26.09.2016  2. HBL

Herzschlagfinale - Empor rettet Sieg gegen SGL

Welch Dramatik die Fans des Empor Rostock in den Schlussminuten durchmachen mussten, ist nur schwer zu beschreiben. Ein ganz knappes Ergebnis gegen den Aufsteiger SG Leutershausen, konnten die Männer des HC Empor Rostock am gestrigen Sonntag zu ihren Gunsten entscheiden.

Dieses Spiel war einfach der pure Wahnsinn! Am Sonntagnachmittag hat der HC Empor den Liganeuling SG Leutershausen nach zwischenzeitlichem Sechs-Tore-Rückstand mit 33:32 (13:18) bezwungen. Durch eine echte Energieleistung sicherten sich die Rostocker im zweiten Spielabschnitt den zweiten Heimerfolg in Serie und klettern somit vorerst auf den vierzehnten Tabellenplatz der Zweiten Handball-Bundesliga.

Empor-Coach Robert Teichert hatte im Vorfeld ein absolutes „Kampfspiel“ erwartet. Und genau das wurde es auch! Beide Teams schenkten sich nichts, lieferten sich von Beginn an einen packenden Fight. Schon nach siebzig Sekunden bekamen die Mecklenburger einen ersten Strafwurf zugesprochen. Eine Angelegenheit für Vyron Papadopoulos, der souverän zum 1:0 (2.) verwandelte. Die SG Leutershausen war direkt im Gegenzug zur Stelle, ging schnell mit 3:1 (3.) in Führung. Erst nach zehn gespielten Minuten gelang es der Empor-Sieben wieder gleichzuziehen, den 6:6-Ausgleich herzustellen.

 

Die bayrischen Gäste ließen sich davon allerdings keineswegs beirren, lieferten wie zuvor weiterhin einen guten Auftritt ab, steigerten sich immer mehr, bestimmten in den folgenden Minuten das Spielgeschehen, stellten eine 11:8-Führung (15.) her. Zeitstrafen gegen Florian Zemlin (15.) sowie Philipp Jaeger (16.) brachten die Empor-Sieben derweil aus dem Rhythmus. Die Unparteiischen zeigten sich von Anfang an konsequent, wendeten eine strenge Regelauslegung an. Zwar waren die Gäste gnädig mit den Hausherren, nutzten das Überzahlspiel nicht richtig aus, doch die Mecklenburger schafften es nicht, in Unterzahl näher heranzurücken.

Hektisch wurde es in der Schlussphase der ersten Hälfte. Sowohl Kevin Lux (20.) als auch Zemlin (23.) mussten für jeweils zwei Minuten auf der Bank Platz nehmen. Besonders bitter: Rückraumspieler Julius Heil wurde nach unübersichtlichem Gemenge mit einer roten Karte (25.) des Feldes verwiesen. Matěj Konšel wurde zudem ebenso wie die Bank der Rostocker vier Minuten vor dem Gang in die Kabinen mit einer Zeitstrafe bedacht – Empor-Coach Robert Teichert, der auch verwarnt wurde, hatte die Gegner anscheinend zu stark angegangen. Der Fünf-Tore-Rückstand (13:18) zur Pause war da aus Sicht der Rostocker sogar beinahe noch positiv zu betrachten. Die SG Leuterhausen verpasste es, die vielen Überzahlsituationen und Fehler der Ostseestädter in eine höhere Führung umzumünzen.

Und auch in den ersten Minuten nach Wiederbeginn war bei den Mecklenburgern keine Besserung in Sicht. Zwar konnte das Teichert-Team immerhin auf drei Tore (20:23, 40.) heranrücken, doch der Aufsteiger war anschließend wieder zur Stelle, baute seinen Vorsprung auf sechs Treffer (26:20, 42.) aus. Frust bei den Empor-Fans – die 650 Zuschauer fassende OSPA | Arena war einmal mehr ausverkauft. Um dieses Spiel noch zu drehen, brauchte es schon ein Wunder. Treffern von Jaeger und André Meuser folgte unmittelbar Niklas Ruß‘ Tor zum 27:22 (44.). Leutershausens Linksaußen lieferte ein starkes Spiel ab, zeigte sich enorm treffsicher.

Aufgeben war für die Empor-Sieben aber keine Option. Meuser und ein ganz souverän verwandelter Siebenmeter von Papadopoulos brachten die Rostocker wieder in Stellung: 24:27 (46.)! Torhüter Tobias Malitz bekam nun deutlich mehr Bälle zu greifen, lieferte einige spektakuläre Paraden ab. Nicht einmal zwei vergebene Strafwürfe brachten die Mecklenburger von ihrer Aufholjagd ab. Knapp zehn Minuten vor dem Abpfiff der 27:27-Ausgleich! Es war wieder alles möglich. Innerhalb von etwa acht Minuten einen Sechs-Tore-Rückstand aufgeholt. Die Hausherren waren zurück im Spiel!

