19.10.2015  LIQUI MOLY HBL

Altes vom Hexxer: Die Festspiele des Christian Patzer – 1. Meister aus dem Ausland

Folge 5: Das Weihnachtsfest war gerade erst vorüber. Geschenke wurden seinerzeit nicht umgetauscht. So kurz nach dem Fest lag es für 2. 000 Göppinger Fans nahe, einen ihrer Helden des Meisterschaftsendspiels vom 2. Januar 1970 mit der Melodie von „O Tannenbaum, O Tannenbaum“ zu huldigen.

Mit „O Christian! O Christian! Wie schön sind Deine Tore!“, feierten die Fans den 1,94m großen Christian Patzer wegen seiner vier Treffer beim 22:18 (10:7)-Sieg gegen den VfL Gummersbach. Frisch Auf!-Abteilungsleiter Anton Burkhardtsmaier jubelte nach dem siegreichen Finale über „Christian-Patzer-Festspiele“. Der wuchtige Österreicher war mit diesem Triumph erster ausländischer Handballer, der Deutscher Meister wurde. Eine Ehre, die Patzer nicht so recht bewusst war. „Tatsächlich?“, fragt der heute 71-Jährige, der im Sommer 1969 von Edelweiß Linz an den Rand der Schwäbischen Alb gewechselt war und 1972 erneut Meister wurde. „Darüber freue ich mich, das ist eine schöne Geschichte.“ 
Sprungwurf Patzer (von Presse Rudel, Stuttgart)

Der erste Ösi in der Liga war Patzer allerdings nicht. 1968/69 spielte Martin Wesinger für die SG Leutershausen, später in Großwallstadt. Die meisten Ausländer kamen vom Balkan: 1967/68 spielten beim BSV 98 Solingen teilweise drei jugoslawische Profis (Zagmestar, Turkalj, Ackun). Eine Ausländerbegrenzung gab nicht. Später waren Isländer groß in Mode. So wie heute. Bei Frisch Auf! spielte Olafur Einarsson. Das Duo Axel Axelsson und Olafur H. Jonsson wurde mit Grün-Weiß Dankersen 1977 Deutscher Meister. Zurück zu Patzer: Der war kein Handballprofi, sondern technischer Zeichner in Göppingen. Zweimal die Woche wurde trainiert, vor dem Endspiel etwas öfter. „Wir haben bei Frisch Auf! nicht für Geld gespielt“, erzählt Patzer. „Für den Titel gab es 200 Mark Prämie. Und ein Urlaub auf Island, das hat gepasst.“ Erst 1974 flatterte ihm ein lukratives Angebot auf den Tisch: „Das war verlockend. Aber ich hatte mit der Handballkarriere schon abgeschlossen und in Linz eine gute berufliche Perspektive.“ Das Angebot? Es kam vom TSV Rintheim. Er bot dem Festspiel-Patzer 10. 000 Mark Handgeld.