22.11.2018  2. HBL

Lukas Zerbe (TuS Ferndorf): "Volker ist mein großes Vorbild."

Lukas Zerbe ist beim TuS Ferndorf in den letzten Monaten vom Neuling zum Leistungsträger gereift. Der erst 22-jährige Linkshänder ist zweitbester Torschütze des Aufsteigers. Vergangene Woche gab er seinen Wechsel zum TBV Lemgo Lippe in die DKB Handball-Bundesliga bekannt. Wir haben uns mit ihm darüber unterhalten und wie es ist, Neffe einer Handball-Legende zu sein.

Hallo Lukas, was war das letzte Lied, was du heute gehört hast?

Lukas Zerbe: Das war „Sensualidad“. Ich weiß gar nicht genau, wer das singt (lacht). Das habe ich aber zuletzt im Auto gehört, als ich von der Uni zurück nach Hause gefahren bin.

Uns wurde gesagt, dass du Schlagerfan bist.

Lukas Zerbe: (lacht) Wer hat euch das denn verraten? Aber ja, ich höre in meiner Freizeit schon gerne Schlager (lacht wieder).

Wir würden gerne ein kurzes Spiel mit dir spielen: Andreas Gabalier oder Helene Fischer? 

Lukas Zerbe: (lacht) Andreas Gabalier.

Michael Wendler oder Vanessa Mai? 

Lukas Zerbe: (lacht) Vanessa Mai.

Welche Schlagerplatte darf in keiner guten Musiksammlung fehlen?

Lukas Zerbe: Ich höre schon echt gerne Andreas Gabalier. Der darf auf keinen Fall fehlen (lacht).

Kommen wir zum sportlichen Teil: Du bist vor der Saison von der Drittliga-Mannschaft des TBV Lemgo Lippe zum TuS Ferndorf in die 2. Handball-Bundesliga gewechselt. Wie beschreibst du deine ersten Monate im Profi-Handball?

Lukas Zerbe: Ich fühle mich hier beim TuS Ferndorf sehr wohl. Der Schritt von der 3. Liga in die 2. Handball-Bundesliga ist riesig. Ich hatte Glück im Unglück. Da sich der zweite Rechtsaußen (Jan Wicklein, Anmerkung der Redaktion) bei uns schwer verletzt hat, habe ich viele Spielanteile bekommen. Das ist für einen jungen Spieler wie mich das Wichtigste. Dadurch habe ich auch gleich Anschluss finden können.

Ihr seid super gestartet, in den letzten Wochen aber auf Platz Fünf abgerutscht. Könnt ihr nochmal in den Aufstiegskampf eingreifen oder besteht die Gefahr, dass ihr jetzt nach unten durchgereicht werdet? 

Lukas Zerbe: Das Wort Aufstiegskampf haben wir vor der Saison nie in den Mund genommen. In einer Saison mit fünf Absteigern kann es für einen Aufsteiger nur den Klassenerhalt geben. Dieses Ziel haben wir uns gesetzt. Alles was darüber hinaus passiert, nehmen wir gerne mit. Zu Hause sind wir noch ungeschlagen. Diese Serie wollen wir so lange wie möglich halten.

Mit 65 Saisontoren bist du zweitbester Werfer deines Teams, nur ein Tor hinter deinem Teamkollegen Jonas Faulenbach. Nicht schlecht für einen, der seine erste Saison in der 2. Liga spielt.

Lukas Zerbe: Ich freue mich, dass die Mannschaft mir vertraut. Zusammen mit Moritz Barwitzki darf ich die Siebenmeter werfen. Da haben wir ein System entwickelt, wie wir uns immer abwechseln (lacht). Momentan gelingt es mir ganz gut, dass ich die Würfe reinmache. Aber ich hätte auch nichts dagegen, wenn Jonas oder ein anderer Spieler am Ende der Saison mehr Tore als ich geworfen hat.

Du bist ligaweit momentan viertbester Werfer auf deiner Position. Hast du dir da Ziele gesetzt?

Lukas Zerbe: Um ehrlich zu sein schaue ich nicht wirklich auf die Torschützenliste. Ich möchte mich weiterentwickeln und den nächsten Schritt machen.

