24.04.2017  2. HBL

Eisenach erleidet bittere Derbyniederlage

Jubelnde Gäste in der Eisenacher Werner-Aßmann-Halle! Tanzende Spieler auf dem Parkett, vor Wolllust singende Fans auf den Traversen. Gästespieler, die wenig später ein Bad in der Menge ihrer 150 mitgereisten Anhänger genießen. Das blau-weiße Eisenacher Handballherz blutete am Sonntag. Der ThSV Eisenach unterlag in der Neuauflage eines alten Derbys dem Dessau-Roßlauer HV mit 23:24 (10:14).

Die Festung Werner-Aßmann-Halle bröckelt gewaltig;  entführte in der Hinrunde nur Ligaprimus TuS Nettelstedt-Lübbecke beide Zähler, setzte es in der Rückrund im 7. Heimspiel bereits die 4. Heimniederlage. „Wir haben noch 11 Heimspiele, das sind 22 Punkte“, verbreitete Routinier Nicolai Hansen vor Beginn der zweiten Punktspieletappe reichlich Optimismus. Die Wartburgstädter haben mit Kapitän Daniel Luther und Marcel Schliedermann zwei ganz wichtige Säulen auf der Langzeitverletztenliste. Am Doppelspiel-Wochenende, mit dem Auswärtsspiel in Hamm und dem Heimspiel gegen den Dessau-Roßlauer HV, fehlte zusätzlich der an Rückenproblemen laborierende Spielgestalter Olafur Bjarki Ragnarsson. In den Vergleichen mit zwei noch um den Ligaverbleib bangenden Teams blieb der ThSV Eisenach ohne Zähler! Mit 16 Siegen, 2 Remis und 14 Niederlagen rangiert der ThSV Eisenach auf dem 8. Tabellenplatz. 

Das Schlussresultat gegen die Anhaltiner täuschte. Im mit Zweitspielrecht von Erstligist SC DHfK Leipzig mitwirkenden Linkshänder Franz Semper (9 Treffer) und dem leichtfüßigen torgefährlichen Spielgestalter Vincent Sohmann (8 Treffer) dominierte der Aufsteiger bis zur 40. Minute deutlich. Der 19- und der 21-Jährige inszenierten ein modernes Handball-Musical. „Mit Lösungen in der Kleingruppe und mit seinen individuellen Stärken vermochten wir ihn nicht zu stoppen“, räumte ThSV-Coach Christoph Jauernik ein, der es mit verschiedenen Abwehrvarianten versuchte. Zu ausrechenbar das Eisenacher Angriffsspiel, phasenweise mit Linkshänder Tomas Urban in der Rolle des Spielgestalters. Immer wieder wurde das Leder zum wurfgewaltigen Matthias Gerlich gepasst, der es richten sollte, der auch 11 Bälle einschmetterte. Beim 12:18 (40.) schien alles für die Gäste zu sprechen. Doch plötzlich setzten die Hausherren in der Rückraumbesetzung mit Matthias Gerlich, Toms Lielais und Duje Miljak zur Aufholjagd an, wurde auch in der Abwehr herzhaft zugegriffen. Ausgerechnet der junge Toms Lielais, erst vor kurzem von der Zweiten der SG Flensburg-Handewitt gekommen, zündete das Feuer. „Ich wusste, es kommt eine Schwächephase. Eisenach legte an Aggressivität in der Abwehr zu. Wir verloren den Faden“, konstatierte Uwe Jungandreas. Die Eisenacher, nun mit einer 5:1-Deckung (Matthias Gerlich vorgezogen),  trafen vom 12:18 (40.) zum 19:19 (49.). Nun kam auch Derby-Stimmung auf den Rängen auf. Die Eisenacher Anhängerschaft feuerte ihr Team lautstark an. „Doch wir sind nicht umgekippt. Um in Eisenach zu siegen, braucht man Kampfscheine und Mentalitätsmonster. Wir hatten sie“, frohlocke Gästetrainer Uwe Jungandreas, der die gute Zusammenarbeit mit „den Leipziger Freunden“ herausstrich. Seine Protagonisten sorgten auch nach dem 9. Tor von Matthias Gerlich (21:22, 56.) für die Entscheidung. Franz Semper nutzte seine individuelle Klasse zum 21:23 (57.), nach einer Parade von Keeper Philip Ambrosius wussten sich die Eisenacher nur regelwidrig zu helfen. Vor Selbstbewusstsein strotzend lupfte Vincent Sohmann den fälligen Siebenmeter über Eisenachs Keeper Stanislaw Gorobtschuk zum 21:24 ins Netz (59.). Zwei folgende Gerlich-Treffer änderten nichts an der Punktevergabe.

„An der kämpferischen Leistung in Ermangelung personeller Alternativen gibt es keine Abstriche zu machen. Wir versuchten es mit verschiedenen Deckungsvarianten, den 4-Tore-Rückstand nach der Pause zu verkürzen, gelang uns nicht“, resümierte Christoph Jauernik, der dem „auf der verwaisten Rückraumposition“ eingesetzten Toms Lielais neben Matthias Gerlich als besten Spieler nannte. „Wir werden daran arbeiten, möglicherweise weiter ohne Spielgestalter auskommen zu müssen“, warf Christoph Jauernik einen Blick in die nahe Zukunft.

Nach dem Abtasten 4:4 (9.) übernahmen die Sachsen das Sagen. Deren beide Rückraumspieler Vincent Sohmann und Franz Semper trafen zum 4:7 (12.) und 6:9 (22.), ließen die Eisenacher Abwehr-Recken im Deckungszentrum alt aussehen. Dazwischen setzte der sonst so zuverlässige Eisenacher Tomas Urban einen Strafwurf neben den Kasten. Tomas Pavlicek nutzte einen Gegenstoß zum 8:13 (26.).

Nach Wiederbeginn versuchten es die Gastgeber mit zwei Kreisspielern (Iffert, Hansen). Franz Semper wuchtete jedoch eine Freiwurfablage zum 11:15 ein (36.). Wie es gehen kann, demonstrierten Toms Lielais und Nocolai Hansen beim 12. Eisenacher Treffer (37.). Doch solche Aktionen hatten Seltenheitswert. Die Außenpositionen schienen nicht besetzt, sie bekamen zumindest keine Bälle. Das Allheilmittel hieß Matthias Gerlich. Beim 12:18 (40.) schien alles klar: Doch die Eisenacher bäumten sich noch einmal auf. Zu Zählbarem reichte es letztendlich nicht.

Statistik

ThSV Eisenach: Gorobtschuk (12-60; 11 Paraden, 17 Gegentore), Redwitz(1-12.,  0 Paraden, 7 Gegentore); Iffert 1, Wöhler , Gerlich 11/1 , Miljak 2,   Hansen 2, Urban 2 , Heinemann, Lielais 4 , Niemeyer 1 , Weyhrauch

Dessau-Roßlauer HV: Döhler (48-56., 1 Parade, 3 Gegentore), Ambrosius (1-48. u.  56-60 min, 11 Paraden, 20 Gegentore); Pavlicek 2, Semper 10, Donath, M. Wasiliewski 1, Vanco, Sohmann 8/4, Pfeiffer, J. Wasiliewski, Schmidt, Schade 3, Hanner

Text: ThSV Eisenach

Bild: ThSV Eisenach