18.12.2017  2. HBL

Erster Auswärtssieg für den HC Elbflorenz

Nach mehreren unglücklichen Vorstellungen meldet sich der Aufsteiger HC Elbflorenz 2006 eindrucksvoll zurück - mit dem ersten Auswärtssieg in der 2. Handball-Bundesliga. Dem vorher ging ein Spiel, das die HSG Nordhorn-Lingen als Gastgeber und Favorit fest in der Hand zu haben schien. Doch es folgte ein Krimi in den letzten zehn Minuten.

Die Dresdner hatten den im Folgenden beschriebenen Coup auf interessante Art und Weise vorbereitet. Erst die bittere Derby-Last-Minute-Niederlage in Aue, nach überragender 1. Halbzeit und dann ein Heimspiel zum Abgewöhnen gegen den damaligen Tabellenletzten aus Konstanz. Besser kann man die bis vor dem Spiel beste Heimmannschaft nicht in Sicherheit wiegen. In dem Rhythmus muss es jetzt aber nicht weitergehen!

Die Dresdner kamen gut ins Spiel und konnten durch ein in der Anfangsphase sehr aktiven Gabriel De Santis mit 0:1 in Führung gehen. Er setzte damit anscheinend ein wichtiges Zeichen für die zuletzt gescholtene rechte Rückraumseite der Dresdner. Die HSG konnte relativ schnell durch Rechtsaußen Yannick Fraatz ausgleichen. In der Folge blieb das Spiel bis zum 4:4 in der 9. Minute eng. Beide Teams streuten nun in den nächsten Minute ein paar Fehler sowie Fehlwürfe ein. Weil die Gäste dieses jedoch mehr taten, konnten heimstarke Nordhorner in der 12. Minute mit 6:4 in Führung gehen. Im weiteren Verlauf der 1. Halbzeit konnte sich kein Team wirklich absetzen. In der 22. Minute gelang es Nils Holger Kretzschmer das 9:9 erzielen und damit seit der 9. Minute erstmals wieder den Ausgleich herzustellen. Bis zum 12:12 wechselten sich beide Teams nun beim Erzielen der Tore ab. Erst als HC Spielmacher Roman Becvar in der 27. Minute eine Zeitstrafe kassierte, nutzten Nordhorn-Lingen das, um sich durch einen Siebenmetertreffer durch Lasse Seidel sowie einen Treffer durch den sehr stark agierenden Lutz Heiny 14:12 in Führung zu gehen. Es war Nils Holger Kretschmer der mit einem Durchbruch auf Halblinks dann das 14:13 erzielte. Ein Fehlwurf der HSG ermöglichte dem HC dann sogar mit dem Ende der 1. Halbzeit das 14:14, Gabriel De Sanstis Wurf in letzter Sekunde wurde aber geblockt. Für den HC war das Ergebnis und außerdem die dazugehörige Leistung schon eine ganz wichtiger erster Schritt.

