01.12.2015  LIQUI MOLY HBL

Altes vom Hexxer: Mit Fangnetzen in eine neue Ära

Folge 11: Das WM-Wunder von Kopenhagen lag erst drei Monate zurück, als sich sieben glorreiche Weltmeister von 1978 in Elsenfeld, unweit von Aschaffenburg in der Region Bayrischer Untermain, versammelten:

Heiner Brand, Erhard Wunderlich, Joachim Deckarm und Claus Fey reisten an, um am letzten Spieltag der Saison 1977/78 den achten Meistertitel für den VfL Gummersbach einzufahren. Auf der anderen Seite sehnten sich Manfred Hofmann, Kurt Klühspies und Manfred Freisler nach dem ersten Titel für den TV Großwallstadt, der sich unter Trainer Klaus Zöll zu einer Spitzenmannschaft gemausert hatte. Der Schlussakt der neuen eingleisigen Bundesliga am 6. Mai 1978 ging als Drama von Elsenfeld in die Geschichte ein. Mit 9:7-Toren führte der VfL Gummersbach bereits. Die 3.000 frenetisch jubelnden TVG-Anhänge in der ausverkauften Rudolf-Harbig-Halle schienen sich schon mit der Vizemeisterschaft abgefunden zu haben – dem Gegner reichte ein Remis zum Titel. Dann aber geschah das Unfassbare: Mit einem fulminanten Endspurt drehte der TV Grosswallstadt die Begegnung, führte nach Treffern von Kurt Klühspieß, Peter Meisinger (je zwei) und Volker Lange plötzlich mit 12:9 und siegte, als Karl-Heinz Nolde den letzten Angriff des VfL Gummersbach vergab, mit 12:11-Toren. Der TVG gewann seine erste deutsche Meisterschaft. 

Böses Blut verursachte das „taktische Konzept der Bayern“ (Handballwoche) hinter den Toren. Denn „vier Ordner strafften mit Akribie das als Ballfang gedachte Netz hinter dem Tor von Manfred Hofmann, sodass der Ball nach Gummersbacher Fehlwürfen fast wie von einer Wand zurückprallte und damit Hofmann die Gelegenheit gab, schnelle Gegenstöße einzuleiten“. Die Kollegen auf der anderen Seite hingegen „achteten pedantisch darauf, dass dort das Netz schlaff blieb“ – damit VfL-Keeper Valentin Markser wichtige Zeit verlor. „Daran kann ich mich gar nicht erinnern“, lacht Kurt Klühspies, darauf angesprochen. Die Auffangnetze jedenfalls waren nicht hinderlich bei der Begründung einer neuen Ära: Viermal in Folge gewannen Klühspies & Co. die Meisterschaft.

 

Foto: Hofmann / Zöll (H & M Press)