb dem Dessauer Trainer Uwe Jungandreas also, um das letzte Heimspiel gegen die HG Saarlouis auszuwerten, in dem die Dessauer lange auf der Siegerstraße waren und am Ende doch noch einen Punkt abgeben mussten.

Noch dramatischer ging es aber am letzten Wochenende in Rostock her. Im Spiel gegen die SG Leutershausen sahen die Ostseestädter lange einer weiteren Niederlage entgegen. In der 42. Minute führten die Gäste aus Leutershausen bereits 20:26. Doch der HCE kämpfte sich wieder heran. Angetrieben von den frenetischen Fans führten die Rostocker zweieinhalb Minuten vor dem Ende plötzlich mit vier Toren. Doch am Ende wurde es noch einmal richtig eng. Endstand in der OSPA-Arena Rostock war dann ein glückliches 33:32. Wie sehr dieses Spiel den Mecklenburgern am Mittwoch noch in den Knochen steckt wird sich zeigen.

Beide Teams kennen sich aus vielen Begegnungen in der 2. Handball-Bundesliga. Erst mit dem Abstieg der Dessauer 2011 endete die Derbygeschichte vorerst. Aber selbst diese Entscheidung trägt eine gewisse Brisanz in sich. Rostock als Neunter rutschte in die neue eingleisige 2. Bundesliga. Die Dessauer hingegen, mussten als Zehnter in die Relegation und stiegen nach der Niederlage gegen die DHfK in die 3. Liga ab. Fünf Jahre später ist der DRHV nun zurück und damit auch das Derby gegen den HC Empor Rostock.

Das Duell Dessau gegen Rostock elektrisiert schon über Jahrzehnte die Fans. Bereits beim Aufeinandertreffen in der DDR-Oberliga strömten die Fans in die ZAB-Halle und verwandelten die Sportstätte in ein wahres Tollhaus, wenn der mehrfache DDR-Meister, FDGB-Pokalsieger und Vereinseuropameister zu Gast war. Auch wenn diese Erfolge über 27 Jahre her sind, klingen bei den älteren Handballfans noch die Namen der Empor-Stars in den Ohren. Wolfgang Böhme, Rüdiger Borchardt, Reiner Ganschow, Matthias Hahn und der großartige Frank-Michael Wahl stehen für den HC Empor Rostock. Zumindest eine Legende hat der HC Empor Rostock auch heute noch im Gepäck. Jürgen „Waffi“ Rohde, Torhüter des HCE in den 1980er Jahren, ist heute der Mannschaftsbetreuer und Torwarttrainer der Ostseestädter.

Nun kann die Derbygeschichte also endlich fortgeschrieben werden. 32 Mal trafen beide Mannschaften allein in der 2. Liga aufeinander. Die Bilanz ist dabei relativ ausgeglichen. Dreizehnmal gewannen die Dessauer, fünfzehnmal jubelten die Rostocker nach dem Derby. Viermal trennten sich beide Mannschaften unentschieden.

Doch alle diese Zahlen spielen am Mittwoch keine Rolle mehr. Das Ziel in dieser Saison ist für beide Mannschaften gleich. Klassenerhalt! Und so finden sich beide Teams auch in der unteren Tabellenhälfte wieder. Der erfolgreichste Torschütze bei den Rostockern ist Links außen Vyran Papadopoulos mit 37 Toren. Ihm folgen Philipp Jaeger (Rückraum Mitte) und Norman Flödl (Kreis) mit 22 und 19 Treffern in der internen Rostocker Torschützenliste. Flödl spielte von 2010 bis 2011 in Dessau. Nach dem Abstieg war der athletische Kreisspieler nicht mehr zu halten. Doch für Flödl gibt es keinen ehemaligen Mitspieler in den Dessauer Reihen. Aus der damaligen Mannschaft ist kein Akteur mehr im DRHV-Kader.

Der DRHV selbst will nun endlich den ersten Doppelpunktgewinn in eigener Halle erzielen. „Es wäre an der Zeit, zu Hause einen Sieg einzufahren“, meint Trainer Uwe Jungandreas und gibt damit die Marschrichtung für sein Team vor. Doch Jungandreas wird dabei auch nicht stiller, vor den Rostockern zu warnen. „Der HCE hat erfahrene Zweitligaspieler“, so der DRHV-Coach. „Da ist immer eine Überraschung drin, wie man im Spiel gegen Leutershausen gesehen hat.“ Gegen Rostock kann er wahrscheinlich auch wieder auf den Leipziger Franz Semper hoffen. Dass der DHfK-Spieler mit Doppelspielrecht für die Dessauer für die notwendigen Entlastungen sorgen kann, hat er im Spiel gegen Bad Schwartau gezeigt. Auch wenn Semper die Heimniederlage nicht verhindern konnte, so gelangen ihm unter anderem die ersten beiden Heimtreffer der Zweitligasaison in der Anhalt-Arena.

Beide Teams haben für das Spiel einen ähnlichen Schlachtplan. Die Dessauer wollen an die Leistung aus der ersten Halbzeit gegen Saarlouis anknüpfen, als der Gegner mit dem schnellen Tempospiel teilweise schwindlig gespielt wurde. Die Rostocker hingegen wollen den Kampf und die Leidenschaft aus den letzten 15 Minuten gegen Leutershausen mit nach Dessau nehmen. Denn beide Mannschaften wissen: Das 33. Derby Dessau gegen Rostock wird entscheidende Punkte im Abstiegskampf liefern.

Text: Dessau-Roßlauer HV

Foto: Wilhelmshavener HV