17.02.2016  LIQUI MOLY HBL

Altes vom Hexxer: Bild am Sonntag und der Fall des Jerzy Klempel (1984)

Folge 15: Es ging lediglich um die Honorare für ein paar lächerliche Fotos, die ein Fotograf im Frühjahr 1984 von den Spielern Frisch Auf! Göppingens geschossen hatte. Dieser Fotograf wollte dafür Geld, erzählt Peter Fichtner, der zwischen 1975 und 1988 als FAG-Abteilungsleiter tätig war.

„Wir wollten ihm das nicht zahlen“, sagt Fichtner. „Die Fotos waren ziemlich schlecht.“ Am Ende geriet dieser Streit extrem teuer für den Traditionsverein im Ländle. Denn der  Fotograf, der mit einer Polin verheiratet war, beriet zugleich den größten Star Göppingens, Jerzy Klempel. Und so kam irgendwie die Bild am Sonntag an den Vertrag des polnischen Rückraum-Linkshänders, der im Juni 1983 einmal 19 Tore in einem Spiel erzielt hatte. Demnach verdiente Klempel 100.000 Mark im Jahr, plus Auto, plus Beschäftigung für seine Frau. Das Problem: Ein Handballspieler durfte damals nur 700 Mark Aufwandsentschädigung im Monat kassieren. So sah es der Amateurparagraf des Deutschen Handballbundes (DHB) vor. In der ersten Instanz kamen die Göppinger glimpflich davon. Zu 10.000 Mark Geldbuße verurteilte das Württembergische Schiedsgericht den Club. Man könne Frisch Auf! doch nicht aus der Handball-Bundesliga werfen, entschuldigte sich der Gerichtsvorsitzende Gottlob Frey: „Die hättet ja mei Häusle angezündet.“ Der DHB aber exekutierte ein Exempel, ging in die Berufung und ließ einen Funktionär die Bücher überprüfen. „Die haben aber nichts gefunden“, erzählt Fichtner. „Nur die 700 Mark im Monat, die er kriegen durfte. Den Rest der Gage für Klempel haben Privatleute bezahlt.“ Die Mannschaft, in deren Tor ein gewisser Bernhard Bauer stand, jedenfalls musste dennoch im Sommer 1984 zwangsabsteigen. Bereits ein Jahr später aber kehrte Frisch Auf! Göppingen zurück in die Handball-Bundesliga. Mit Jerzy Klempel.

           
 

Foto: Klempel im Wurf / Mit freundlicher Unterstützung der Fotoagentur Horstmüller