24.01.2018  Handball Europameisterschaft

27:31 - Katastrophale zweite Halbzeit besiegelt deutschen EM-Knockout

Der Traum der Titelverteidigung bei der Europameisterschaft in Kroatien ist für das deutsche Team endgültig geplatzt. Im "Endspiel" um den Einzug ins Halbfinale ging Deutschland mit 27:31 gegen Spanien baden. Eine unterirdische zweite Halbzeit, in der Deutschland zwölf Minuten kein Treffer gelang, besiegelte das Debakel von Varazdin. Bester Werfer der Bad Boys war Kai Häfner mit fünf Treffern.

Das Spiel in Kürze

Die Anspannung war bei Deutschland schon vor Anpfiff zu spüren. Die Spieler legten eine komplett andere Körpersprache wie noch in den Spielen zuvor an den Tag. So kam es wie es kommen sollte. Andreas Wolff fing den ersten Ball auf sein Tor und Julius Kühn netzte nach vier Minuten zur 1:0-Führung. Deutschland spielte einen enorm schnellen Ball nach vorne und suchten immer wieder den direkten Torerfolg in der ersten und zweiten Welle. Angepeitscht von den rund 500 deutschen Fans führten die Bad Boys nach zehn Minuten mit 5:3.

Spanien stellte daraufhin die Abwehr auf eine 5:1-Formation um, mit Alexander Dushjebaev als Indianer auf der Eins. Durch diesen Schachzug kamen die Iberer besser ins Spiel, die Deutschen taten sich mit der neuen Abwehrformation schwerer. Bis zur 16. Minute legte Spanien einen 5:1-Lauf hin und führte auf einmal mit 8:6. Die Spanier waren immer wieder über den Kreisanspiele erfolgreich, die die Bad Boys nicht verhindern konnten. Wiencek (17.) und Groetzki (20.) stellten den 8:8-Ausgleich wieder her. Bis zum 10:10 (24.) begegneten sich die Mannschaften auf Augenhöhe. Dann nutzten die Spanier eine Zwei-Minuten-Strafe von Uwe Gensheimer aus und zogen erneut auf zwei Tore weg. Diesen Rückstand konnte die deutsche Mannschaft bis zum Halbzeitpfiff nicht mehr aufholen, sodass die Bad Boys mit einem knappen 13:14-Rückstand in die Pause gingen.

So gut die deutsche Mannschaft in in das Spiel kam, so katastrophal startete die zweite Halbzeit. Kai Häfner konnte in der 34. Minute noch das 15:15 erzielen, dann gelang den Bad Boys zwölf Minuten gar nichts mehr! Immer wieder warf das DHB-Team im Angriff den Ball leichtfertig weg. Auch als das deutsche Tor leer war und Bundestrainer Christian Prokop mit dem siebten Feldspieler agierte, war das deutsche Spiel von technischen Fehlern geprägt. Das deutsche Black Out wussten die Spanier zu nutzen und setzten sich dank eines 8:0-Laufes auf 23:15 ab. Erst in der 46. Minute konnte Kai Häfner den Bann brechen und den 16:23-Anschlusstreffer erzielen. Die Messe war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon längst gelesen. Mit 27:31 verlor Deutschland gegen Spanien.

Die Highlights

0. Spielminute - Klare Ausgangslage

Die Ausgangslage ist klar. Dänemark hat sich mit dem Sieg gegen Mazedonien endgültig als Gruppensieger ins Halbfinale katapultiert. Die Bad Boys müssen gewinnen, um als Gruppenzweiter das Ticket nach Zagreb zu buchen. Ein Unentschieden würde Spanien reichen.

3. Spielminute - Wolff ist wieder da!

Unfassbar! Andreas Wolff ist direkt wieder in den Köpfen der Spanier. Der Kieler Torhüter pariert die ersten drei Bälle auf sein Tor, darunter ein Siebenmeter! So kann es weitergehen.

10. Spielminute - Gefangen!

Spanien hat Angst vor Andreas Wolff! Der Keeper FÄNGT zum zweiten Mal einen Wurf auf sein Tor. Dieses Mal war Daniel Sarmiento das Opfer des Kielers.

25. Spielminute - Dushjebaev auf's leere Tor

Deutschland füllt in Unterzahl auf und nimmt den Torhüter raus. Kai Häfner nimmt sich den Wurf, doch Rodrigo Corrales kann parieren. Der Abpraller landet bei den Iberern, die schnell schalten und auf den nach vorne enteilten Alexander Dushjebaev spielen. Dieser muss den Ball quasi nur noch in das leere deutsche Tor fallen lassen.

