16.04.2017  2. HBL

Eisenach patzt im Finish

Lange Zeit sah es nach dem 17. Saisonsieg aus, am Ende setzte es für den ThSV Eisenach vor der stimmungsvollen Kulisse von über 1.800 Zuschauern die 4. Heimniederlage (in 15 Heimspielen). Nach einem 13:10 zur Halbzeit und einer knappen 18:17-Führung 12 Minuten vor Ultimo unterlagen die Wartburgstädter den im Aufstiegsfieber angereisten Rimpar Wölfen mit 22:25. Im Finish fehlte den Eisenachern die Cleverness vom jüngsten 27:26-Erfolg bei TuSEM Essen, um einen Zähler zu retten.

Nach dem 21:23 (58.) markierte Matthias Gerlich von der Strafwurflinie den 22:23-Anschlußtreffer. Da waren noch 99 Sekunden zu absolvieren. Ganz viel Zeit im Handball unserer Tage. Doch die Eisenacher patzten. Die Gäste eroberten sich das Leder. Regisseur Benjamin Herth krönte seine starke Leistung 27 Sekunden vor der Sirene mit dem alles entscheidenden Treffer zum 22:24. Zu allem Überfluss schied Eisenachs  torgefährlicher Rechtsaußen Tomas Urban (vor dem Spieltag auf Platz 9 der Torjägerliste der Liga) nach einer Abwehraktion der Gäste (starker Schlag auf die Kniescheibe) verletzt aus. „Wir hoffen, es bleibt nur bei einer Prellung“, erklärte ThSV-Coach Christoph Jauernik mit sorgenvollem Blick. Schließlich sind die Wartburgstädter von vielen Langzeitverletzungen gebeutelt, fehlte gegen die in Bestbesetzung angereisten Rimpar Wölfe mit Daniel Luther, Marcel Schliedermann und Jonas Richardt gleich eine komplette Rückraumreihe. 

Rimpar-Coach: „Wir fanden gute Lösungen gegen Eisenachs Kleiderschränke.“

„Wer solche Spiele gewinnt, der steigt auf.“ Das wollte Matthias Obinger, der Coach der Rimpar Wölfe,  nicht unterschreiben. „Aufstieg? Mit uns wird zu rechnen sein“, hatte er im Vorfeld erklärt. „Letztendlich steigen jene Mannschaften auf, die nach dem letzten Spieltag auf den ersten 3 Plätze rangieren“, erklärte Matthias Obinger schmunzelnd. Sein Team habe ganz viel Charakter im Eisenacher Hexenkessel gezeigt. Ihm war letztendlich wohl auch egal, dass die Spielleiter Ronny Dedens und Nico Geckert ein großes fränkisches Herz zeigten, mit vielen umstrittenen  Entscheidungen die Volksseele auf den Rängen zum Kochen brachten.  „Wir rechneten mit der Müdigkeit der Eisenacher Rückraum-Recken, kassierten im zweiten Abschnitt nur 9 Gegentore. Uns gelangen im Angriff viele gute Aktionen gegen die Eisenacher Kleiderschränke. Die Zahl unserer technischen Fehler war dennoch zu hoch“, analysierte der studierte Sportwissenschaftler auf der Bank der Handballer aus der Region Würzburg und verteilte ein dickes Lob an seinen Abwehrchef Stefan Schmitt. Die Zahl der technischen Fehler, insbesondere im Schlussgang, hat auch Eisenachs Coach Christoph Jauernik geärgert. „In der zweiten Halbzeit fehlte uns zudem die Effektivität im Angriff“, befand Christoph Jauernik. Mit 66 Prozent (22 Treffer aus 36 Würfen) lag die Wurfeffektivität insgesamt allerdings nicht schlecht. Das Torhüterduell ging nahezu ausgeglichen aus. Jan-Steffen Redwitz und Stanislaw Gorobtschuk (Eisenach) parierten zusammen 11 Bälle, Max Brustmann im Kasten des Aufstiegsanwärters, mit ganz starkem Beginn, wehrte 12 Bälle ab. 

