21.03.2019  2. HBL

Tim Wieling (TSV Bayer Dormagen) im 2 HBL-Interview der Woche: "Wir haben ein brutales Potential."

Tim Wieling hat am vergangenen Wochenende mit 15 Toren für Aufsehen in der 2. Handball-Bundesliga gesorgt. Der Top-Torschütze des TSV Bayer Dormagen ist in seinem ersten Zweitliga-Jahr mit 175 Toren bereits zweitbester Torschütze der Liga und einer der Shootingstars der 2 HBL. Wir haben mit Tim Wieling über seine Saison, seine Idole und seine Ziele gesprochen.

Hallo Tim, wir haben gehört, dass du auf Flachwitze stehst. Was ist denn dein Lieblingswitz?

Tim Wieling:  (Lacht) Ja, das stimmt. Mit Wortspielen bekommt man mich meistens zum Lachen. Bei mir ist das aber eher spontan. Da fällt mir auf die Schnelle keiner an, den ich erzählen kann.

Und warum bist du bei euch in der Mannschaft der Sunny Boy?

Tim Wieling:  Ich lache wie gesagt gerne und viel und bin quasi die Spaßkanone in der Mannschaft. Das ist bei uns aber nicht sonderlich schwierig, weil wir uns alle richtig gut verstehen und es bei uns öfters sehr witzig ist.

Bist du lieber Justin Bieber oder Michael Jackson?

Tim Wieling:  (lacht) Du bist ja richtig gut informiert: Michael Jackson. Auch wenn die Mannschaft meint, dass ich aussehe wie Justin Bieber, tanze ich lieber so wie Michael Jackson (lacht).

Wie viel wiegst du denn eigentlich? 

Tim Wieling:78 Kilogramm.

Uns wurde erzählt, dass du immer einen Schokoriegel in deiner Sporttasche hast und immer vor oder nach dem Training etwas essen musst.

Tim Wieling:  (lacht) Ja, da ist was dran. Axel Schoenen, unser Lieblingsbetreuer, bringt öftersObst und Schokolade mit und da sage ich natürlich nie nein.

Ian Hüter hat uns verraten, dass du auch zu Eis nie nein sagst. 

Tim Wieling:  Eis geht immer, das ist mein Motto (lacht).

Was ist denn deine Lieblingssorte?

Tim Wieling: Spaghetti-Eis und als Kugel Joghurt-Eis.

Achtung, geniale Überleitung zum Handball: Was macht dich so eiskalt vor dem gegnerischen Tor?

Tim Wieling:  (lacht) Wow! Genau solche Wortwitze meinte ich (lacht wieder). Ich verlasse mich unheimlich viel auf mein Bauchgefühl und mache mir keinen großen Kopf. Das, gepaart mit meinem großen Wurfrepertoire, klappt in der Regel ganz gut.

Du hast am Wochenende gegen Emsdetten 15 Tore geworfen, hast du schonmal geschafft?

Tim Wieling:  Nein. Das waren die meisten Tore, die ich jemals in einem Spiel geworfen habe. 

Hattest du schon vor dem Spiel ein gutes Gefühl oder entwickelt sich so etwas mit den ersten paar Würfen? 

Tim Wieling:  Ich hatte mich den ganzen Tag schon gut gefühlt und war richtig klar im Kopf. Nachdem ich dann in der ersten Halbzeit schon neun Tore hatte, wusste ich, das wird ein guter Tag. Das Witzige daran war, dass unser Trainer Dusko Bilanovic am Freitag im Abschlusstraining vorausgesagt hat, dass ich 15 Tore werfen werde (lacht). Und man macht ja auch immer das, was der Trainer einem vorgibt (lacht wieder).

Hast du dir nach dem Spiel dann von deinem Trainer oder deinen Mannschaftskollegen etwas anhören müssen?

Tim Wieling: Die haben mir nur gratuliert. Sie haben gemunkelt, dass ich mich im Vorfeld des Spiels mit Dirk Holzner von Emsdetten abgesprochen hätte. Dirk hatte ja am Ende auch zwölf Tore (lacht).

Mit 175 Toren bist du auch zweitbester Torschütze der gesamten 2. Handball-Bundesliga. Hast du dir vor der Saisonein bestimmtes Ziel gesetzt?

 Tim Wieling:  Ja, habe ich wirklich. Ich bin ein Freund davon, sich hohe Ziele zu setzen und darauf dann hinzuarbeiten. Deshalb habe ich mir vor der Saison das Ziel gesteckt, dass ich unter den Top-Fünf der Torschützenliste landen möchte. Das ist aber nur mein persönlicher Anreiz. Das Hauptziel ist der Klassenerhalt mit der Mannschaft.

