02.10.2015  LIQUI MOLY HBL

Deutsche Einheit! Ost bei West: Eisenach will Punkte aus Hamburg

Romantik pur! Die deutsche Einheit macht`s möglich: Der ThSV Eisenach reist zum Bundesligaspiel in die Hansestadt Hamburg und möchte Punkte entführen. Dafür muss laut Petkovic der Respekt vor dem großen Namen "HSV" abgelegt werden.

Die deutsche Einheit vor 25 Jahren macht es möglich, dass Handballer aus Eisenach am Samstag, 03.10.2015 zum Bundesliga-Spiel zum HSV Hamburg reisen. Vor 26 und mehr Jahren wären die Eisenacher Handballer vielleicht zum ASK Vorwärts Frankfurt/Oder gereist oder hätten den „geliebten“ SC Dynamo Berlin in der „Sporthalle Katzenaue“ empfangen. Mit der Wiedervereinigung öffnete sich auch für den Handball-Traditonsverein von der Wartburg, gerade als ThSV Eisenach aus der Sektion Handball der BSG Motor Eisenach hervorgegangen, die Tür zu völlig neuen Welten. Am 03.10.1990 trafen anlässlich der Wiedererlangung der Einheit Deutschlands der ThSV Eisenach und Bundesliga-Spitzenreiter SG Wallau-Massenheim in Eisenach zu einem Freundschaftsspiel aufeinander. Die Gäste kamen Gala-Besetzung: von Peter Hofmann über Stefan Schöne und Mike Fuhrig bis zu Martin Schwalb. Die Eisenacher, von Hans-Joachim Ursinus trainiert, mit Dietmar Aust, Detlef Henkel, Karsten Kalbitz, Tosten Biermann und vielen anderen bot Paroli, egalisierte mehrfach Rückstände, sodass es am Ende zu einem dem Charakter des Aufeinandertreffens vollauf entsprechenden 17:17-Remis kam.

ThSV Eisenach im 25. Jahr der deutschen Einheit in der Beletage

„Und wo spielt die so rumreiche SG Wallau-Massenheim jetzt“, mit dieser Frage spann Velimir Petkovic, der aktuelle Coach des ThSV Eisenach, den Faden von der Vergangenheit in die Gegenwart. Die einst national und international so erfolgreiche SG Wallau-Massenheim ist in den Niederungen des hessischen Spielbetriebes abgetaucht. Und der ThSV Eisenach? Er spielt zum 25. Jubiläum der Wiedervereinigung in der DKB Handball-Bundesliga in der Hansestadt Hamburg, beim HSV Handball. Ein Beleg für das andauernde und erfolgreiche Wirken der Männer in verantwortlichen Positionen, die den ThSV Eisenach in der Creme de la Creme des bundesdeutschen Handballs einen festen Platz erkämpft haben. Daniel Luther, der Kapitän des ThSV Eisenach, war wenige Tage vor jenem 03.10.1990 gerade 3 Jahre jung geworden. Im Jahr 1998 meldete ihn seine Mutter beim ThSV Eisenach an, dem der Rückraumspieler bis heute die Treue hält.