Beim 23:19 in der 42. Minute und 24:20 in der 44. Minute sah es so aus, als würde das passieren, was die über 2400 Zuschauer von ihrem Team erwarteten, nämlich einen Heimsieg. Die Treffer hatten für die HSG die beiden besten Spieler an diesem Tag erzielt. Der Rückraumrechte Lutz Heiny und HSG-Spielmacher Patrick Miedema machten dem Sachsen sehr zu schaffen. Vor allem Patrick Miedema war lange Zeit nicht in den Griff zu bekommen. Als in der 49. Minute Patrik Hruscak zum 24:24 traff, wurde es im Euregium etwas leiser. Mit dem Treffer hatte der an diesem Tag überragende Hruscak einen 5:0- Lauf des HC noch nicht beendet, denn in der 51. Minute erzielte der Slowake das 24:25. Vorher hatte auch eine Auszeit des HSG-Trainers Heiner Bultmann diesem Lauf nicht stoppen können. Vor der ersten Führung seit der 3. Minute hatte sich der immer mehr steigender Keeper Mario Hunhstock mit zwei Paraden am Stück beim Gegner richtig Respekt verschafft. Die HSG konnte durch Lasse Seidel vom Siebenmeterpunkt zwar ausgleichen, der HC blieb aber weiter griffig. Henning Quade erzielte mit seinem 7. Treffer das 25:26 und HSG-Außen Nicky Verjans scheiterte anschließend an Mario Huhnstock. Vor allem Verjahns verlor an diesem Tag das Duell gegen den Dresdner Torwart deutlich, auch wenn auch mal der Pfosten half. Spätestes als Adrian Kammlodt in der 53. Minute zum 25:27 traf, glaubten wohl alle Dresdner daran, dass was geht im Euregium. Nach dem HC-Treffer wurde es teilweise etwas hektisch. Die Dresdner kassierten innerhalb kurzer Zeit zwei Zeistrafen, was die Hausherren nutzten um auf 27:27 auszugleichen. Dabei taten sich die Niedersachsen auch in Überzahl schwer. Der HC ging jetzt bis 28:29 in der 60. Minute immer in Vorhand. Beim 29. HC-Treffer von Roman Becvar waren noch fast 40 Sekunden zu spielen. Die HSG brachte den 7. Feldspieler und spielte den Angriff fast genau bis zum Ende aus. Allerdings konnte Mario Huhnstock den letzten Verzweiflungswurf von Toon Leenders parieren. Vorher hatte die Dresdner Abwehr den Ball per „Halbblock“ fast komplett entschleunigt. Mit dieser Parade war er besiegelt, nämlich der erste Zweitligaauswärtssieg in der HC-Geschichte. Alle HC-Spieler und das Trainerteam lagen sich danach überglücklich in den Armen.

Fazit: Der HC hat es allen gezeigt und vor allem sich selbst. Die Dresdner können in fremder Halle gewinnen und das ausgerechnet beim bis dahin stärksten Heimteam der Liga. Sensationell!!! Dabei trotzen die Sachsen dem ersten Tief der Saison genauso wie den ständigen Verletzungen. Siegfaktoren gab es dabei einige. Die Dresdner gewannen an dem Tag das Torhüterduell deutlich und konnten zudem dem starken Aufbauspiel der Gastgeber ein noch besseres entgegensetzten. Dabei ragte die zuletzt auch immer mal gescholtene rechte Seite etwas heraus. Gabriel De Santis und Patrik Hruscak erzielten zusammen 9 Tore. Und war da ja noch der bärenstarke Henning Quade am Kreis, der bei 7 Versuchen 7mal traf. Das noch unglaublichere daran, das Team von Christian Pöhler hatte sich als Ziel vor dem Spiel 7 Kreistore gesetzt. Aber auch ein von zuletzt vielen Verletzungen zurückgeworfener Nils Holger Kretschmer konnte mit 4 Treffern wieder einen Schritt nach vorn machen und dem Team helfen.

Wie wichtig der Sieg war, zeigen die Ergebnisse der letzten Spieltage, denn im letzten Drittel des Tableaus ist richtig Musik drin. Der HC hat in Nordhorn mal so richtig auf die Pauke gehauen! 

Christian Pöhler sagte nach dem Spiel: „Die Zuschauer haben heute vom Niveau her ein sehr gutes Zweitligaspiel gesehen. Wir haben sehr viele richtige Sachen gemacht. Viele Dinge die wir uns in der Trainingswoche erarbeitet haben, haben wir umgesetzt. Wir waren von allen Positionen gefährlich, außer diesmal von den Außen, welche sonst oft ja unsere Stärke sind. Spieler die zuletzt auch zu Recht etwas in der Kritik standen und auch mit sich nicht zufrieden waren, waren heute auf den Punkt da. Für diese Spieler freut es mich besonders.“

Quelle: HC Elbflorenz 2006

Foto: HSG Nordhorn-Lingen