In der zweiten Hälfte waren sie es, die von der durchgehend strengen Regelauslegung der Schiedsrichter profitierten. Immer wieder bekam das Teichert-Team Siebenmeter zugesprochen. Die junge Mannschaft der SG Leutershausen wurde nervös, war komplett von der Rolle, leistete sich viele Fehlversuche, Ballverluste und Stürmerfouls. Zu allem Überfluss musste Schlussmann Alexander Hübe für zwei Minuten pausieren. Linksaußen Papadopoulos und der überragende Jaeger brachten den HC Empor währenddessen mit 29:27 (52.) in Front! Eine unglaubliche Stimmung auf den Rängen. Hexenkessel OSPA | Arena! Empor-Trainer Teichert animierte die Fans der Rostocker während einer kurzen Unterbrechung sogar nochmal dazu, die Mannschaft weiterhin anzutreiben.

Vier Minuten vor dem Ende die scheinbare Vorentscheidung: Empor-Neuzugang Michael Höwt kam für einen Siebenmeter auf das Parkett, verwandelte absolut sicher zum 32:28 (56.). Kurz vor dem Ende wurde es allerdings nochmal spannend. 55 Sekunden vor dem Abpfiff hatten sich die Gäste wieder auf 31:33 herangekämpft, musste Johannes Trupp, Rechtsaußen der Rostocker, das Feld mit einer Zeitstrafe verlassen. Wenige Augenblicke später der Treffer zum 32:33 für die SG Leutershausen. Vierzehn Sekunden vor Schluss nahm Rostock-Trainer Teichert die letzte Auszeit. Anweisung: Den Ball halten und nichts mehr riskieren. Unnötig daher ein Wurfversuch von Rückraumtalent Meuser. Die letzte Chance konnte Sascha Pfattheicher für die „Roten Teufel“ jedoch nicht nutzen. Zweiter Doppelpunktgewinn für die Rostocker. Großer Jubel bei den Spielern und auf der Tribüne!

Bester Empor-Torschütze war einmal mehr Flügelspieler Papadopoulos. Der Grieche war insgesamt neunmal erfolgreich. „Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen, haben nach der Halbzeitpause mit einer aggressiven Abwehr gespielt. Tobi hat uns heute mit einigen starken Paraden im Spiel gehalten, einige schnelle Vorstöße ermöglicht. Das ist unsere favorisierte Spielweise! Damit haben wir uns diese Führung herausgespielt. Zum Ende haben wir leider einige unnötige Fehler gemacht. Doch das ist egal: Wir brauchen ganz dringend Punkte und haben heute zwei geholt. Das zählt!“, so der Linksaußen. Treffsicher zeigte sich am Sonntagnachmittag auch Empor-Eigengewächs André Meuser. Der Rückraumspieler konnte sieben Treffer erzielen, freute sich über den zweiten Sieg und seine gelungene Vorstellung: „Wir wollten kämpferisch überzeugen. Leider ist uns das erst in der zweiten Halbzeit gelungen. Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung und großem Siegeswillen haben wir das Ding aber zum Glück noch gedreht, die Punkte eingefahren. Dass ich mit einigen Treffern dazu beitragen konnte, ist natürlich super.“

 

„Wenn man das ganze Spiel betrachtet, hat die richtige Mannschaft gewonnen. Das tut weh, aber das Team, das die Punkte mehr wollte, hat verdient gewonnen“, erkannte auch Gästetrainer Marc Nagel an. „In der ersten Halbzeit haben wir unsere mit Abstand beste Angriffsleistung geboten, aber wir müssen Spiele in der Deckung entscheiden. Da haben uns in der zweiten Halbzeit auch die Kräfte gefehlt, die mutige zweite Welle der Rostocker zu stoppen. Daraus müssen wir für die nächsten Spiele die richtigen Lehren ziehen“, so der ehemalige Bundesligaprofi. Empor-Coach Teichert freute sich derweil über den zweiten Doppelpunktgewinn, den er auch schon im Voraus von seinen Schützlingen gefordert hatte: „Es war letztendlich ein verdienter Erfolg. In der zweiten Halbzeit haben wir es geschafft, unsere Abwehr zu stabilisieren, unserem Keeper so das Spiel zu erleichtern und unser Umschaltspiel damit zu verbessern. Wir haben das gespielt, was wir uns vorgenommen haben, viele einfache Tore erzielt. Es war ein richtig geiles Spiel. So kann es jetzt gerne weitergehen!“ Bereits am Mittwochabend (20:00 Uhr) gastieren die Ostseestädter zum ersten Ost-Derby der Spielzeit beim Dessau-Roßlauer HV 06 e.V. „Das ist dann das nächste Vier-Punkte-Spiel“, so Keeper Malitz. „Da müssen wir an die Leistung aus der zweiten Hälfte anknüpfen!“

HC Empor: Malitz, P. Porath – Meuser 7, Iliopoulos, Heil 1, Schütze, Jaeger 5, Flödl 5, Höwt 1, Papadopoulos 9, Lux 1, Zemlin 2, Trupp 1, Konšel 1

Quelle: HC Empor Rostock

Foto: HC Empor Rostock