30.11.2017  2. HBL

Hildesheims Shootingstar Savvas im Interview

Er ist der derzeit wohl spektakulärste Spieler der 2. Handball-Bundesliga: Savvas Savvas von Aufsteiger Eintracht Hildesheim erschüttert mit seiner Physis und Wurfkraft die 2. Liga. Im Interview spricht der Grieche über seinen Umzug nach Deutschland und die Saisonziele mit der Eintracht.

Er ist der Shootingstar der laufenden Saison in der 2. Handball-Bundesliga: Mit 17 Jahren gab Savvas Savvas sein Debüt für Eintracht Hildesheim, nach zwei Jahren in Hamm und seiner Rückkehr zur Eintracht im Sommer spielt der Grieche aktuell so gut wie nie. Er ist zum Leistungsträger beim Aufsteiger gereift, ist der mit Abstand beste Feldtorschütze der Liga und liegt mit 122 Treffern sogar auf Platz zwei der ligaweiten Torjägerliste – und das alles, mit gerade einmal 20 Jahren.

Im Interview analysiert Savvas den Saisonverlauf der Eintracht, spricht über seinen Umzug nach Deutschland als Teenager und verrät seinen Kindheitstraum, einmal in der DKB Handball-Bundesliga zu spielen, der mit seinem Wechsel zur kommenden Saison zu GWD Minden wahr wird.

Herr Savvas, nach einem guten Saisonstart mit zwei Siegen aus den ersten drei Spielen folgte für Hildesheim seitdem nur noch ein weiterer Heimerfolg, die Abstiegszone rückt bedrohlich nahe. Was muss wieder besser werden?

Savvas Savvas: Man merkt gerade, dass unser Kader nicht so breit ist. Die Spieler haben viele Einsatzzeiten und werden deswegen im Laufe der Saison ein wenig müde, das ist ganz normal. Dazu sind wir eine ganz junge Truppe, da ist es selbstverständlich, dass auch einmal ein paar schwächere Spiele dabei sind. Aber momentan sind wir eigentlich wieder gut drauf, haben Coburg zu Hause geschlagen und auch gegen Hamm gut gespielt. Daran müssen wir anknüpfen. Unser klares Ziel ist der Klassenerhalt, und das haben wir auf jeden Fall drauf, wenn jeder an seine Leistungsgrenze geht.

Ihnen selbst scheint das nach Ihrer Rückkehr nach Hildesheim hervorragend zu gelingen. Sie erleben gerade Ihren absoluten Durchbruch in Deutschland.

Savvas Savvas: Die Zeit in Hamm war auch super. Da hatte ich nur ein bisschen Pech mit Verletzungen. Aber zurück in Hildesheim fühle ich mich wieder sehr wohl. Das schlägt sich offensichtlich auch in meinen Leistungen nieder. Ich freue mich natürlich darüber, dass es für mich persönlich gut läuft und ich viele Tore für den Klub werfe. Aber das geht nur, weil die Mannschaft gut funktioniert. Natürlich würde ich auch gern Torschützenkönig der Liga werden. An erster Stelle steht aber ganz klar der Klassenerhalt mit der Eintracht, sonst wäre die Auszeichnung für mich nichts wert. Wenn der Klassenerhalt klappt, kann ich im nächsten Jahr unbeschwert die Herausforderung in Minden angehen.

27.11.2017 -

Aufsteiger Hildesheim unterliegt Hamm-Westf. im Heimspiel

Vor 1.651 Zuschauern in der Volksbank-Arena lieferte das Eintracht-Team eine gute kämpferische Einstellung gegen den ASV Hamm-Westfalen ab. Das machte sich insbesondere in der Defensive bemerkbar, denn das Team ließ am Ende nur 23 Gegentreffer zu. Die Gründe für die 20:23-Heimniederlage lagen eher im Angriffsspiel, insbesondere der Chancenauswertung.

 Was bedeutet Ihnen der Wechsel zu einem Klub in der DKB Handball-Bundesliga?

Savvas Savvas: Ich freue mich unglaublich über die Möglichkeit, in Minden zu spielen. Dass so ein Traditionsverein aus der ersten Liga auf mich vertraut, beweist mir, dass ich meine Familie nicht umsonst verlassen habe. Als Profi Handball zu spielen war immer mein großer Traum. Natürlich hat die DKB Handball-Bundesliga nochmal ein anderes Niveau, aber ich glaube, ich bin dafür bereit. Ich werde alles geben, um mich dort zu beweisen. Aber nochmal: Erst will ich mit Hildesheim den Klassenerhalt feiern.

Wie sind Sie überhaupt zum Handball gekommen? In Griechenland sind eher Sportarten wie Fußball oder Basketball populär.

Savvas Savvas: Durch meinen Vater. Er war auch Handballer. Am Anfang habe ich Fußball gespielt. Aber mein Vater hat mich mit fünf Jahren einmal zu einem Handballtraining mitgenommen und da war meine Leidenschaft für den Sport geweckt. Eine Zeit lang habe ich dann beides parallel gespielt, aber irgendwann habe ich mich für den Handball entschieden.

Savvas im Duell mit seinem Ex-Klub Hamm

Mit 16 Jahren fällten Sie dann die Entscheidung, Ihren Traum vom Handball-Profi in Deutschland weiter zu verfolgen. Wie schwierig war der Schritt, Ihre Heimat in so jungen Jahren zu verlassen?

Savvas Savvas: Es war anfangs schon unangenehm, von meiner Familie getrennt zu sein. Für mich war Deutschland ein komplett fremdes Land. Ich konnte kein Wort Deutsch, kannte die Kultur hier nicht. Aber wenn man Träume hat, muss man dafür manchmal auch Abstriche machen. Und ich wollte unbedingt Handball-Profi werden, am liebsten in Deutschland. Ein Berater von mir hat dann den Kontakt zu Gerald Oberbeck hergestellt, nachdem ich mit 16 schon ein paar internationale Einsätze mit der griechischen Nationalmannschaft hatte. Da habe ich dann gar nicht lange nachgedacht. Diese Chance wollte ich unbedingt nutzen. Ich bin zum Probetraining nach Hildesheim gereist, habe eine Woche bei der Eintracht mittrainiert. Und es hat geklappt.

Mussten Sie als Teenager im neuen Land alles selbst organisieren?

Savvas Savvas: Nein, Gerald hat mich sehr viel unterstützt. Dafür bin ich ihm auch sehr dankbar. Er hat mir anfangs viel erklärt, hat mir geholfen, eine Schule zu finden. Ich war zuerst auf einem Internat, bin in Hildesheim aufs Gymnasium gegangen. Nach meinem Wechsel nach Hamm habe ich dann mein Abitur in Dortmund fertig gemacht.

Wie viel Kontakt haben Sie noch zu Ihrer Familie?

Savvas Savvas: Inzwischen wieder mehr, weil sie zwei Jahre, nachdem ich nach Deutschland gegangen bin, nach München umgezogen sind. Meine Mutter stammt von dort, hat dort studiert. Deswegen sehen wir uns jetzt schon mindestens zwei bis drei Mal im Jahr.