35. Spielminute - Glanztat von Wolff!

Gedeon Guardiola kommt in den Gegenstoß und wird beim Abschluss noch minimal von Hendrik Pekeler ,seinem Teamkollegen aus der DKB Handball-Bundesliga, bedrängt. Andreas Wolff kann den Wurf halten - es bleibt beim 15:16 für Spanien.

43. Spielminute - Aufwachen, Jungs!

Das kann doch nicht wahr sein! Deutschland gelingt in der zweiten Halbzeit gar nichts! Seit sieben Minuten wartet das DHB-Team auf einen deutschen Treffer. Doch in den letzten drei Angriffen haben die Bad Boys stets den Ball verloren, sodass Spanien gemütlich auf das leere Tor werfen konnte. 8:0-Lauf für Spanien, jetzt muss Deutschland mehr schnell als langsam aufwachen!

48. Spielminute - Der Weckruf?

Als hätten die Spieler den Bericht gelesen. Kai Häfner kann den Bann brechen und trifft gleich drei Mal hintereinander. "Nur noch" 18:23 aus Sicht der Deutschen. Geht da doch noch was?

Spieler der Partie

Die Spanier hatten Glück im Unglück. In der 24. Minute ließ sich Stammtorhüter Gonzalo Vargas verletzt auswechseln, für ihn kam sein Ersatz Rodrigo Corrales zwischen die Pfosten. Es sollte der gewinnbringende Wechsel sein. Geburtstagskind Corrales hielt seine Statistik bis weit in die zweite Halbzeit bei über 40% und war zwischenzeitlich sogar bei 56%.

Bild des Tages

Stimmen zum Spiel

Jordi Ribera (Trainer, Spanien):

... über den Halbfinaleinzug: "Wir sind sehr glücklich, dass wir weitergekommen sind. Es war ein sehr taktisch geprägtes Spiel. In der zweiten Halbzeit haben wir dann zum Glück das Spiel für uns entschieden."

Christian Prokop (Trainer, Deutschland):

... über das Spiel: "Wir haben heute klare Chancen liegen lassen. Spanien hat verdient gewonnen."

... über seinen Job: "Wir haben zwar unser Ziel verpasst, ich habe allerdings wichtige Erfahrungen gesammelt. Diese werde ich in den nächsten Turnieren einsetzen können."

Rodrigo Corrales (Spieler, Spanien):

... über das Spiel: "Wir waren heute sehr fokussiert und sind glücklich, das Spiel gewonnen zu haben. Es war ein sehr hartes Spiel. Jetzt geht es gegen Frankreich. Wir freuen uns sehr auf das Halbfinale."

Uwe Gensheimer (Spieler, Deutschland):

"Wir sind sehr enttäuscht, dass wir die Chance nicht genutzt haben. Es war ein sehr enges Spiel. Dann haben wir das Spiel aus der Hand gegeben."

Zahlen, Daten, Fakten

Nach 23 Spielen zwischen Deutschland und Spanien spricht die Bilanz nach der deutschen Niederlage weiterhin für die Iberer. Die Hauptrundenniederlage bei der EM 2018 war die 16. Niederlage für das DHB-Team gegen Spanien. Demgegenüber stehen  lediglich sechs Siege und zwei Unentschieden.

Das Spiel Deutschland gegen Spanien war das zehnte Europameisterschafts-Spiel für Rune Dahmke. Der Links Außen der Bad Boys erzielte beim EM-Aus keinen Treffer.

Die Familie Entrerrios genießt im spanischen Handball einen hohen Stellenwert. Während der schon in Hanball-Rente gegangene Alberto Entrerrios mit 146 Treffern der beste EM-Torschütze seines Landes aller Zeiten ist, hat sein fünf Jahre jüngerer Bruder Raul die meisten EM-Spiele für sein Land bestritten. 49 Europameisterschafts-Spiele hat der Mann des FC Barcelonas in den Knochen. Fünf mehr als sein großer Bruder.

Deutschland: Heinevetter, Wolff (beide im Tor), Gensheimer (2/1), Lemke, Wiencek (2), Reichmann (4), Pekeler (2), Weinhold, Weber (4), Fäth, Groetzki (2), Häfner (5), Janke, Dahmke, Kühn (4), Kohlbacher (2)

Spanien: Vargas, Corrales (beide im Tor), Gurbindo (4), Rivera, Entrerrios (4), Dujshebaev (5), Sarmiento (2), Aguinagalde (4), Canellas, Morros, Arino (1), Guardiola, Goni, Sole (5), Balaguer (6), Figueras

So geht es weiter

Für Deutschland ist das EM-Turnier nach der Niederlage beendet. Für Dänemark und Spanien geht die Reise nach Zagreb, wo am Freitag die Halbfinale anstehen. Im Halbfinale treffen Dänemark und Spanien dann auf Schweden und Frankreich.