14.07.2017  LIQUI MOLY HBL

HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann: "Alle Entscheidungen waren auf die Entwicklung des Handballs ausgerichtet"

Gleich drei wichtige Entscheidungen wurden bei der Mitgliederversammlung der Handball-Bundesliga getroffen. Im Interview erläutert HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann, warum ein einheitlicher Hallenboden sinnvoll ist, wie die 2. Handball-Bundesliga durch die Reduzierung von 20 auf 18 Mannschaften profitiert und wie es zur Entscheidung für den 15. und 16. Kaderplatz kam.

Herr Bohmann, zur neuen Saison wird in der DKB Handball-Bundesliga auf einem einheitlichen Hallenboden gespielt. Welche Vorteile bietet diese Maßnahme?

Frank Bohmann: In erster Linie geht es dabei um ein einheitliches Erscheinungsbild. Der Zuschauer soll sofort feststellen, dass er ein Spiel der DKB Handball-Bundesliga sieht. In den amerikanischen Profiligen ist das Standard, beim Fußball oder Eishockey naturgegeben und auch die deutsche Basketball-Bundesliga spielt auf einem einheitlichen Parkett. Der Boden ist genauso notwendig wie weitere Standards, die wir vorgeben. Das Licht zum Beispiel oder der Abstand zum Spielfeld. Das alles schafft einen Wiedererkennungswert.

Welche Rolle spielte der neue Medienpartner Sky bei dieser Entscheidung?

Frank Bohmann: Der Boden war keine Vorgabe von Sky oder von ARD und ZDF. Alle begrüßen aber die Entscheidung, da sie von den positiven Auswirkungen eines professionellen Erscheinungsbildes überzeugt sind. Gerade wenn wir an die Konferenzschaltungen bei Sky denken, wird der Zuschauer von einem einheitlichen Bild profitieren und muss sich nicht bei jeder Schalte an ein neues Setup gewöhnen. Der Wunsch nach mehr parallel stattfindenden Spielen wurde immer wieder an uns herangetragen, jetzt müssen wir zusehen, dass wir dieses neue Format so gut wie möglich an den Fan bringen.

Einige Vereine müssen sich nun einen neuen Boden anschaffen, was mit zusätzlichen Investitionen verbunden ist.

Frank Bohmann: Die Kosten waren natürlich auch bei den Clubs ein Thema. Dass ein einheitlicher Hallenboden aber wichtig ist für das Produkt Handball, da waren sich alle einig. Daher hat auch eine breite Mehrheit für diese Maßnahme gestimmt. Der neue Medienvertrag hat nicht nur in dieser Beziehung auf Seiten der Clubs für zusätzlichen Aufwand gesorgt, dieser wird sich aber auf die Dauer auszahlen.

Müssen sich nun auch Aufsteiger, die Gefahr laufen, nur eine Saison in der DKB HBL zu spielen, einen neuen Boden anschaffen?

Frank Bohmann: Nein, müssen sie nicht. Wir sind uns dieser Problematik bewusst und deshalb hat die HBL auch zentral Böden angeschafft, die den Aufsteigern bei Bedarf im ersten Jahr zur Verfügung gestellt werden. Im Falle des Klassenerhalts müssen sie dann aber für die Folgejahre eine eigene Lösung finden.

Ein weiterer Beschluss, der für Aufsehen gesorgt hat, war die Entscheidung für den 15. und 16. Spieler. Welche Auswirkungen erwarten Sie?

Frank Bohmann: Das Präsidium und die Geschäftsführung der Handball-Bundesliga haben sich aus dieser Debatte bewusst herausgehalten. Was aber eindeutig für diese Änderung spricht, ist, dass die internationalen Regeln 16 Spieler auf dem Spielberichtsbogen vorsehen. Wir hatten hier bisher immer eine Sonderrolle. Ob der 15. und 16. Spieler nun für eine maßgebliche Entlastung der Topspieler sorgen wird, oder wie von den Gegnern behauptet, ein Vorteil für die großen Clubs besteht, wird sich zeigen. Ich persönlich erwarte aber keine gravierenden Auswirkungen, weder in die eine noch in die andere Richtung.

Seit immerhin sechs Jahren wurde über dieses Thema kontrovers diskutiert. Warum hat die Mitgliederversammlung dem Antrag in diesem Jahr doch zugestimmt?

Frank Bohmann: Bisher war das immer ein sehr polarisierendes Thema. In diesem Jahr wurde jedoch mehr kommuniziert und der Austausch war konstruktiver.

Der dritte Beschluss mit weitreichenden Folgen war die Reduzierung der 2. Liga von 20 auf 18 Mannschaften. Wie profitiert die 2. Handball-Bundesliga von dieser Maßnahme?

Frank Bohmann: Die Durchmischung der 2. Liga war mit drei Aufsteigern und vier Absteigern pro Jahr einfach zu groß. Das bedeutete jedes Jahr sieben neue Mannschaften in der Liga. Und durch die hohe Zahl an Absteigern, waren oft bis kurz vor Schluss der Saison sehr viele Clubs in Abstiegsgefahr. Es wurden oft Risiken eingegangen, um den Abstieg mit neuen Spielern zu verhindern. Wir sind überzeugt davon, durch die Reduzierung zur wirtschaftlichen Kontinuität in der Liga beizutragen. Außerdem waren aufgrund der hohen Anzahl an Spielen bisher mehrere Doppel- und Wochenspieltage nötig, welche bei den Clubs sehr unbeliebt sind. Diese werden mit 18 Mannschaften auf ein Minimum reduziert, was die Clubs zusätzlich entlastet.

Wie bewerten Sie die Mitgliederversammlung insgesamt?

Frank Bohmann: Die Mitgliederversammlung fiel sehr konstruktiv aus. Alle Entscheidungen waren sehr auf die Entwicklung unseres Produkts Handball und Handball-Bundesliga ausgerichtet. Bei allem Wettbewerb untereinander besteht ein großes Verständnis und eine große Einigkeit über die grundsätzliche strategische Ausrichtung, in die wir gehen wollen.

Vielen Dank für das Gespräch!