18.01.2017  Handball Weltmeisterschaft

Dominiks WM-Tagebuch (4): Knochenmühle als Vorteil für das DHB-Team

Unser WM-Experte Dominik Klein kommentiert das Geschehen bei der Handball Weltmeisterschaft 2017 in Frankreich. Nach dem Kantersieg gegen Saudi-Arabien müssen die Bad Boys am nächsten Tag direkt wieder ran. Dominik berichtet von der hohen Belastung für Handballer bei Großereignissen und wirft einen genaueren Blick in das französische Lager.

Liebe Handball-Fans,

Für die Bad Boys ist das Duell mit Weißrussland das vierte Spiel in sechs Tagen. Klar, das klingt für Nicht-Handballer mit Sicherheit nach einer Knochenmühle, die Spieler sind diese Belastung aber im Grunde gewohnt. Diese Vielzahl an Spielen gibt es in unserer Sportart seit Jahren. Natürlich könnte man im Sinne der Sportler perspektivisch einmal etwas daran ändern, aber als Profi-Sportler nimmt man es, wie es kommt, und stellt sich im Kopf eben auf diese Situation ein. Zumal der deutsche Kader die Breite hat, diese Belastung abzufangen und gerade die jungen Spieler heiß darauf sind, sich bei ihrer ersten WM so oft wie möglich auf der großen Bühne zu präsentieren. Der Spielrhythmus könnte also sogar ein kleiner Vorteil für das DHB-Team sein.

Am Dienstag war ich ein weiteres Mal in der XXL Arena in Nantes und habe den Sieg meiner ehemaligen THW-Teamkollegen Thierry Omeyer, Nikola Karabatic und Daniel Narcisse gegen Russland verfolgt.

Beim Spiel Frankreich vs. Russland bebt die Halle!

Das erfahrene Trio führt das französische Team unnachahmlich. Daniel ist zwar ein bisschen angeschlagen – dennoch schafft er immer noch unglaublich viel Raum für seine Mitspieler, so wie man das von ihm gewohnt ist. Es scheint so, als ob jede Karte des französischen Trainers Didier Dinart momentan sticht.

Mein aktueller Mannschaftskollege Olivier Nyokas in Nantes, der zuvor ja in der DKB Handball-Bundesliga für den HBW Balingen-Weilstetten am Ball war, hat auch schon einige Einsatzminuten bekommen. Kurioserweise kam er gegen Russland auf meiner Position auf Linksaußen ins Spiel, obwohl er ja eigentlich ein unglaublich dynamischer Rückraumspieler ist. Aber ich denke, diese Qualitäten wird er spätestens in den K.o.-Spielen für die Franzosen einbringen dürfen.

Die WM-Spiele vor Ort zu verfolgen, sorgt schon für Gänsehaut. Deswegen hoffe ich auch, dass die Bad Boys am Freitag Kroatien schlagen und ihre K.o.-Spiele in Paris spielen dürfen. Den Weg dorthin werde ich dann auf jeden Fall auf mich nehmen, um die Jungs ordentlich anzufeuern. Das darf man sich nicht entgehen lassen. Also, strengt euch an, Jungs!

 

Für besonders gute Stimmung in der Halle sorgen auch immer die WM-Maskottchen. Vor dem Spiel animieren sie die Zuschauer in der Fan-Zone vor der Arena. Dort werde ich auf jeden Fall demnächst noch ein Foto mit „Rok“ und „Koolette“ machen. Die Namen finde ich übrigens ganz kreativ. „Roucoulette“ ist ja der französische Begriff für einen Dreher. Und gerade die Franzosen um Kentin Mahé und Michael Guigou zeigen diese Trickwürfe reihenweise in Perfektion.

Viele Grüße aus Nantes,

Euer „Mini“

 

Dominik Klein, 33, ist der WM-Experte der DKB Handball-Bundesliga. Seit dem Sommer 2016 spielt der Linksaußen für den französischen Spitzenklub HBC Nantes und kennt sich damit im Land des Gastgebers bestens aus. Zuvor war Klein für den TV Großwallstadt (2002-03, 2005-06), die SG Wallau-Massenheim (2003-2005) und den THW Kiel (2006-16) in der DKB Handball-Bundesliga aktiv und  avancierte zum absoluten Publikumsliebling. Seine Trophäensammlung ist rekordverdächtig: Mit den Zebras aus Kiel wurde Klein acht Mal Deutscher Meister, sechs Mal DHB-Pokalsieger und gewann drei Mal die EHF Champions League. Dazu kommen fünf Erfolge im Super Cup ein Titel bei der Klub-WM. Nicht minder beeindruckend ist Kleins Nationalmannschaftskarriere: In 187 Länderspielen erzielte der Rechtshänder 370 Treffer und holte den WM-Titel 2007 im eigenen Land.

Dominik Klein ist mit Isabell, der Spielführerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, verheiratet. Das Paar hat einen gemeinsamen Sohn. Aus seiner neuen Heimat Nantes wird „Mini“ regelmäßig in Kolumnen für die DKB Handball-Bundesliga über das WM-Geschehen berichten und als „Außenreporter“ interessante Einblicke ins Land des Gastgebers geben.

 

Foto: Klahn