21.04.2017  2. HBL

Mit Mut - Dessau will Überraschung gegen Tabellenführer

Am heutigen Freitagabend kommt kein geringerer als der Tabellenführer nach Dessau. Mit der TuS N-Lübbecke kommt die derzeit überzeugendste Mannschaft der 2. Handball-Bundesliga zum Dessau-Roßlauer HV 06. Auch wenn man sich mit geringen Chancen sieht, liebäugelt man in Dessau mit einer kleinen Überraschung.

Das kommende Doppelspielwochenende bringt für den DRHV die Duelle gegen die beiden Erstligaabsteiger. Am Freitag ist mit dem TuS N.-Lübbecke auch noch der absolute Ligaprimus in der Anhalt-Arena zu Gast. Acht Spiele ist die Mannschaft von Aaron Ziercke ungeschlagen. Überhaupt stehen für den TuS lediglich vier Niederlagen in der laufenden Saison in der Statistik. Drei davon musste der TuS in fremder Halle hinnehmen. Auffällig dabei ist aber, dass die Punkte meistens in den Hallen vermeintlich leichter Gegner geblieben sind. Die faustdicke Überraschung gab es dabei sicherlich im Dezember als Lübbecke ausgerechnet in Rostock mit einem 25:29 die Heimreise antreten musste. Oder auch die 26:31-Niederlage in Essen war sicherlich so nicht einkalkuliert. Bemüht man jetzt die einfache Mathematik, ist der DRHV gegen den Tabellenführer also nicht chancenlos, denn die Biber haben gegen genau diese Mannschaft beide Spiele gewonnen. Doch diese Rechnung bedient lediglich leere Phrasenschweine. DRHV-Trainer Uwe Jungandreas fallen zum TuS N.-Lübbecke auch sofort einige schwergewichtige Synonyme ein. „Eine der traditionsreichsten Vereine Deutschlands, Erstligaabsteiger, souveräner Spitzenreiter, absolut erfahrene und auf allen Positionen starke Mannschaft. Eine ganz schwierige Aufgabe“, so charakterisiert Jungandreas den kommenden Gegner. Doch wer den Dessauer Coach kennt, versammelt er seine Mannschaft am Freitagabend nicht um die Punkte kampflos im Nettelstedter Bus abzugeben. „Man hat in jedem Spiel eine Chance“, zeigt er sich selbstbewusst. Doch er weiß auch, „dass es einer ganz besonderen Leistung bedarf, um die Nummer 1 der zweiten Liga zum Wackeln zu bringen“.

DRHV-Kreisläufer Moritz Schade war vor dem Spiel gegen den TuS der gefragteste Spieler. Der Juniorennationalspieler wird nach der Saison nach Lübbecke wechseln. Doch auch Schade will derzeit noch alles für den Klassenerhalt des DRHV tun. Im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung zeigt er sich cool zu diesem Thema. „Ich habe nichts davon, wenn wir am Freitag verlieren. Und wenn ich mich bei meinen neuen Mitspielern unbeliebt mache, dann ist es eben so“, reagiert Schade fast trotzig auf die immer gleichen Fragen vor diesem Spiel. Auch sein zukünftiger Trainer erwartet keine Geschenke von seiner Neuverpflichtung. „Gegen seine baldigen Teamkollegen wird Moritz sicher hochmotiviert sein und eine besonders gute Leistung abrufen wollen“, so Aaron Ziercke zu diesem Thema.

Die wirklich spannende Frage im Vorfeld ist jedoch, welches Team DRHV-Coach Jungandreas überhaupt ins Rennen schicken kann. Die Unterstützung am Doppelspielwochenende durch DHfK-Leihgabe Franz Semper scheint mehr als fraglich. Neben dem Langzeitverletzten Max Scheithauer und Radek Sliwka, fällt auch Jonas Hönicke bis auf weiteres aus. „Seine Spielintelligenz fehlt uns schon gewaltig“, erklärt Jungandreas. Zudem konnte auch DRHV-Kapitän Florian Pfeiffer nicht am Mannschaftstraining teilnehmen und wurde öfters in der physiotherapeutischen Praxis gesichtet als in der Anhalt-Arena. „Florian hat Probleme mit seinem Wurfarm. Da müssen wir abwarten, ob das am Freitag geht“, zieht der Dessauer Coach kein positives Fazit beim Blick auf die mögliche Mannschaftsaufstellung. Doch auch die Nettelstedter sind nicht sorgenfrei. Lukasz Gierak verletzte sich am Mittwochabend im Mannschaftstraining des TuS N-Lübbecke an der Wurfhand. Für das Spiel in Dessau fällt der Pole wohl definitiv aus. Damit steht dem TuS kein etatmäßiger linker Rückraumspieler zur Verfügung.

Es wird wohl am Ende darauf ankommen, wer die Verletzungsprobleme am besten kompensieren kann. Die DRHV-Spieler sind jedenfalls festentschlossen, weitere Punkte im Kampf in den Klassenerhalt einzufahren. Und da darf es auch gern eine Überraschung gegen den Spitzenreiter geben.

Foto: Rainer Justen

Quelle: Dessau-Roßlauer HV 06