14.12.2017  2. HBL

Bürkle: "Die Saison ist ein Marathon, kein Sprint"

Im Interview zieht Jens Bürkle eine erste Zwischenbilanz seiner knapp zweimonatigen Amtszeit beim HBW Balingen-Weilstetten und blickt voraus auf die Top-Spiele, die auf die Gallier von der Alb in den nächsten Wochen zukommen.

Es war die bislang emotionalste Rückkehr der Saison in der 2. Handball-Bundesliga. Ende Oktober entschied sich der HBW Balingen-Weilstetten zu einem Trainerwechsel und holte Jens Bürkle als Cheftrainer zurück zu den Galliern von der Alb. Acht Jahre lang (2005 - 2012) hatte Bürkle im Trikot des HBW bis zu seinem aktiven Karriereende Kämpfe am Kreis ausgefochten. Danach startete er seine Trainerkarriere, die ihn über die DJK Rimpar bis in die DKB Handball-Bundesliga zur TSV Hannover-Burgdorf führte.

Sein früherer Teamkollege Wolfgang Strobel, heute Geschäftsführer beim HBW, lotste den 37-Jährigen schließlich zurück an die alte Wirkungsstätte, als Balingen drohte, das große Ziel, den direkten Wiederaufstieg, aus den Augen zu verlieren.

Herr Bürkle, wie fühlt es sich an, wieder zurück in Balingen zu sein?

Jens Bürkle: Ich kenne die Stadt auf jeden Fall noch, es waren ja nur 5 ½ Jahre (lacht). Vieles ist noch sehr vertraut. Ich kenne noch viele Menschen, habe noch viele Freunde hier. Balingen ist ein altbekannter Ort für mich und ich fühle mich nach wie vor sehr wohl.

Erleichtert diese Vertrautheit Ihre Arbeit?

Bürkle: In manchen Dingen auf jeden Fall. Man kennt die Abläufe, kennt die Menschen, die involviert sind, und deren Hintergründe. Es ist eine große Nähe da, das macht es aktuell sehr schön, hier zu arbeiten.

Wie fällt die Bilanz zu Ihren ersten Wochen auf der Trainerbank in Balingen aus?

Bürkle: Erst einmal muss man sagen, dass die Situation eines Trainerwechsels während der laufenden Saison für eine Mannschaft natürlich immer sehr speziell, sehr ereignisreich ist. Es ging nach dem Trainerwechsel ja gleich mit Top-Gegnern los. Zuerst das Derby gegen Konstanz und danach kamen die größten Brocken der 2. Liga. Gerade in dieser Zeit viele neu Dinge aufnehmen und einige vielleicht auch ändern zu müssen, war für die Jungs sicher nicht leicht. Aber sie machen es super, ziehen voll mit. Und man sieht schon, wie wir nach und nach mit den besten Teams der Liga mithalten können.

09.12.2017 - 2. HBL

Herzschlagfinale - HBW muss sich Bergischen Löwen geschlagen geben

Das hatte schon fast etwas von der ersten Liga. Die beiden Mannschaften, die letztes Jahr noch in der DKB Handball-Bundesliga spielten, zeigten den Zuschauern, dass sie immer noch richtig guten Handball spielen können. Der HBW Balingen-Weilstetten zog am vergangenen Donnerstagabend den kürzeren, während sich der Bergische HC über die beiden Punkte freut.

Zum Kreis dieser Top-Teams der 2. Liga zu gehören dürfte auch der Anspruch in Balingen sein?

Bürkle: Es ist definitiv unser Anspruch, oben mitzuspielen. Wir haben sicherlich das Gerüst, die Infrastruktur dafür. Aber trotzdem müssen wir respektieren, dass es auch einige andere Teams gibt, die ähnlich aufgestellt sind und die Situation in der 2. Liga auch genau kennen. Das war für uns ja quasi Neuland. Ich glaube die Leute in Balingen haben verstanden, dass sich die Zeiten ein wenig geändert haben. Sowohl in der ersten, als auch in der zweiten Liga hat sich einiges getan. In der DKB HBL spielen Mannschaften wie Stuttgart, Erlangen oder Leipzig, die eine höchst professionelle Struktur und eine beeindruckende Breite im Kader haben. Hinter diesen Klubs stehen Großstädte. Und auch das Niveau und die Leistungsdichte in der 2. Liga sind unglaublich hoch. Ich glaube, das wurde gerade vielen Fans jetzt erst seit Saisonbeginn bewusst. Da mussten einige wahrscheinlich erst einmal ein paar Erfahrungen sammeln (lacht).

Warum brauchte der Bergische HC in der neuen Liga offensichtlich keine Anlaufzeit?

Bürkle: Sie spielen einfach sehr souverän, haben den vermutlich stärksten und breitesten Kader in dieser Liga. Es steckt sehr viel Erfahrung in der Mannschaft. Das ist ein Grund dafür, dass sie schon viele enge Spiele für sich entschieden haben, und unterscheidet sie auch ein wenig von uns. Unser Kader ist mit sehr viel Potenzial gesegnet, aber in einigen Bereich eben auch noch dementsprechend grün hinter den Ohren. Die halbe Mannschaft des BHC hat dagegen schon zig Jahre Erstligaerfahrung auf dem Buckel, sei es in der Bundesliga oder in einem anderen Land. Wir brauchen doch nur ein paar Monate zurückblicken: In einer sehr ähnlichen personellen Zusammenstellung hat der BHC in der Rückrunde der DKB Handball-Bundesliga acht Spiele gewonnen. Und im Vergleich dazu wurde der Kader für diese Saison eher noch verbessert. Deswegen ist der BHC in meinen Augen schlicht und ergreifend eine Erstliga-Mannschaft.

Trotzdem hatten Sie den BHC in der Vorwoche am Rande der Niederlage. Was muss in den kommenden Spitzenspielen gegen die Top-Teams aus Lübeck und Bietigheim anders laufen, um Punkte mitzunehmen?

Bürkle: Wir müssen einfach aus diesen Erfahrungen wie in der Vorwoche gegen den BHC lernen, die Kleinigkeiten, die den Ausschlag gegeben haben, erkennen und diese dann bei den kommenden Aufgaben ändern. Das traue ich meiner jungen Truppe absolut zu. Das zeigt sich ja allein schon dadurch, dass wir auswärts immer besser auftreten. Wir haben in Rimpar einen Punkt geholt, waren in Nordhorn kurz vor dem Sieg, haben uns in Wilhelmshaven überhaupt keine Blöße gegeben. Mit Lübeck wartet am Samstag natürlich ein richtiger Brocken auf uns, aber wir fahren da hin, um Punkte zu holen. Das steht außer Frage. Und zu Hause muss man uns sowieso erst einmal schlagen.

Werden die kommenden Wochen schon richtungsweisend für eine mögliche Rückkehr des HBW in die DKB Handball-Bundesliga?

Bürkle: Natürlich sind die nächsten Spiele wichtig, wir können abrutschen, uns aber auch vorne festsetzen. Aber eine Saison ist ein Marathon und kein Sprint. Man muss über ein ganzes Jahr lang gut arbeiten, wenn man in der Endabrechnung erfolgreich sein will. Dafür ist jedes Spiel, jeder Punkt, den man holt, wichtig.

Alle Highlights des HBW Balingen-Weilstetten