09.08.2016  Intern

Bad Boys gewinnen gegen Polen

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft gewinnt gegen die polnische Auswahl nach einer überzeugenden Leistung mit 32:29 (16:14). Nach einer hektischen ersten Hälfte behalten die Spieler von Trainer Dagur Sigurdsson einen kühlen Kopf, lassen den Polen letztendlich keine Chance und bleiben damit im zweiten Spiel in Rio ungeschlagen.

Rio de Janeiro. Das Spiel stand auf der Kippe. Entsprechend eilig hatte es Torwart Andreas Wolff (THW Kiel), von der Bank wieder in den Torraum zu kommen. Die Polen hatten in dieser 46. Minute schon wieder den Ball erobert, und nun stürmte Michal Jurecki, der einst das Trikot Lübbeckes und des HSV getragen hatte, mit brachialer Wucht auf das deutsche Tor zu und wollte ihn erzwingen: den Ausgleich zum 22:22.

Im Torraum erwartete ihn jedoch schon Wolff, nachdem er seinem Mannschaftskameraden Paul Drux (Füchse) vorher umgerannt hatte. Wolff wartete lange mit einer Reaktion, riss dann den rechten Fuß und die Hände in die Höhe und lenkte das Geschoss an die Latte. Die Halle tobte. Das war, wie sich herausstellen sollte, die Wende in diesem Spiel.

Von diesem Fehlwurf erholten sich die Polen nicht mehr, am Ende siegte die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) mit 32:29 (16:14)-Toren gegen Polen und steht mit 4:0-Punkten vor dem Einzug in das Viertelfinale. Donnerstagabend gegen Brasilien (21:40 Uhr, deutsche Zeit) kann das Team von Dagur Sigurdsson das erste Etappenziel auf dem Weg zur angestrebten Medaille realisieren.

„Das war eine sehr wichtige Parade von Andi“, sagte der Isländer. „Aber ich will keinen Spieler hervorheben. Wir haben den Sieg durch einen guten Teamgeist und eine starke kämpferische Leistung verdient.“ Diese Homogenität äußerte sich auch bei den Treffern, mit Kapitän Uwe Gensheimer (Paris), Julius Kühn (VfL Gummersbach) und Fabian Wiede (Füchse Berlin) gab es drei Schützen mit je fünf Toren.

Anders als beim Auftaktsieg gegen die Schweden (32:29) erwischten die deutschen Profis diesmal einen guten Start, als Rückraum-Linkshänder Kai Häfner (Hannover) einen Hüftwurf im gegnerischen Tor unterbrachte. Überhaupt lief das deutsche Positionsspiel, das in den letzten Jahren stets als Schwachpunkt ausgemacht worden war, über weite Streckken sehr gut, immer wieder riss der erneut starke Spielmacher Paul Drux (Füchse Berlin) mit dynamischen Antritten für die Halbspieler Lücken in die gegnerische Deckung.

Doch die Polen konterten stets, weil auch sie, wie ebenfalls die Deutschen, oft ihren Torwart vom Feld nahmen und so einen weiteren Feldspieler brachten. Der Ball kam immer wieder zu Kreisläufer Bartosz Jurecki, der nur gefoult werden konnte, und die fälligen Strafwürfe verwertete zumeist Ex-Löwe Karol Bielecki. „Die Kreisläufer waren sehr schwer in den Griff zu bekommen“, meinte Sigurdsson.

Als Wolff dann einen Ball aus der Nahwurfzone abwehrte und über das ganze Feld hinweg ins leere Tor traf, lag die DHB-Auswahl beim 6:4 erstmals mit zwei Treffern vor (11. Minute). Paul Drux & Co. dominierten die Partie scheinbar nach Belieben, da auch der Halblinke Kühn mit drei schnellen Treffern einen guten Einstieg ins Spiel schaffte. Als Häfner den Kreisläufer Hendrik Pekeler glänzend bediente, führte der Europameister gar mit 9:6 (15.).

Doch die Polen kämpften sich zurück ins Spiel. Nun war es der 2,07m große Kamil Szyprzak (FC Barcelona), der am Kreis immer wieder Lücken fand und zum 11:11 (21.) ausglich. Kurz darauf kassierte Christian Dissinger (THW Kiel) nach einem harten Zweikampf am Kreis eine Rote Karte (23.). Doch auch davon zeigte sich die Sigurdsson-Team unbeeindruckt. Trotz einiger technischer Fehler marschierten sie weiter. Als der selbtbewusste Wiede zweimal traf und Wolff einige Male zur Stelle war, ging es mit 16:14-Toren in die Pause.

Nach Wiederanpfiff gerieten die Deutschen in einen furiosen Lauf, den Martin Strobel (Balingen), bedient von Häfner, zum 20:15 (35.) vollendete. Doch kurz darauf schlitterten die Deutschen in eine kleine Krise. Die Polen standen, als sie nach dem 21:17 (38.) drei Treffer in Folge erzielten, vor der Wende. Doch dann scheiterte Michal Jurecki bei besagtem Tempogegenstoß an Wolff (46.), der Keeper bällte seine Fäuste.

Von diesem Fehlwurf erholten sich die Polen nicht mehr, während die Deutschen nun erstaunlich cool ihre Angriffe abspulten und durch Kapitän Uwe Gensheimer (Paris), Häfner und Tobias Reichmann (Kielce) auf 25:21 (48.) davonzogen. Als der Regisseur Drux mit einem Doppelschlag auf 28:23 (52.) erhöhte, war das die endgültige Entscheidung.

Erik Eggers