ThSV Eisenach hat alles an Deck

Er führt das Team des ThSV Eisenach am Samstag, 03.10.2015 um 19.00 Uhr auf das Parkett der 12.000 Zuschauer fassenden Barclaycard Arena (Sylvesteralle) in Hamburg. „Wir sind ein Underdog der Liga“, betont Eisenachs Spielgestalter Olaufr Bjarki Ragnarsson. „Wir müssen den Respekt vor großen Namen und großen Hallen ablegen“, fordert Velimir Petkovic von seinem jungen Team. Manche hätten ihre Gegenspieler und die Arenen bis vor kurzem nur im Fernsehen bewundert. „Vor 5.000 oder mehr Zuschauern zu spielen, das motiviert mich“, erklärt Eisenachs 25-jähriger Rückraum-Recke Azat Valiullin, der bis zum Sommer in den Reihen von Lok Tscheljabinsk vor 200 Zuschauern gespielt hat. Velimir Petkovic hofft auf ein selbstbewusstes Auftreten seiner Crew, gestärkt durch den 33:31-Sieg über die HBW Balingen-Weilstetten. Er hat derzeit im Training alle Spieler dabei, auch den sich bei seiner ersten Trainingseinheit in Eisenach verletzenden rechten Rückraumspieler Patrik Hruscak. „Ihm gebe ich aber noch Zeit, um seine Fitness zu verbessern“, erläutert Velimir Petkovic. Mit der Angriffsleistung gegen eine so unbequeme 3:2:1-Abwehr der Balinger war er höchst zufrieden. „Das heißt, wir sind spielerisch gut drauf“, so der erfahrene Coach. Defizite in der Abwehrarbeit sollen indes abgestellt werden. Dann sähen auch die Torhüter besser aus, gab Velimir Petkovic zu Protokoll. Der Coach des ThSV Eisenach hob die mentale Stärke seiner Mannschaft hervor, die in der Vorwoche einen 4-Tore-Rückstand noch herumgerissen habe. „Wenn wir in Hamburg dran bleiben, die Gastgeber nervös werden, haben wir vielleicht eine Chance“, sinniert Velimir Petkovic.

Wiedersehen mit Dener Jaanimaa

Der Eisenacher Coach trifft auf einen Linkshänder, der in der Vorsaison noch in Trikot des ThSV Eisenach zum Aufstieg in die DKB Handball-Bundesliga beitrug: Dener Jaanimaa. Den torgefährlichen Rückraumspieler zog es von der Kleinstadt Eisenach in die Hansestadt Hamburg. Er absolvierte gerade seine beiden ersten Einsätze für den HSV. Beim jüngsten Auswärtsspiel des HSV in Magdeburg (32:28 für die Elbestädter) wurde er mit zwei Treffern im Spielprotokoll notiert. HSV-Trainer Michael Biegler haderte mit der Chancenverwertung, Keeper Johannes Bitter sah zu viele eigene Fehler. Aufatmen gab es unterdessen hinsichtlich der Verletzung von Piotr Grabarczyk, der befürchtete Handbruch bestätigte sich nicht. Im Heimspiel gegen den Aufsteiger aus Thüringen sind für den HSV, aktuell mit 7:7 Zählern auf Tabellenplatz 10, zwei Zähler freilich fest im Plan.

HSV weiterhin namhaft besetzt

Der HSV Handball hält sich mit finanziellen Problemen seit einigen Jahren in den Schlagzeilen. Er hängt hauptsächlich am Tropf eines Mäzens. Im Sommer 2014 erhielten die Hanseaten erst im dritten Anlauf – und unter heftigen Protesten der Konkurrenz – die Lizenz. Die glanzvollen Jahre mit der deutschen Meisterschaft 2010/2011 sind Geschichte. Das anspruchsvolle Publikum strömt nur noch limitiert in die Arena. Die Oberränge wurden bereits geschlossen. Die klangvollen Namen internationaler Stars finden sich nicht mehr im Kader wieder. Dennoch ist der HSV Handball weiterhin gut besetzt; wenn auch nicht gut genug, um im Vorderfeld der Tabelle mitzumischen. Im Tor steht seit 2007 Nationaltorhüter Johannes Bitter, der dem Verein die Treue hält. Im linken Rückraum ist der HSV mit dem 199-fachen Nationalspieler Pascal Hens und im rechten Rückraum mit dem 61-fachen Auswahlspieler Adrian Pfahl bestens besetzt. Auf Rechtsaußen wirbeln Hans Lindberg (188 Länderspiele für Dänemark) und Stefan Schröder (56 Auswahleinsätze für Deutschland). Und im rechten Rückraum steht der Ex-Eisenacher Dener Jaanimaa als Alternative bereit….

Quelle: ThSV Eisenach

Bild: Freitag