Macht dich der zweite Platz stolz?

Tim Wieling: Ja, klar bin ich da stolz drauf. Aber ich bin auch kritisch mit mir und weiß, dass das auch besser geht. Meine Wurfquote kann ich beispielsweise schon noch steigern.

Wie wichtig ist dir diese gute Platzierung?

 Tim Wieling: Wenn ich mir ein Ziel setze, dann ist es mir schon wichtig, dass ich das am Ende auch erreiche. Ich spiele Handball, weil es mir Spaß macht und weil ich dort etwas erreichen möchte. Dazu gehört auch, dass man seine Ziele erreicht.

Vor dir steht niemand geringeres als Michael Spatz. Hattet ihr schon Kontakt? 

Tim Wieling: Nein, das nicht. Aber Spatzi ist ein Spieler, von dem ich mir noch einiges abschauen und lernen kann.

Gibt es noch weitere Spieler in der 2. Handball-Bundesliga, von denen du dir noch etwas abgucken kannst?

Tim Wieling: Florian Billek vom HSC 2000 Coburg und Michael Spatz sind die zwei Spieler, von denen ich noch viel lernen kann. Bei Spatz ist es auf jeden Fall die Routine beim Siebenmeter. Der macht das einfach so eiskalt und souverän. Bei Billek ist es das Gegenstoßspiel.

Ist das dann auch ein Ansporn für dich, so einen Spieler wie Spatz noch einzuholen?

Tim Wieling: Nein. Mich freut es einfach, dass ich langsam auf dieses Level komme. Das ist mir wichtiger als irgendeine Statistik.

Du spielst eine herausragende Saison, mannschaftlich steht ihr hauchdünn über den Abstiegsplätzen. Seid ihr zufrieden mit dem bisherigen Saisonverlauf?

Tim Wieling: Natürlich sind wir nicht komplett zufrieden. Gerade so Spiele wie gegen Wilhelmshaven hätten wir gewinnen müssen. Auf der anderen Seite muss man auch sehen, dass wir mit acht verletzten in die Saison gestartet sind, haben in der Winterpause den Trainer gewechselt und mussten uns innerhalb kürzester Zeit auf eine neue Spielweise einstellen. Aber alles in allem halten wir uns bis jetzt über den Abstiegsrängen und ich bin auch sehr zuversichtlich, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Wir haben einfach ein brutales Potential.

Hat euch der Trainerwechsel einen Schritt vorangebracht?

 Tim Wieling: Ja, ich denke schon. Dusko legt viel Wert auf unsere Abwehr und bringt auf jeden Fall etwas mit, das uns bereits weitergeholfen hat und das uns auch in Zukunft weiterhelfen wird. Mit ihm werden wir auf jeden Fall die Klasse halten. 

Eure nächsten zwei Spiele sind gegen Essen und Lübeck-Schwartau. Was rechnet ihr euch aus?

Tim Wieling:  Das Gute an dieser Liga ist, dass jeder jeden schlagen kann. Das kommt uns entgegen. Das Hinspiel gegen Essen haben wir mit nur einem Tor Unterschied verloren. Gegen Coburg haben wir die erste Halbzeit überragend gespielt. Wir werden in den zwei Spielen nicht der Favorit sein. Aber wenn wir aus unseren Fehlern lernen und den Flow vom Emsdetten-Spiel mitnehmen, dann ist auch gegen Essen und Lübeck-Schwartau etwas möglich.

Danach müsst ihr zum VfL Eintracht Hagen. Wird das schon eine Vorentscheidung im Abstiegskampf? 

Tim Wieling: Auf jeden Fall. Das glaube ich schon, dass das eine Vorentscheidung werden könnte. 

Warum hält der TSV Bayer Dormagen die Klasse?

Tim Wieling:  Weil wir viel mehr können als das, was wir bisher gezeigt haben. Wir sind auf dem richtigen Weg. Wenn wir jetzt noch die Konstanz reinbringen, dann werden wir nicht absteigen.

Packst du bei gelungenem Klassenerhalt dann auch deine Michael Jackson-Moves aus?

Tim Wieling:  (Lacht) Mit Sicherheit. Wenn es etwas zu feiern gibt, bin ich der Letzte, der dazu nein sagen wird.

Danke für das Gespräch.

Foto: Zaunbrecher