12.07.2016  Intern

Länderspiel LIVE im ZDF - DHB-Auswahl testet gegen Tunesien - wer darf mit nach Rio?

Mittwoch und Donnerstag werden die Tage der Entscheidung für Dagur Sigurdsson. Nach dem letzten Test auf deutschem Boden am Mittwoch gegen Tunesien (18.35 Uhr, live im ZDF) wird der Bundestrainer einen Tag später seine 14 Spieler für die Olympischen Spiele von Rio (6. bis 21. August) nominieren.

„Das ist in allen Fällen eine Qual der Wahl“, sagte der Isländer zwei Tage vor dem Test gegen Tunesien. Am Mittwoch hoffen er und seine 21 Spieler auf eine tolle Kulisse – und darauf, dass die Serie hält: In den vergangenen zehn Jahren haben deutsche Nationalmannschaften zehn Länderspiele in der Porsche-Arena bestritten. Und zehn Mal – acht Mal die Männer, zweimal die Frauen – hieß der Sieger Deutschland. So auch beim 37:30 der Männer im Januar gegen eben jene Tunesier in der Vorbereitung auf die letztlich erfolgreiche Europameisterschaft.

Nun steht die Partie gegen den Zweiten der Afrikameisterschaft unter einem besonderen Stern: „Das ist die letzte Chance, sich dem Bundestrainer mit Blick auf Rio zu beweisen“, sagt Rückraumspieler Christian Dissinger. „Auch wenn Dagur vielleicht schon sein Konzept hat, wird jeder zeigen, was er momentan draufhat“, ergänzt sein Kieler Mannschaftskamerad Steffen Weinhold.

Gegen Tunesien werden 20 Spieler im Aufgebot stehen, einzig Steffen Fäth kann wegen den Nachwirkungen seines Mittelhandbruchs nicht spielen. „Aber auch er hat seine Chance für Rio. Das werden wir mit der medizinischen Abteilung genau besprechen“, sagte Sigurdsson. Der Isländer überlegt zudem, neben den 14 Nominierten einen, vielleicht auch zwei zusätzliche Spieler mit nach Rio zu nehmen – auch wenn diese nicht im Olympischen Dort leben dürfen. „Allein schon wegen der Distanz macht es Sinn, darüber nachzudenken“, sagt Sigurdsson.

Nachdem Anfang Juni der letzte Lehrgang stattfand, hatten alle Spieler Zeit, Kräfte zu tanken – parallel hatten sie aber auch Hausaufgaben in Form eines Trainingsplans. Und die scheinen erfolgreich gewesen zu sein: „Alle Spieler sind fit, haben die Zeit gut genutzt und in den ersten Trainingseinheiten gut mitgezogen“, sagt Sigurdsson.

Der Bundestrainer erwartet am Mittwoch ein „schweres Spiel gegen einen starken Gegner“. Das Hauptaugenmerk gegen Tunesien liege darauf, den Rhythmus zu finden. Einen Tag später muss sich der Isländer dann entscheiden und dem DOSB seine Olympiafahrer melden: „Wir haben eine starke Konkurrenz auf allen Positionen. Alle, die hier sind, und sogar noch ein paar mehr, hätten es absolut verdient, in Rio mit am Start zu sein.“

Dabei kann es sein, dass einige Positionen nicht doppelt besetzt werden, denn Sigurdsson legt besonderen Wert auf die Defensive: „Das ist unser Herzstück, aber wir müssen auch im Hinterkopf haben, wie wir Ausfälle kompensieren.“ Spieler, die am 31. Januar in Krakau durch das 24:17 im Finale gegen Spanien Europameister wurden, haben derweil keinen Bonus beim Isländer: „Ich versuche die Spieler zu nominieren, die uns im nächsten Spiel helfen werden und schaue weniger darauf, was sie früher gemacht haben.“

Was die Ziele für Rio betrifft, bleibt Sigurdsson seiner Linie treu: „Wir fahren dahin, um zu gewinnen. Wir wissen, dass drei, vier Mannschaften besser sind als wir, aber an einem guten Tag können wir alle schlagen. Nach den erfolgreichen vergangenen beiden Jahren haben wir uns Respekt erarbeitet – aber in der Spitze geht alles sehr eng zu.“

Wie Teammanager Oliver Roggisch ist der Isländer der einzige im deutschen Team mit Olympiaerfahrung – und beide warnen vor den potenziellen Ablenkungen: „Wir werden bei den Spielern die Gedanken ausblenden, was man an einem spielfreien Tag anschauen kann. Es geht nur um Handball“, sagt Roggisch. „Bei einer WM oder EM gibt es nur Halle und Hotel, Spieltage und Vorbereitungstage. Bei Olympia kommt man ins Olympische Dorf, dort hat man diese Ruhe nicht, die man bei anderen Turnieren hat“, ergänzt Sigurdsson: „Daher muss die Mannschaft sehr diszipliniert sein.“

Taktisch will Sigurdsson in Rio – auch dank der längeren Vorbereitung im Vergleich zu einer EM oder WM – einiges Neues bieten, spannend wird für den Isländer aber vor allem, wie die neuen Regeln umgesetzt werden: „Wir haben uns intensiv damit befasst, wissen aber nicht, was unsere Gegner machen werden. Die neue Regel zum siebten Feldspieler könnte ein ganz neuer Weg werden, denn sie bietet einige taktische Varianten.“

Für Oliver Roggisch ist jetzt erst einmal wichtig, den Schwung mitzunehmen – am besten schon im Test gegen Tunesien: „2016 war bislang ein äußerst erfolgreiches Jahr für den DHB. Und jeder ist sich im Klaren, dass Olympia in diesem Sinne eine Riesenchance ist.“

Quelle: DHB

Bild: Klahn