10.09.2017  2. HBL

HSG scheitert erneut an sich selbst: Hildesheim entführt beide Punkte vom Bodensee

Drittes Spiel, dritte knappe Niederlage für die HSG Konstanz. Auch gegen Eintracht Hildesheim hatte die HSG wie schon in der Woche zuvor in Düsseldorf mit einem Tor das Nachsehen und musste nach einer schwachen Leistung eine unnötige aber verdiente 27:28 (14:15)-Niederlage hinnehmen.

Am kommenden Wochenende hat Konstanz beim ersten Doppelspieltag der Saison am Freitag bei der ebenfalls noch punktlosen HG Saarlouis und am Sonntag, 18 Uhr, in eigener Halle gegen Eisenach die nächsten Möglichkeiten auf die ersten Punktgewinne.

Bevor es überhaupt losging in der stimmungsvollen „Schänzlehölle“ wurde es ganz ruhig. In einer Gedenkminute wurde an den viel zu frühen Tod des Konstanzer Basketballers Lars Menck mit 39 Jahren erinnert. Danach ging es hoch her, umkämpft, laut, aber am Ende gab es nach zwar vorbildlichem Einsatz erneut hängende Konstanzer Köpfe. Nach drei Spieltagen steht die HSG immer noch ohne Punkt da, obwohl man mit 71:76 Toren eines der besten Torverhältnisse im hinteren Tabellenbereich hat. „Es sind Kleinigkeiten, die fehlen“, musste HSG-Cheftrainer Daniel Eblen geknickt auf der Pressekonferenz eingestehen – wieder einmal. Während auf dem Spielfeld die Konstanzer noch mit ihrer erneut mangelhaften Chancenverwertung und vielen einfachen Fehlern haderten, rang Eblen, die Enttäuschung unübersehbar im Gesicht stehend, nach den passenden Worten. „Hildesheim hat verdient gewonnen. Wir haben uns extrem schwer im Angriff getan und machen viele Fehler. Da sind auch Sachen dabei, die besprochen wurden, aber unter Druck im Spiel bekommen wir sie nicht umgesetzt.“

Das Problem in nackten Zahlen ausgedrückt: aktuell weist die Saisonstatistik für die HSG Konstanz eine Wurfquote von knapp 55 Prozent aus, Hildesheim beispielsweise kommt auf 61 Prozent. Effektiv sieht anders aus, obwohl es zu Beginn des Spiels tatsächlich danach aussah, als habe Konstanz die Abschlussschwäche der ersten beiden Begegnungen endgültig abgelegt. Es war richtig begeisternd, was die Gastgeber auf das Parkett zauberten. Eine stabile Abwehr, Konstantin Poltrum auf dem Posten, falls doch einmal ein Ball durch die aggressive, sehr bewegliche Deckung kam und im Angriff jede Menge Mut, Spielfreude, toll herausgespielte Aktionen – und endlich auch Effektivität. Nach siebeneinhalb Minuten stellten Tim Jud und Mathias Riedel mit einem Doppelschlag bereits auf 5:2.

Der starke Chris Berchtenbreiter konnte nach einer Auszeit von Eintracht-Trainer Gerald Oberbeck und zwischenzeitlichem Anschluss der Niedersachsen zwar wieder auf 7:4 erhöhen, doch schon jetzt war der plötzliche Bruch im Konstanzer Spiel zu erkennen. Das, was zuvor so einfach und spielerisch ausgesehen hatte, wurde nun zu einem harten Kampf um jeden Zentimeter. Die Vorzeichen hatten sich gedreht. Hildesheim hatte es gegen einen immer löchriger werdenden Konstanzer Abwehrverbund meist leicht, zu einfachen Torerfolgen zu kommen, während die Gelb-Blauen vom Bodensee wieder in alte Muster zurückfielen und entweder hart und lange für gute Abschlusspositionen arbeiten mussten oder aber, so sie dann schön herausgespielt waren, an den eigenen Nerven oder am starken Jakub Lefan im Tor der Gäste scheiterten. Der erfahrene Tscheche verbuchte bis zum Abpfiff 15 Paraden und 36 Prozent gehaltene Würfe.

Mit großem Kampf konnte die HSG den Drei-Tore-Vorsprung zwar 20 Minuten aufrechterhalten, auf das 11:8 durch einen Siebenmeter von Paul Kaletsch ließ der Ex-Erstligist jedoch bald eine beeindruckende Aufholjagd folgen. Halbzeitübergreifend folgten fünf rabenschwarze, torlose Minuten der Südbadener, die die clevere, eingespielte Eintracht nutzte, um kurz vor und nach der Pause einen 12:14-Rückstand in eine 17:14-Führung zu drehen (32.). „Wir müssen noch viel arbeiten“, stellte Daniel Eblen klar und erklärte: „Wir sind noch nicht auf dem Niveau, auf dem wir sein sollten. Aber wir müssen und werden weitermachen. Wir haben jetzt einen Doppelspieltag mit der zweifachen Chance etwas gutzumachen vor uns.“

Damit war auch und gerade die zweite Halbzeit gemeint, als Hildesheim alleine dreimal in das bei Unterzahl leegeräumte HSG-Tor traf, weil Konstanz teils haarsträubende Fehlpässe unterliefen. Trotzdem entwickelte sich ein echter Krimi und Konstanz stemmte sich mit großem Willen gegen die drohende Niederlage. Der eingewechselte Fabian Maier-Hasselmann fügte sich mit einer guten Leistung, drei Toren und dem 19:19- und 21:21-Ausgleich (43.) ein. Danach gönnte sich Konstanz wieder eine kollektive Auszeit und musste Hildesheim, das in Hälfte zwei auf den verletzten Savvas Savvas verzichten musste, auf 24:21 davonziehen lassen. Gerald Oberbeck war nach dem Coup zufrieden, erklärte jedoch auch: „Das war ein schweres Stück Arbeit. Wir hätten das Spiel mehrfach entscheiden können, um nicht bis zur letzten Sekunde zittern zu müssen.“

Obwohl Konstanz sogar in doppelter Überzahl freiste Chancen ausließ, kam nach dem 25:26-Anschluss durch Tom Wolf (54.) nochmals Spannung auf und die Halle kochte. Hildesheim konterte zum 28:25 und führte die Vorentscheidung herbei, denn Sebastian Bösings Anschlusstreffer zum 27:28 sechs Sekunden vor dem Ende kam zu spät. Eblen: „Jedes Spiel ist schwer, doch immer hatten wir unsere Chance. Wir haben es bislang leider nicht geschafft, sie für uns zu entscheiden. Aber wir werden den Kopf oben behalten und weitermachen.“

HSG Konstanz: Konstantin Poltrum (10 Paraden), Stefan Hanemann (3 Paraden) (Tor); Benjamin Schweda, Mathias Riedel (6), Tom Wolf (1), Paul Kaletsch (8/3), Felix Krüger, Fabian Maier-Hasselmann (3), Felix Gäßler, Tim Jud (3), Samuel Wendel (1), Chris Berchtenbreiter (4), Maximilian Schwarz, Sebastian Bösing (1), Felix Klingler, Julius Heil.

Trainer: Daniel Eblen

Eintracht Hildesheim: Twarz, Lefan (15 Paraden/davon ein Siebenmeter; ein Tor) (Tor); Nelson (1), Schieb, Simon, John (6), Meiser (2), Lungela (2), Ignatow (2), Tzoufras (4), Wiebe, Weit (3), Von Hermanni (2), Backs (2), Passias, Savvas (3).

Trainer: Gerald Oberbeck

Quelle: HSG Konstanz

Foto: HSG Konstanz