13.01.2017  Handball Weltmeisterschaft

Bad Boys zittern sich zum WM-Auftaktsieg

Die deutsche Nationalmannschaft hat einen gelungenen Auftakt in die WM in Frankreich hingelegt. Das DHB-Team besiegte Ungarn zum Start der Gruppenphase mit 27:23 (16:11) und konnte sich am Ende vor allem bei einem überragenden Torhüter und dem zurückgekehrten Kapitän Uwe Gensheimer bedanken.

Das Spiel in Kürze

 

Bundestrainer Dagur Sigurdsson gab dem Berliner Silvio Heinevetter den Vorzug vor dem „Handballer des Jahres“ Andreas Wolff. Und „Heine“ zahlte das Vertrauen auf imposante Art und Weise zurück: 14 Paraden, 39 Prozent gehaltene Würfe - der 152-fache Nationalspieler war einer der großen Garanten für den WM-Auftaktsieg.


Der erste Knackpunkt der Partie ereignete sich schon Mitte der ersten Halbzeit: Ungarns Topstar Laszlo Nagy verletzte sich bei einer Abwehraktion so schwer, dass er ohne Umwege humpelnd das Spielfeld verließ. Das Fehlen des athletischen Rückraum-Rechten nutzte Deutschland eiskalt. Kapitän Uwe Gensheimer, der trotz seiner schwierigen persönlichen Umstände wie aufgedrehte agierte und sieben seiner ingesamt 13 Treffer schon in der ersten Halbzeit erzielte, und Kai Häfner sorgten für eine 11:7-Führung.


Danach waren die Bad Boys gar nicht mehr zu bremsen. Angetrieben von Gensheimer erhöhte der Europameister auf 16:10, fing sich wenige Sekunden vor der Pause aber noch einen unnötigen Treffer. So wie die letzte Aktion vor dem Seitenwechsel verschlief das DHB-Team dann auch die Anfangsphase des zweiten Abschnitts gehörig. Zwei-Minuten-Strafen, Pfostentreffer, technische Fehler: Die Bad Boys luden Ungarn ein und das Team von Trainer Xavi Sabate ließ sich nicht bitten. 15 Minuten vor dem Ende war Ungarn wieder bis auf einen Treffer dran.


Die Chance zum Ausgleich verpassten die Ungarn aber gleich reihenweise. Obwohl das DHB-Team einfach keinen Fluss mehr in sein Angriffsspiel bekam, hielt es den Gegner bis zum Ende auf Distanz und durfte sich dabei vor allem bei Häfner bedanken, der sein Durchsetzungsvermögen immer wieder in die Waagschale werfen konnte. Am Ende zitterten sich Kapitän Gensheimer und Co. zu einem 27:23 (16:11)-Auftaktsieg und können nun beruhigt auf die kommenden Aufgaben in der Vorrundengruppe C blicken. 

 

Die Highlights

 

8. Minute: Deutschland erwischt den besseren Start
Heinevetter ist für die Bad Boys von Anfang an in der Partie und gibt der Deckung Sicherheit. Im Angriff ist der Europameister einen Tick konsequenter als Ungarn und erspielt sich deswegen beim 4:2 eine verdiente Zwei-Tore-Führung. Nichtsdestotrotz wird schnell klar, dass das Auftaktspiel ein ganz harter Kampf wird.


17. Minute: Superstar Nagy verletzt sich
Heinevetter hält für die Bad Boys, was das Zeug hält, im Gegenzug vergibt Julius Kühn zweimal in Folge die Chance, den deutschen Vorsprung auszubauen. Ungarns Superstar Laszlo Nagy blockt den Gummersbacher, knickt dabei aber um und verlässt sofort humpelnd das Spielfeld.


21. Minute: Tor nach Videobeweis
Pieczkowski setzt sich im rechten Rückraum durch, doch sein Wurf bleibt zwischen dem ungarischen Keeper Nandor Fazekas und dem Gehäuse hängen – Zeit für den ersten Videobeweis der Bad Boys bei der WM. Das Ergebnis: Das Ding war drin, 9:7.


23. Minute: Bad Boys setzen sich ab
Der Videobeweis beflügelt das DHB-Team offenbar. Im Anschluss trifft Uwe Gensheimer seinen dritten Strafwurf, Silvio Heinevetter hält wiederum spektakulär und Kai Häfner legt zum 11:7 nach. Auszeit Ungarn.


