27.12.2016  2. HBL

Irres Finish sichert Konstanz Derbysieg

Im südbadisch-schwäbischen Derby zwischen der HSG Konstanz und dem TV Neuhausen durfte Gastgeber Konstanz nach einem 27:24 (14:10)-Heimsieg einen rauschenden Jahresabschluss vor mehr als 1600 Fans feiern. Mit nunmehr 18:18 Punkten rangiert die HSG punktgleich mit dem Tabellenneunten auf Rang elf der 2. Handball-Bundesliga und hat sechs Punkte Vorsprung auf die vier Abstiegsplätze. Beste Konstanzer Torschützen waren Gregor Thomann mit zehn und Paul Kaletsch mit sechs Toren.

Das letzte Spiel im so erfolgreichen Jahr 2016 für die HSG Konstanz nach der Süddeutschen Meisterschaft, dem Aufstieg und einer furiosen Hinrunde war noch einmal ein Spiegelbild eines der erfolgreichsten Jahre in der Vereinsgeschichte überhaupt. Noch einmal musste Konstanz durch zahlreiche Höhen und Tiefen gehen, zittern, kämpfen bis zum Umfallen – und durfte dafür am Ende wie so oft jubeln. Jubeln über zwei weitere wichtige Punkte, über mehr als 1600 stimmgewaltige Fans im Rücken und auch über eine wieder einmal bärenstarke, beeindruckende kämpferische Leistung.

Und wie so oft war auch der Schlusspunkt im letzten Spiel des Jahres völlig irre. Gegen Neuhausen war es die letzte halbe Spielminute, die die Schänzle-Hölle richtig beben ließen. 25:24 lag Konstanz in Front, noch, nachdem die HSG in Durchgang eins mit einer fabelhaften Abwehrleistung im massiven 6:0-Riegel die Schwaben regelrecht bearbeitet und oft in sehr lange Angriffe gezwungen hatte. „Die Abwehr war – vor allem in der ersten Halbzeit – phänomenal“, lobte Andre Melchert, Sportlicher Leiter der HSG Konstanz. Neben einer guten Leistung von Konstantin Poltrum war dies der Grundstein zur 11:5-Führung nach knapp 22 Minuten.

Erst nach dem 18:12 und dem 20:15 (41.) schrumpfte der Vorsprung der Konstanzer langsam. Dabei hatten diese schon zuvor mehrere Nackenschläge zu verkraften. Cheftrainer Daniel Eblen musste die Halle bereits nach wenigen Spielminuten gesundheitlich angeschlagen wieder verlassen und nach 40 Zeigerumdrehungen musste Mathias Riedel, bis dahin mit tollem Kämpferherz der Chef in der HSG-Deckung, nach einer Roten Karte vorzeitig vom Feld. Die kurzzeitig entstandene Unruhe und Neusortierung hatte Neuhausen erstmals nach 50 Spielminuten wieder auf ein Tor herangebracht, bis auch noch Konstantin Poltrum vom Feld humpelte. Das Aus für den ehemaligen Jugend- und Junioren-Nationaltorwart, doch der erste Ausgleich nach dem 1:1 wollte nicht fallen.

Stattdessen setzte die HSG Konstanz mit der Unterstützung der Schänzle-Hölle zum verrückten Finale an. Noch etwas mehr als eine halbe Minute war zu spielen, als Neuhausen beim Stand von 25:24 den Ball und die Chance zum Ausgleich bekam. Zunächst landete der Wurf im Block, dann der nächste Angriff und tatsächlich tauchte Jona Schoch frei vor dem eingewechselten Patrick Glatt auf: Parade! Im Gegenzug wurde der starke Paul Kaletsch gegen die offene Deckung des TVN gesucht und gefunden – 26:24, die Halle kochte. Aber damit noch nicht genug. Noch einmal parierte Glatt einen freien Wurf, schnappte sich sofort den Ball und traf mit der Schlusssirene auch noch selbst zum 27:24. Stand die Halle schon in den letzten vier Minuten komplett, so gab es nun überhaupt kein Halten mehr. „Für diese Momente spielt Patrick und wir alle Handball“, sagte Kapitän Fabian Schlaich. „Da hält Rossi einfach einen fatzenfreien Ball! Dass wir am Ende so raus gehen, ist ihm zuzuschreiben.“

Wieder einmal ein irres, verrücktes Finish, wieder mit Happy End für die HSG Konstanz. So wie im Januar beim Sieg vor 1850 Fans gegen Nußloch. „Ein perfekter Jahresabschluss“, freute sich der nach wenigen Minuten vom Co- zum alleinigen Cheftrainer an der Seitenlinie gewordene Andre Melchert, „die Jungs haben nochmal alles reingeschmissen, was sie hatten, extrem nach vorne gepeitscht durch die grandiose Stimmung. Nun können wir stolz auf die 18 Punkte sein und befreit in die Pause gehen. Es lief super für uns in diesem Jahr, aber jedem muss klar sein, dass dafür auch jeder 110 Prozent gibt, nur so ist das möglich.“

Auch Fabian Schlaich strahlte nach dem Schlusspfiff: „Besser hätte es nicht laufen können. Mit einem Sieg und 18 Punkten das Jahr zu beenden – wir sind rundum glücklich, wie die Hinrunde gelaufen ist. Das war noch einmal ein spannendes Spiel für unsere tollen Fans. Was hier heute wieder los war: einfach überragend. Und obwohl viel gekämpft wurde, war es nicht unfair und auch die spielerische Klasse war dabei.“

HSG Konstanz – TV Neuhausen 27:24 (14:10)

HSG Konstanz: Konstantin Poltrum (9 Paraden), Patrick Glatt (2 Paraden) (1) (Tor); Fabian Schlaich (1), Gregor Thomann (10/8), Mathias Riedel (2), Simon Flockerzie (3), Matthias Stocker, Michael Oehler, Paul Kaletsch (6), Fabian Maier-Hasselmann, Felix Gäßler, Tim Jud (2), Chris Berchtenbreiter (2).

Trainer: Daniel Eblen

TV Neuhausen: Daniel Rebmann (8 Paraden), Yannick Hölzl (Tor); Frederic Stüber (1), Marko Sokicic, Christian Wahl (3), Daniel Reusch (1), Jona Schoch (2), Felix Klingler (5), Ferdinand Michalik (8/7), Nick Witte, Felix Stahl, Jan Reusch (2), Andreas Bornemann (2).

Trainer: Aleksandar Stevic

Zuschauer: 1600.

Schiedsrichter: Dinges/Kirsch

Strafminuten (min): 8 Min. (Schlaich (5.), Stocker (18.), Riedel (24.), Oehler (29.)) – 14 Min. (Daniel Reusch (7., 40.), Wahl (18.), Klingler (20.), Stüber (34.), Schoch (45., 51.))

Disqualifikation: Riedel (41.)

Siebenmeter (T/V): 8/8 – 5/4 (Klingler scheitert an Poltrum, 15.)

Text: HSG Konstanz

Bild: Pisa