13.08.2016  Intern

DHB-Team nach Sieg über Slowenien so gut wie im Viertelfinale

Im Spiel gegen den Tabellenführer Slowenien zeigt die deutsche Nationalmannschaft die richtige Reaktion auf die Niederlage am Donnerstag gegen Gastgeber Brasilien. In einer kämpferischen Partie mit vielen Zeitstrafen behalten die "Bad Boys" einen kühlen Kopf und gewinnen am Ende souverän 28:25 (11:12).

Rio de Janeiro. Patrick Wiencek, der ansonsten so wuchtige Kreisläufer vom THW Kiel, schlich als erster in Kabine, er sah kaputt aus, obwohl er nur gut 18 Minuten gespielt hatte. Und dennoch hob ihn Bundestrainer Dagur Sigurdsson nach dem 28:25 (11:12)-Sieg gegen Slowenien hervor. „Er ist krank und war die ganze Zeit nur auf dem Klo. Direkt vor dem Spiel hat er in der Kabine noch gekotzt“, sagte Sigurdsson. „Das zeigt den Charakter und die Einstellung dieses Teams. Das macht mich einfach stolz.“ Bester Schütze war Kapitän Uwe Gensheimer (Paris) mit 7/4 Treffern.

Mit dem dritten Sieg im vierten Spiel (6:2 Punkte) kam die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) ihrem Ziel, im olympischen Turnier von Rio de Janeiro das Viertelfinale zu erreichen, einen großen Schritt näher. Sollte Ägypten gegen Brasilien nicht gewinnen oder Polen gegen Schweden nur einen Punkt holen, wäre das Ticket sicher. Andernfalls benötigte Deutschland, um ganz sicher zu gehen, am Montag gegen Ägypten (16.30 Uhr, deutsche Zeit) noch einen Punkt.

Wie auch immer – wichtig war vor allem, dass die Abwehr, die in den ersten drei Partien einige Sollbruchstellen gezeigt hatte, gegen Slowenien in die Spur fand. Abwehrchef Finn Lemke (SC Magdeburg) zeigte eine famose Leistung, blockte einige Male und stahl auch einige Bälle. „Mein Gefühl war gut“, erklärte der 2,10 Meter-Riese. „Die Abwehr stand in der zweiten Halbzeit, das war ein ganz wichtiger Impuls“, sagte Spielmacher Martin Strobel (Balingen). „Wir holen uns das Selbstvertrauen einfach über eine gute Abwehrleistung“, meinte Linkshänder Steffen Weinhold (THW Kiel).

Der deutsche Positionsangriff hatte sich anfangs schwer getan gegen die bewegliche 3:2:1-Deckung der Slowenen. Zwar brachte Sigurdsson mit Paul Drux (Berlin) auf Halblinks, Kai Häfner (Hannover) in der Mitte und Fabian Wiede (Berlin) auf Halbrechts bewusst eine „kleine Aufstellung“. Aber die Rückraumspieler bewegten sich zumeist nur mit Ball und wurden in dieser Phase eine leichte Beute der cleveren Gegner.

So lag das deutsche Team schnell mit 0:3 zurück, als Blaz Janc traf (6.). Es dauerte ganze sieben Minuten, bis Rechtsaußen Tobias Reichmann (Kielce) mit seinem insgesamt 15. Turniertor erstmals netzte. Als Keeper Andreas Wolff (Kiel) erstmals parierte, traf Finn Lemke vom eigenen Kreis ins leere Tor (9.). Erst jetzt kamen die Deutschen besser ins Spiel. Einen 3:0-Lauf schloss Drux, bedient vom Klubkollegen Wiede, per Durchbruch zum 5:5 (17.) ab. Zuvor hatte Torwart Wolff aus dem eigenen Torraum ins leere slowenische Tor den Anschluss hergestellt (16.).

Doch es blieb eine zähe Angelegenheit. Die Abwehr agierte zwar nun deutlich beweglicher und stürzte die Gegner ebenfalls in Probleme. Aber eine Führung sprang in Halbzeit nicht heraus. Als Hendrik Pekeler (Löwen) sich eine unnötige Zeitstrafe abholte und die deutschen Profis in 4:6-Unterzahl agierte, lagen sie nach einem Zwischenstand von 8:8 (21.) wieder 9:11 (27.) zurück. Aber die Slowenen waren in der Halbzeit, nachdem Pekeler einen letzten Wurf über das Tor warf, beim 11:12 noch in Schlagweite.

Nach der Pause legten die Slowenen zum 12:14 (31.). Aber nun reagierten die deutschen Profis mit schnellen Angriffen und einer zunehemend entschlossenen Abwehr, die noch selbstbewusster wurde, als Wolff einige Glanzparaden hinlegte. Als Reichmann blitzschnell reagierte, sich einen Abpraller vom Torwart griff und zum 17:14 (37.) einwarf, war die Wende geschafft. „Man hat gemerkt, dass die Slowenen langsamer wurden, weil deren Abwehrarbeit Kraft kostete“, analysierte Gensheimer.

Weinhold, Häfner und Drux, der mit fünf Toren wieder zu stärksten Profis zählte, gingen nun erbarmungslos in die Deckung. Drux war es auch, der beim Stand von 19:17 eine kurze Krise mit einem Hüftwurf beendete (45.). Kurz darauf erzielte Wolff sein zweites Tor aus der Ferne zum 23:19 (49.). Diesen Vorsprung brachte das Sigurdsson-Team sicher über die Zeit, als Kapitän Gensheimer auch seinen vierten Strafwurf zum 28:23 einnetzte, war die Partie entschieden. Die Niederlage im letzten Spiel gegen Brasilien scheint nur ein Betriebsunfall gewesen zu sein.

Erik Eggers