Apropos nächster Schritt: Letzte Woche hast du bekannt gegeben, dass du in die DKB Handball-Bundesliga wechseln wirst. Wann kam der Anruf des TBV Lemgo Lippe? 

Lukas Zerbe: Der Kontakt ist nie wirklich abgerissen. Wir sind damals im Guten auseinander gegangen und ich habe auch regelmäßigen Kontakt mit Flo (Florian Kehrmann, Anm. d. Red.). Als der Wechsel von Tim Hornke zum SC Magdeburg bekannt gegeben wurde, kam dann der Stein ins Rollen. Flo und auch TBV-Geschäftsführer Jörg Zereike sind auf mich zugekommen und haben mich gefragt, ob ich mir das Ganze vorstellen könnte.

Warst du überrascht?

Lukas Zerbe: Überrascht würde ich nicht sagen. Mich hat es gefreut, dass meine Leistung, die ich beim TuS zeige, erkannt und honoriert wird. 

Musstest du lange überlegen? 

Lukas Zerbe: Blind habe ich nicht zugesagt. Das war schon eine schwierige Entscheidung. Es bringt mir als jungem Spieler nichts, wenn ich in die DKB HBL wechsle und dann aber 60 Minuten auf der Bank sitze. Auch dort muss ich spielen, um mich zu entwickeln. Flo hat mir gesagt, dass er auf mich setzen und mir das Vertrauen schenken wird. Das hat mir dann die Sicherheit gegeben, diesen Schritt zu wagen.  

Deine Vorgänger als Rechtsaußen beim TBV Lemgo Lippe waren dann Florian Kehrmann und Tim Hornke. Da sind die Fußstapfen besonders groß, oder?

Lukas Zerbe: Druck gibt es im Profi-Handball immer. Meiner Meinung nach sollte man das aber nicht an sich heranlassen. Tim ist ein gutes Beispiel. Beim SC Magdeburg stand er im Schatten von Robert Weber und hat sich dann beim TBV Lemgo Lippe mega entwickelt und ist zum Nationalspieler gereift. Ich gehe mit Spaß an die Aufgabe heran.

Auch der Name Zerbe hat in Lemgo eine große Bedeutung. Dein Onkel Volker hat in 586 Bundesligaspielen für den TBV 1977 Tore erzielt. Ist die Erwartungshaltung an dich deshalb höher?

Lukas Zerbe: Natürlich ist der Name Zerbe in Lemgo allgegenwärtig. In der Halle werde ich auch des Öfteren angesprochen, ob ich nicht der Neffe von Volker sei. Aber auch das sehe ich nicht als Druck, sondern eher als Ansporn. 

Inwiefern?

Lukas Zerbe: Volker ist mein großes Vorbild. Er hat in seiner Karriere so viel erreicht und so viele Erfolge gefeiert. Das möchte ich auch.

Hast du viel Kontakt zu deinem Onkel?

Lukas Zerbe: Wir telefonieren und schreiben ab und zu.

Hat er sich nach dem feststehenden Wechsel bei dir gemeldet?

Lukas Zerbe: Er hat mir viel Glück gewünscht. Ich habe ihn auch vor dem Wechsel nach seiner Meinung gefragt.

Und was hat er dir geraten? 

Lukas Zerbe: Dass ich die Entscheidung treffen soll. Ich soll nicht auf allzu viele Leute hören, sondern mich auf mein Bauchgefühl verlassen. Dann werde ich auch die richtige Entscheidung treffen.

Hörst du eigentlich auch schon auf den Namen Volker? Uns wurde gesagt, dass deine Teamkollegen in Ferndorf dich so nennen. 

Lukas Zerbe: (lacht) Ich habe viele Spitznamen. Das Problem ist, dass wir bei uns in Ferndorf drei Spieler haben, die Lukas heißen. Da braucht es Spitznamen. Zwei, drei Leute im Verein nennen mich Volker. Da drehe ich mich auch schon um (lacht). So ganz hat sich der Name aber noch nicht durchgesetzt.

Danke für das Gespräch.