27.10.2016  DHB-Pokal

Wetzlar kann Leipziger Wahnsinn nicht stoppen

Die Handballer des SC DHfK Leipzig sorgen im Augenblick in der ersten Bundesliga für Furore: Sie haben 11:5 Punkte gesammelt und darüber hinaus das Viertelfinale im laufenden Pokalwettbewerb erreicht. Die Männer um Captain Lukas Binder konnten tatsächlich das Auswärtsspiel gegen die favorisierte HSG Wetzlar mit 27:25 (12:15) Toren gewinnen. Das Ergebnis hatten wirklich nur wenige Experten auf dem Zettel.

Immerhin konnten die Hessen, trotz mehrerer Abgänge im Sommer sowie der Verletzungen von Joao Ferraz und Maximilian Holst, eine bärenstarke Mannschaft mit etlichen Nationalspielern auf die Platte in Hüttenberg schicken. Die eigene Arena in Wetzlar ist bekanntlich durch eine andere Veranstaltung belegt gewesen. In dem engen Sportzentrum kamen die Männer von Trainer Kai Wandschneider – dank der Unterstützung des Großteils der Zuschauer – am Anfang viel besser klar. Vor allem Kristian Björnsen, Jannik Kohlbacher und Philipp Weber stellten die Sachsen in der Deckung vor viele Probleme.

Die HSG Wetzlar lag folgerichtig mit mehreren Toren vorn. 6:3, 7:6, 11:7, 13:9, 15:12. Als Kohlbacher und Weber unmittelbar nach dem Seitenwechsel den Vorsprung auf fünf Wirkungstreffer ausbauten, schien alles in den erwarteten Bahnen zu laufen.

Chefcoach Christian Prokop nahm seine zweite Auszeit und brachte in der Folgezeit einen siebenten Feldspieler anstelle des Torwarts in den Angriff. Außerdem schickte er Bastian Roscheck, der schon in den ersten zwanzig Minuten zwei Zeitstrafen erhalten hatte, ins Abwehrzentrum zurück. CCCP und seine Männer wurden für das große Risiko belohnt. Vorn trafen plötzlich Roman Becvar, Maximilian Janke und Franz Semper in den gegnerischen Kasten. Hinten hielt Jens Vortmann zwei Siebenmeter von Philipp Weber. Der Vorsprung der Hessen schmolz zusammen.

Die gelungenen Aktionen gaben den Sachsen neuen Mut, dass dieses Pokalspiel doch noch gewonnen werden kann. Die Abwehr um Bastian Roscheck wich keinen Millimeter mehr zurück. Plötzlich konnten Binder und Strosack auch schnelle Gegenstöße laufen. Sie schafften den Ausgleich zum 21:21 beziehungsweise 22:22. Als mehrmals die Arme der Schiedsrichter als Zeichen des Zeitspiels schon länger oben waren, hämmerte Aivis Jurdzs die Lederkugel ins gegnerische Netz. Plötzlich führten die körperkulturellen Handballer mit 24:22 Toren. Sie ließen schließlich in der heißen Schlussphase nichts mehr anbrennen. Der Jubel der Mannschaft und der zirka zwanzig Leipziger Schlachtenbummler auf den Rängen in Hüttenberg war riesengroß. Viertelfinale!

Statistik:

HSG Wetzlar gegen SC DHfK Leipzig 25:27 (15:12)

HSG Wetzlar: Buric, Weber, N; Kneer 1, Lipovina 2, Björnsen 8/1, Mirkulovski 1, Weber. P 5/3, Kraft, Hahn, Berggren, Kvist 2, Klesniks 2, Lindskog, Kohlbacher 4

SC DHfK Leipzig: Putera, Vortmann; Naumann, Semper 2, Rojewski 4, Jurdzs 4, Oehlrich, Binder 3/1, Janke 2, Pieczkowski 3, Roscheck 1, Strosack 3, Becvar 3, Milosevic 2/1

Zuschauer: 1223 Handballfans im Sportzentrum Hüttenberg

Schiedsrichter: Peter Behrens/Marc Fasthoff

Siebenmeter: Wetzlar 6/4, Leipzig 4/2

Zeitstrafen: Wetzlar 8 Min, Leipzig 8 Min


Christian Prokop (SC DHfK Leipzig):

„Mit der ersten Halbzeit können wir nicht zufrieden sein, besonders in der Abwehr waren wir immer einen Schritt zu spät. Und dann mussten wir auch schon früh im Spiel auf unseren Abwehrchef Bastian Roscheck verzichten, der mit 2 x 2 Minuten vorbelastet war.

Doch es gibt drei Gründe, warum wir die Partie noch gedreht haben. Erstens haben wir uns trotz des Rückstandes auf unseren Matchplan konzentriert und immer an uns geglaubt. Zweitens kam Jens Vortmann in der zweiten Halbzeit immer besser ins Spiel und hat Wetzlar den Zahn gezogen. Dadurch haben wir mehr Vertrauen in unsere Angriffe bekommen. Und drittens haben wir im Angriff alles auf eine Karte gesetzt und immer wieder den siebten Feldspieler gebracht.

Das waren die Gründe, warum wir das Momentum für uns genutzt und das fast verloren geglaubte Spiel noch gedreht haben. Wir befinden uns im Moment auf einer Euphoriewelle und die Mannschaft ist sehr eng zusammengewachsen und hat sich gut entwickelt. Es macht mich stolz, dass mein Team heute trotz der lautstarken Atmosphäre und fünf Toren Rückstand weiter an sich geglaubt hat.“

Text: SC DHfK Leipzig

Bild: Florian Gümbel