Wartburgstädter mit spielerischer Komponente zur 3-Tore-Führung

„Im ersten Abschnitt haben wir vieles richtig gemacht“, bilanzierte Christoph Jauernik. Der Innenblock mit Duje Miljak, Nicolai Hansen und Marcel Niemeyer riegelte zumeist ab. Nach dem 1:3 (5.) übernahmen die Hausherren das Zepter. Wölfe-Torhüter Max Brustmann, einer der Besten seines Fachs der Liga, stand immer wieder im Brennpunkt. Wenn Olafur Bjarki Ragnarsson geschmeidig in die Schnittstellen der fränkischen Abwehr marschierte, klingelte es, wie beim Treffer zum 6:5 (14.). Mit der personellen Veränderung auf der rechten Angriffsseite, Tomas Urban rückte in den rechten Rückraum, Willy Weyhrauch kam auf Rechtsaußen, erhöhte ThSV-Coach Christoph Jauernik die Spielfähigkeit. Schlussmann Jan-Steffen Redwitz kaufte dem völlig freigespielten Julian Bötsch das Leder ab (17.). Sekunden später schmetterte Matthias Gerlich das Leder zum 8:6  (17.) und wenig später zum 9:7 (18.) in die Maschen. Es folgten technische Fehler im Sekundentakt auf beiden Seiten. Die Eisenacher sortierten sich, blockten in der Abwehr nach dem 9:9 (21.) zahlreiche Bälle ab. Olafur Bjarki Ragnarsson (im Doppelpack) und Adrian Wöhler (nach schnellem Umschaltspiel) brachten die Hausherren mit 12:9 in Vorhand (27.). Mit einem 3-Tore-Plus für die Wartburgstädter ging es auch zu den Pausengetränken.

Franken mit den Big Points in Thüringen

„Wir haben zur Halbzeitpause nachjustiert, insbesondere im Auftreten gegen die starken ThSV-Rückraumspieler“, ließ Matthias Obinger wissen. Doch zunächst fanden sich Matthias Gerlich und Nicolai Hansen zum 14:11 (32.). Matthias Gerlich wurde in der Folge frühzeitiger attackiert, schaltete bei einem Abpraller jedoch blitzschnell und verwandelte zum 15:13 (38.).  Mit dem taktischen Mittel des zusätzlichen Feldspielers trafen die Eisenacher durch Willy Weyhrauch von Rechtsaußen zum 16:14 (40.). Bei den Gästen, mit Abwehr- und Angriffswechseln,  netzten die Rückraumspieler Patrick Schmidt und Benjamin Herth sowie Kreisspieler Jan Schäffler ein.  Beim 16:17 (46.) hatten die Rimpar Wölfe schon mal knapp die Nase vorn. Nach einer Parade des ins ThSV-Gehäuse gekommenen Stanislaw Gorobtschuk brachten Matthias Gerlich und Tomas Urban (per Siebenmeter nach Regelwidrigkeit an ihm selbst) seine Farben mit 18:17 nach vorn (48.). „Unser Spiel wurde durch die Pfiffe der Schiedsrichter verunsichert“, konstatierte Christoph Jauernik. Die Anhängerschar der Eisenacher pfiff, was das Zeug hergab. Ronny Dedens und Nico Geckert gossen weiter Öl ins Feuer. Die Gäste behielten kühlen Kopf, nutzten die Entscheidungen vom 18:17 (48.) über ein 19:19 (52.) zum 19:22 (55.). Kurz zuvor war Tomas Urban verletzt vom Parkett gehumpelt. Doch es wurde noch einmal hochgradig spannend. Doch ausgerechnet im Finish patzten auf Seite des ThSV Eisenach die erfahrenen Spieler, sodass es auch nicht zur Punkteteilung reichte. 

Statistik

ThSV Eisenach: Redwitz (1.-41./ 8 Paraden – 14 Gegentore), Gorobtschuk (bei einem Siebenmeter und ab 41./ 3 Paraden – 11 Gegentore); Iffert, Wöhler (2), Gerlich (6/1), Ragnarsson (5), Miljak (2), Hansen (3), Urban (2/1), Holzner, Heinemann, Lielais, Niemeyer, Weyhrauch (2)

DJK Rimpar Wölfe: Brustmann (1.-60./ 12 Paraden – 22 Gegentore), Wieser (n.e.); Kraus (1), Schmitt (1), Schömig (2), Bötsch, Schäffer (6), Schmidt (7/3), Kaufmann (3), Siegler, Bauer, Herth (5), Sauer, Böhm

Text: ThSV Eisenach

Bild: ThSV Eisenach