30.03.2017  LIQUI MOLY HBL

Moritz Schäpsmeier: "Als A-Jugendlicher keinen Gedanken daran verloren, dass ich es nicht in die Bundesliga schaffe. Aus heutiger Sicht extrem naiv!"

Er ist seit seiner Geburt GWD-Mitglied, stammt aus der eigenen Jugend, ist mittlerweile Kapitän der Bundesligamannschaft und hat über 300 Spiele für Minden absolviert. Vergangenen Sonntag hat Moritz Schäpsmeier seinen Jugendverein zum 1000. Bundesligaspiel in der Vereinsgeschichte aufs Feld geführt.

Nach der Saison müssen sich die Fans aber an eine neue Rolle des Mindener Urgesteins gewöhnen: Der 32-Jährige wird seine aktive Karriere beenden, dem Verein jedoch als Trainer der 2. Mannschaft erhalten bleiben. Im Interview spricht er über seine Karriere, Trainervorbilder und erinnert sich an das "Wunder von Flensburg".

Moritz, seit Sonntag ist der TSV GWD Minden der erst fünfte Verein in der Geschichte der DKB Handball-Bundesliga, der es auf die stolze Zahl von 1.000 Spielen bringt. Eine besondere Partie für den Klub?

Moritz Schäpsmeier: 1000 Spiele in der stärksten Liga der Welt sind schon historisch. Dementsprechend groß war auch die Aufmerksamkeit rund um die Partie. Wir haben Tickets für 1000 Cent verkauft, es gab ein buntes Programm für die Zuschauer und in der ausverkauft Halle war eine großartige Stimmung.

Bei fast einem Drittel aller Erstligaspiele warst du selbst dabei. Du stammst aus der eigenen Jugend, bist Kapitän, hast über 300 Spiele für Minden absolviert und bist mit dem Klub durch viele Höhen und Tiefen gegangen. Hattest du dir das als Jugendspieler so erträumt?

Moritz Schäpsmeier: Das ist schon lustig. Für mich kam nie etwas anderes in Frage. Im Grunde habe ich als A-Jugendlicher keinen Gedanken daran verloren, dass ich es nicht in die Bundesliga schaffe. Aus heutiger Sicht extrem naiv! Aber es hat ja geklappt.

Welches deiner über 300 Spiele ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Moritz Schäpsmeier: Am emotionalsten waren natürlich die vielen heißen Derbys. Dazu sind gerade die ersten Spiele gegen die Topstars aus Kiel und Flensburg immer noch sehr präsent.

Der TSV GWD Minden blickt auf eine lange Historie zurück. Was zeichnet deinen Jugendverein aus?

Moritz Schäpsmeier: Wir identifizieren uns in Minden und insbesondere in Dankersen extrem über unseren Verein und diese besondere Stellung in der Sportregion. Das treibt uns an.

Du warst 2007/2008 auch Teil des „Wunders von Flensburg“. Ihr wart quasi schon abgestiegen, habt dann aber am letzten Spieltag in Flensburg völlig überraschend den Vizemeister geschlagen. Wie hast du diesen damaligen Klassenerhalt erlebt? 

Moritz Schäpsmeier: Das war alles völlig unrealistisch. Wir hatten den Klassenerhalt am vorletzten Spieltag bereits in letzter Sekunde aus der Hand gegeben und waren am Boden zerstört. Was dann in Flensburg passiert ist, war einfach unglaublich. Das war sehr viel Courage und zugleich die günstigste Gelegenheit in Flensburg zu gewinnen, die es je gegeben hat.

Auch dieses Jahr sieht es ganz gut aus mit dem Klassenerhalt. Ihr seid zwar Aufsteiger, steht aber auf einem sehr guten zwölften Platz. Was macht euch so stark?

Moritz Schäpsmeier: Wir haben eine große Anzahl von individuell starken Spielern in unserem Kader. Unser Vorteil in dieser Saison ist, dass wir insbesondere in den Schlüsselspielen unsere Stärken bislang immer gut ausgespielt haben und so wichtige Punkte geholt haben.

Nach der Saison beendest du deine Karriere. Mit welchen Zielen gehst du in die letzten Spiele als Profi?

Moritz Schäpsmeier: Mein sportliches Ziel ist es natürlich den Klassenerhalt perfekt zu machen. Ansonsten habe ich keine großen Erwartungen für die restlichen Spiele. Ich will mit der Mannschaft einfach die Saisonaufgabe erledigen.

Du bleibst dem Verein aber auch nach deinem Karriereende erhalten. Du übernimmst zur kommenden Saison den Trainerposten der zweiten Mannschaft von Minden. Was reizt dich an dieser Aufgabe?

Moritz Schäpsmeier: Ich wollte eine neue Aufgabe im Verein übernehmen und mich für andere Herausforderungen im Handball weiterentwickeln. Dieses Ausbildungsteam von GWD ist für mich sehr spannend. Ich freue mich sehr darauf, die Perspektive zu wechseln. Den meisten Jungs, die da spielen, geht es so wie mir vor 14 Jahren.

War es schon länger dein Plan Trainer zu werden?  

Moritz Schäpsmeier: Das hat sich mit den Gedanken über mein Karriereende in den letzten Monaten so entwickelt. Jetzt ist es natürlich auch Zufall, dass gerade dieser Posten frei geworden ist.

Welcher Trainer hat dich am meisten geprägt?

Moritz Schäpsmeier: Es gab einige prägende Trainer in meiner Karriere. In erster Linie sicher die Trainer aus meiner Jugendzeit. Die Nachwuchstrainer von GWD rund um Dietmar Molthan haben den größten Anteil daran, dass ich Bundesligaspieler geworden bin.

Von wem wirst du dir etwas abschauen?

Moritz Schäpsmeier: Ich werde alles auflesen, was sich mir bietet. Ich freue mich besonders auf die Zusammenarbeit mit unserem Bundesligatrainer Frank Carstens und dem A-Jugendtrainer Sebastian Bagats.

Vielen Dank für das Gespräch!