30. Minute: Gegentreffer in letzter Sekunde
Sekunden vor dem Halbzeitpfiff fängt sich das deutsche Team noch einen Treffer zum 16:11, trotzdem kann Bundestrainer Dagur Sigurdsson in der ersten 30 Minuten vor allem mit seiner Abwehr und Antreiber Gensheimer zufrieden sein.


34. Minute: Auf Heinevetter ist Verlass
Aus der Kabine kommen die Bad Boys ein wenig schläfrig, Ungarn hat die Chance, den Rückstand zu verkleinern. Doch da steht ja immer noch Heinevetter im deutschen Tor: Der Berliner hält einen Strafwurf, es bleibt beim 16:12.


38. Minute: Häfner bricht den Bann
Was für eine schwache Anfangsphase der Deutschen nach Wiederanpfiff. Ungarn kommt bis auf 15:16 heran, doch dann bricht Häfner den Bann und erzielt nach acht langen Minuten den ersten deutschen Treffer im zweiten Durchgang.


49. Minute: Ungarn nicht kaltschnäuzig genug
Der vermeintliche Außenseiter schnuppert im zweiten Abschnitt gehörig an einer Überraschung, schafft es aber nicht den Ausgleich zu erzielen. Auch der Wurf ins leere deutsche Tor geht daneben.


58. Häfner macht den Unterschied
Spielfluss ist im deutschen Angriff nicht mehr wirklich zu erkennen, so gut wie alles läuft über Einzelaktionen. Aber die krönt Häfner zumindest immer wieder mit Treffern wie zum 25:22 – starke Partie des Hannoveraners.


60. Zittersieg perfekt
Glänzende erste Hälfte, verkorkster zweiter Abschnitt – so lautet die Bilanz des ersten Auftritts der Bad Boys bei der WM 2017. Am Ende steht aber ein 27:23 (16:11), das alle Beteiligten sicher gerne in die weitere Gruppenphase mitnehmen.

 

Spieler der Partie 

 

Im Gegensatz zu seinen Mitspielern war Silvio Heinevetter 60 Minuten lang in Gala-Form. Der Berliner erhielt den Vorzug vor EM-Held Andreas Wolff und entwickelte sich mit einer Quote von 39 Prozent gehaltener Würfe zum großen deutschen Rückhalt auch in schwierigen Phasen.

Nicht unerwähnt darf aber natürlich auch die Mega-Leistung von Kapitän Uwe Gensheimer. Der gebürtige Mannheimer schüttelte alle Umstände ab, erzielte mit 13 Toren beinahe die Hälfte aller deutschen Treffer und führte das Team auch im laufenden Spiel wie gewohnt leidenschaftlich.

Statistik 

 

Deutschland - Ungarn 27:23 (16:11)
Heinevetter, Wolff – Gensheimer (13/8), Lemke, Wiencek, Reichmann, Fäth (1), Groetzki (4), Häfner (7), Dahmke, Kühn (1), Ernst, Pieczkowski (1), Kohlbacher, Drux für Deutschland // Fazekas, Mikler – Balogh (3), Schuch, Csaszar (3), Harsanyi (1), Ligetvari, Nagy (1), Jamali (3), Zubai (2), Banhidi, Szollosi, Juhasz (3), Ancsin (1), Bodo (3), Lekai (3) für Ungarn
Zuschauer: 5400
Schiedsrichter: Nachevski/Nikolov (Mazedonien)

Spielmacher Simon Ernst feierte bei seinem 30. Auftritt im DHB-Trikot ein kleines Jubiläum. DHB-Kapitän Uwe Gensheimer traf im ersten Abschnitt sieben seiner sieben Torwürfe. Während er sich danach im zweiten Durchgang aus dem Feld zwei Fehlwürfe leistete, blieb seine 7-Meter-Quote bei acht Strafwürfen das gesamte Spiel über perfekt.

So geht es für die Teams weiter 

 

Nach dem nerven- und kraftaufreibenden Auftaktmatch wartet auf die deutsche Mannschaft jetzt voraussichtlich eine kleine Erholungsphase. Sowohl der nächste Gruppengegner Chile am Sonntag (LIVE auf handball.dkb.de), als auch die Saudi-Arabier am Dienstag zeigten sich in der Vergangenheit international wenig konkurrenzfähig. Alles andere als klare Erfolge des Europameisters über die Handball-Zwerge wären Überraschungen.

Ungarn hat dagegen ein knüppeldickes Auftaktprogramm erwischt. Gleich am Samstag (ab 20.45 Uhr LIVE auf handball.dkb.de) muss das Team um Superstar Laszlo Nagy gegen den nächsten Turnierfavoriten Kroatien um seine ersten Punkte fürs Achtelfinale kämpfen.