15.02.2018  2. HBL

Emsdetten-Coach Daniel Kubes: "Ich denke nicht an die Tabelle"

Im Interview spricht TVE-Trainer Daniel Kubes über die Erfahrungen bei der EM, blickt auf das kommende Spiel in Eisenach und erklärt die Perspektive in Emsdetten.

Daniel Kubes hat emotionale Wochen hinter sich. Als Trainer der tschechischen Nationalmannschaft sorgte er für die wahrscheinlich größte Überraschung bei der Europameisterschaft in Kroatien, indem er den Außenseiter bis ins Spiel um Platz 5 führte und dabei Favoriten wie den WM-Dritten Slowenien oder Titelverteidiger Deutschland hinter sich ließ.

Nach seiner Rückkehr feierte der 140-malige tschechische Nationalspieler, der in der DKB Handball-Bundesliga für TuS N-Lübbecke, HSG Nordhorn, TBV Lemgo, THW Kiel und MT Melsungen auflief, seinen 40. Geburtstag, bevor es mit dem TV Emsdetten in die zweite Saisonhälfte ging – und das nicht minder erfolgreich als im Januar: Der TVE besiegte zum Jahresauftakt den Dessau-Roßlauer HV mit 30:26 (13:12).

Im Interview spricht der frühere 2-Minuten-König über die Erfahrungen bei der EM, blickt auf das kommende Spiel des TVE in Eisenach und erklärt die Perspektive in Emsdetten.

Herr Kubes, Sie sind nicht nur Trainer des TV Emsdetten, sondern auch bei der tschechischen Nationalmannschaft, mit der Sie bei der EM in Kroatien zu den großen Überraschungen zählten und bis zum Finalwochenende dabei waren. Wie lief die Vorbereitung in Emsdetten ohne Sie ab?

Daniel Kubes: Wir mussten schon ein wenig improvisieren. Um ganz ehrlich zu sein, hatte ich erwartet, dass ich nach einer Woche wieder in Emsdetten zurück bin (lacht). Das ist dann nicht ganz so eingetreten. Aber meine Co-Trainer haben mich super vertreten. Sie haben das Team perfekt vorbereitet, sodass wir problemlos ins neue Jahr starten konnten.

Wie emotional war die EM für Sie?

Kubes: Der Erfolg war natürlich sensationell für alle Beteiligten. Wir haben es in mehreren Spielen geschafft, über unsere Leistungsgrenze hinaus zu gehen. Wir haben uns in der wahrscheinlich schwersten Vorrundengruppe durchgesetzt und bis ins Spiel um Platz 5 gekämpft. Diese Reise mitmachen zu dürfen, war wunderschön.

10.02.2018 - 2. HBL

Die Spieltagszusammenfassung

Nach einer über 4-wöchigen Handballpause kam die 2. Handball-Bundesliga nach den ersten beiden Auftaktpartien am Samstagabend so richtig in Fahrt. Mit einem Sieg macht der ASV Boden auf die SG BBM Bietigheim gut. Der Bergische HC lässt weiterhin nichts an der Tabellenspitze anbrennen.

Trotz der etwas ungewöhnlichen Vorbereitung sind Sie mit dem TV Emsdetten gut ins neue Jahr in der 2. Handball-Bundesliga gestartet. Jetzt wartet der abstiegsbedrohte ThSV Eisenach. Was wird in der Werner-Aßmann-Halle auf den TVE  zukommen?

Kubes: Das wird ein unglaublich schweres Spiel. Bei Eisenach sind drei Schlüsselspieler zurückgekehrt. Die Mannschaft hat nichts mehr mit der aus der Hinrunde zu tun. Der Eisenacher Kader ist sehr stark, voller Erstliga-Erfahrung. Und auch die Spielphilosophie des ThSV hat sich nach dem Trainerwechsel sehr geändert. Sie werden in der Rückrunde ganz andere Resultate als in der ersten Saisonhälfte einfahren. Kurzum: Gegen Eisenach wäre es einfach falsch, nur auf die Tabelle zu schauen. Sie stehen für ihre Qualität viel zu weit unten. Das wird eine sehr harte Aufgabe.

Sie haben die Eisenacher Spielphilosophie angesprochen. Wie sieht eigentlich Ihre eigene aus? Sie waren als knallharter Deckungsspezialist bekannt. Wollen Sie diese Spielweise auch Ihrem Team einimpfen?

Kubes: Es scheint so, als hätte ich doch nicht so viel Ahnung vom Abwehrspiel (lacht). Das könnte man zumindest glauben, wenn man auf die Statistik schaut. Wir kassieren momentan die siebtmeisten Tore der Liga. Dafür liegen wir bei den erzielten Toren auf Platz vier. Natürlich ist die Deckung wichtig, aber so lange ich das Gefühl habe, die Mannschaft setzt in der Abwehr das um, was ich ihr vorgebe, und wir setzen den Gegner im Verbund 60 Minuten lang unter Druck, ist mein Ziel erreicht. Dann müssen wir auch nicht die wenigsten Gegentore der Liga vorweisen. Umso schöner ist es, dass wir einen sehr produktiven Angriff haben, in dem wir uns viele Torchancen erarbeiten. Diese Spielkultur ist durchaus eine unserer Stärken.

Die Saison des TV Emsdetten war bislang eine kleine Achterbahnfahrt. Aktuell steht Platz 7 zu Buche. Der Abstand zu den Aufstiegsplätzen hält sich mit 7 Punkten allerdings in Grenzen. Schauen Sie mit einem Auge noch auf Rang 2?

Kubes: Nein, das wäre in unserer Situation überhaupt nicht angebracht. Unsere Tabellennachbarn haben alle einen breiteren Kader als wir. Wir sind in der Lage, phasenweise sehr guten Handball zu spielen und für Überraschungen zu sorgen. Aber das gelingt uns noch nicht konstant.  Um ehrlich zu sein: Ich denke gar nicht wirklich an die Tabelle. Ich peile keinen bestimmten Platz an.  Wir müssen uns vielmehr nach jedem Spiel in die Augen schauen und von uns behaupten können, dass wir alles dafür getan haben, um gut zu spielen. Meistens gibt die Anzeigetafel dann die Antwort.

Spielt der Aufstieg in Emsdetten perspektivisch eine Rolle?

Kubes: Wir befinden uns als Verein in einer Phase, in der wir erst einmal unsere Finanzen konsolidieren müssen. Das hat erste Priorität. Wenn man in die DKB Handball-Bundesliga aufsteigen will, muss die Struktur stimmen, die Halle, der Etat. Da sind uns die Erstligisten momentan noch weit voraus. Deswegen hat es für uns in der jetzigen Situation keinen Sinn, über die erste Liga nachzudenken. Natürlich wäre es ein Traum, irgendwann einmal mit dem TV Emsdetten in der höchsten Liga zu spielen. Aber für dieses Abenteuer müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen, damit zum Beispiel ein möglicher Wiederabstieg aufgefangen werden kann. Da hat der Verein ja schon seine Erfahrungen gemacht.