12.08.2016  Intern

DHB-Team verliert gegen Gastgeber Brasilien

Die Mannschaft von Dagur Sigurdsson verliert vor atemberaubender Kulisse in Rio gegen die Gastgeber aus Brasilien mit 33:30 (17:16). In einer hektischen Partie peitschten 10.000 brasilianische Fans ihre Mannschaft zu ihrer besten Turnierleistung, während die Deutschen es verpassten in den entscheidenden Phasen einen kühlen Kopf zu bewahren. Am Samstag kommt mit Slowenien der Tabellenführer der Gruppe B.

Rio de Janeiro. Der letzte Ball saß. Doch das Tor von Tobias Reichmann (Kielce) vom Siebenmeter-Strich ging ziemlich unter in der bebenden Future Arena. 12.000 Zuschauer bejubelten ekstatisch die brasilianische Nationalmannschaft nach einem Sensationssieg gegen den Europameister, während die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) mit gesenkten Köpfen das Spielfeld verließ. Mit 30:33 (16:17)-Toren kassierte das Team von Dagur Sigurdsson im olympischen Turnier von Rio de Janeiro eine erste, herbe Niederlage.

„Ich bin enttäuscht. Das war sicher nicht unsere beste Leistung“, kommentierte der Isländer die Partie. „Wir hatten zwar gute Phasen, konnten das Spiel aber nicht kontrollieren.“ Dennoch hat die deutsche Mannschaft, die in Kai Häfner (Hannover) und Reichmann (je sechs Tore) ihre besten Schützen hatte, bei nun 4:2-Punkten immer noch gute Chancen auf den Viertelfinaleinzug. Der nächste Gegner am Samstag heißt Slowenien (14.30 Uhr MEZ).

Speziell die Abwehr tat sich schwer gegen die wuchtigen und präsenten Brasilianer. „Die Brasilianer haben sehr gut gespielt. Aber unsere Abwehr muss sich verbessern, auch im Zusammenspiel zwischen Torwart und Defensive“, meinte Bob Hanning, der DHB-Vizepräsident Leistungssport. In das gleiche Horn blies Steffen Weinhold, der neu in die Mannschaft gekommene Rückraum-Linkshänder aus Kiel. „Wenn wir hier etwas erreichen wollen, müssen wir es schaffen, nur 20 bis 25 Gegentore pro Spiel zuzulassen.“

Zwar liefen die Angriffskonzepte der deutschen Profis in der Anfangsviertelstunde flüssig. Aber diesmal fehlte es gegen die aggressive Deckung der Gastgeber an Präzision im Abschluss. Insbesondere der wurfgewaltige Julius Kühn (VfL Gummersbach), der mit bisher zwölf Turniertoren beste Schütze, leistete sich schnell drei Fahrkarten – am Ende traf keiner seiner sechs Würfe ins Tor. „Das war heute sicher kein Sahnetag für Julius, aber er ist ja noch jung“, sagte Sigurdsson.

So gingen die Brasilianer beim 4:3 (7.) erstmals in Führung und konnte diese, als Rechtsaußen Fabio Chiuffa per Siebenmeter traf, sogar auf 9:6 ausbauen (14.). Zu oft brachen die Brasilianer durch oder kamen zu Würfen ohne Körperkontakt. Dabei agierte Silvio Heinevetter (Füchse Berlin), der anstelle von Andi Wolff (Kiel) spielte, noch in passabler Form.

Häfner leitete dann die beste deutsche Phase mit einem trockenen Wurf aus dem Rückraum ein, nun spielte das Team oft mit einem siebten Feldspieler. Nach dem 10:10 (18.) durch Kapitän Uwe Gensheimer (Paris) zog die deutsche Mannschaft weiter durch. Ein Doppelschlag von Reichmann und ein sehenswertes Rückraumgeschoss durch Paul Drux (Füchse) – plötzlich führte der Favorit mit 15:11-Toren (24.).

Das Publikum wurde stiller. Doch dann leistete sich der Europameister bis zur Pause katastrophale sechs Minuten. Nach vielen deutschen technischen Fehlern und Fehlwürfen glichen die Brasilianer zu 15:15 aus. Und als Gensheimer kurz vor der Halbzeit einen Ball zu Haniel Langaro passte, warf der den Ball ins leere Tor, die Halle toste.

Es war, als starte ein Düsenjet, so laut war es in der Halle, als die Brasilianer nach Wiederanpfiff nachlegten. Nach einem Siebenmeter Chiuffa stand es 17:19 (34.). Doch die Deutschen reagierten cool: Pekeler mit einem ansatzlosen Wurf aus acht Metern leitete einen 5:0-Lauf ein, den Häfner mit einem Rückraumgeschoss in den linken Winkel zum 22:19 (38.) vollendete. Bis zum 25:22 durch Fabian Wiede (44.) lief die Partie eigentlich auf Deutschland zu.

Doch dann gelang dem starken Chiuffa ein Doppelschlag, und als der unglücklich agierende Christian Dissinger (Kiel) retten wollte, als der Ball gen leeres deutsches Tor trudelte, kassierte er Zeitstrafe und es stand 25:25 (48.). Kurz darauf der nächste Rückschlag: Gensheimer traf beim Siebenmeter den Kopf des Keepers und kassierte Rot.

Die Hektik, die daraufhin ausbrach, nutzten die Gastgeber entschlossen, während der bisher treffsichere Reichmann nun zweimal verwarf. Als der überragende Chiuffa zum 29:26 (55.) traf, waren die Deutschen nicht mehr zum Konter fähig.

Erik Eggers