23.10.2015  LIQUI MOLY HBL

Altes vom Hexxer: Vom Trainer für ein Spiel zum Bundestrainer des DHB

Folge 6: Als Manager Eugen Haas am Nachmittag des 29. Januar 1971 von einer Geschäftsreise zurückkehrte, hatte der VfL Gummersbach keinen Trainer mehr. Dr. Horst Dreischang hatte entnervt hingeschmissen.

Der Mann, der den Aufstieg der Blau-Weißen zur erfolgreichsten Mannschaft der Welt ermöglicht hatte, war die ständigen Debatten mit dem eigenwilligen VfL-Star Hansi Schmidt leid. Und zu stolz, um sich in der Presse als Versager darstellen zu lassen. Also verpflichtete Manger Hass in seiner Not per Telefon einen neuen Coach: Horst Käsler, einst Deutscher Meister mit dem Berliner SV 1892. Für das wichtige Auswärtsspiel am folgenden Tag bei Grün-Weiß Dankersen ließ er den Coach aus Berlin einfliegen. Es war ein Blitz-Transfer, der sich als Desaster entpuppte. Beim Anpfiff saß beim VfL Gummersbach nämlich noch kein Trainer auf der Bank.
Käsler erreichte die Halle erst zu Beginn der ersten Halbzeit, weil das Flugzeug aus der Hauptstadt Verspätung aufwies. „Als er kurz nach dem Anpfiff kam, lag der VfL schon knapp zurück“, notierte die Deutsche Handball-Woche. Mit Käsler am Spielfeldrand wurde es allerdings auch nicht viel besser, weshalb das Fachorgan spöttisch hinzufügte: „Und als er kurz vor Abpfiff ging, um seinen Rückflug noch zu erreichen, hatte der VfL Gummersbach schon verloren.“ Mit 12:17-Toren gingen die Gummersbacher in Minden unter. Und zum ersten Mal seit 1966 erreichten die Blau-Weißen, die überragende Mannschaft des ersten Bundesliga-Jahrzehnts, nicht das Meisterschaftsfinale (GW Dankersen gewann 1971 den Titel). Dafür aber hält der VfL bis heute den Rekord für die kürzeste Trainer-Amtszeit der Bundesliga-Geschichte. Geschadet hat es dem Trainer nicht: Gut ein Jahr später wurde Käsler vom Deutschen Handballbund zum Bundestrainer ernannt. 
Hansi Schmidt im Gespräch mit Horst Käsler (Foto: Helmut Steickmann)