31.01.2019  All Star Game

All Star-Team 2019: Der ruhige Hühne und das Schlitzohr

Der eine ein 2,05 Meter großer Hüne, norddeutsch besonnen, alles andere als ein Lautsprecher. Der andere ein 18 Zentimeter kleineres Schlitzohr aus dem Süden, frech auf und abseits des Spielfeldes, nie um einen flotten Spruch verlegen. Einerseits sind Johannes Bitter und Michael Kraus ein ungleiches Paar. Andererseits gehören die beiden aber auch zusammen wie Ying und Yang. Nicht nur beim All Star Game 2019 treten beide Seite an Seite an.

Der eine ein 2,05 Meter großer Hüne, norddeutsch besonnen, alles andere als ein Lautsprecher. Der andere ein 18 Zentimeter kleineres Schlitzohr aus dem Süden, frech auf und abseits des Spielfeldes, nie um einen flotten Spruch verlegen. Einerseits sind Johannes Bitter und Michael Kraus ein ungleiches Paar. Andererseits gehören die beiden aber auch zusammen wie Ying und Yang. Die Karrieren von Bitter und Kraus sind untrennbar miteinander verbunden, inzwischen bringt das Duo seine Erfahrung schon seit zwei Jahren gemeinsam beim TVB 1898 Stuttgart ein.

Und die beiden haben noch etwas gemeinsam. Sie sind wie Rotwein: Im höheren (Sportler-)Alter werden Johannes Bitter (36) und Michael Kraus (35) immer besser. Durch überragende Leistungen in der laufenden Spielzeit ergatterten die Stuttgarter Lokalmatadore ihre Plätze in der 21 Mann starken Weltauswahl. Die deutschen Handball-Fans kennen das Duo noch aus dem legendären Wintermärchen bei der Heim-WM 2007, als Bitter und Kraus als Youngster im Team des damaligen Bundestrainers Heiner Brand für Furore sorgten. Kraus sorgte mit wichtigen Toren im Viertelfinale gegen Spanien und im Halbfinale gegen Frankreich erst dafür, dass das DHB-Team im Finale von Köln nach Gold greifen konnte. Bitter musste dann im Endspiel für den früh verletzten Stamm-Torhüter Henning Fritz einspringen und meisterte seine Sache mit Bravour.

Schon früh in ihren Karrieren feierten Bitter und Kraus mit dem Titel bei der Heim-WM also gemeinsam den wohl größtmöglichen Erfolg im Welthandball. Seitdem führte ihr Karriereweg die beiden guten Freunde immer wieder zusammen – auch wenn sie sich zwischenzeitlich aus den Augen zu verlieren drohten. In der Nationalmannschaft zählten der stets risikofreudige Spielmacher und der Torwart-Titan seit dem WM-Gold 2007 freilich zu den Stammkräften. Ein weiterer Titel im DHB-Trikot blieb ihnen trotz zusammengenommen 272 Länderspielen (Kraus: 128, Bitter: 144) aber verwehrt.

Dafür bewiesen die beiden auf Vereinsebene bald wieder ihr Siegergen. Bitter war schon nach dem WM-Triumph 2007 vom SC Magdeburg zum HSV Handball gewechselt, 2010 stieß auch Kraus vom TBV Lemgo an die Elbe dazu. Und gleich in der ersten gemeinsamen Saison in Hamburg führte das ungleiche Duo die Hansestädter zur ersten Deutschen Meisterschaft in der Vereinsgeschichte. Zwei Jahre später folgte dann die ultimative Krönung: An gleicher Stätte des WM-Triumphs sechs Jahre zuvor krönten Bitter und Kraus im Endspiel der EHF Champions League gegen den FC Barcelona ihre Karrieren endgültig. Mit 30:29 nach Verlängerung rangen die Hamburger den spanischen Spitzenklub in Köln nieder, nachdem sie tags zuvor schon den Nord-Rivalen THW Kiel aus dem Rennen geworfen hatten.

Kraus war im Endspiel mit sechs Toren bester Torjäger seiner Farben, Bitter in der entscheidenden Phase zwischen den Pfosten schier unüberwindbar. Nach diesem Erfolg kehrte Kraus in seine Heimat Göppingen zurück. Das Ende des Traum-Duos? Keineswegs. Das Schicksal führte Bitter und Kraus noch ein weiteres Mal zusammen – diesmal in der Heimat des schwäbischen Spielmachers. 2016 schlossen sich beide dem abstiegsbedrohten Liga-Neuling TVB 1898 Stuttgart an. Seitdem formen die beiden Routiniers die Stuttgarter zum Favoritenschreck in der DKB Handball-Bundesliga. Mit Bitter und Kraus an Bord entwickeln sich die Schwaben von Jahr zu Jahr zu einem immer festeren Bestandteil der stärksten Liga der Welt. Der ruhige Hüne und das wortgewandt Schlitzohr stehen einfach für Erfolg.

Fotos: Körner