19.12.2018  DHB-Pokal

Stimmen zum Pokalkracher: "Mann, wir sind im Halbfinale, Final Four - perfekt"

Was für eine unglaubliche Partie zwischen den Füchsen aus Berlin und den Rhein-Neckar Löwen. Mit einem eiskalt verwandelten Siebenmeter brachte Routinier Hans Lindberg seine Mannschaft in die Verlängerung. In diesen zehn Minuten zeigte Silvio Heinevetter sein ganzes Können und zog den beeindruckend kämpfenden Löwen endgültig den Zahn. Die Stimmen zum Spiel:

Velimir Petkovic (Trainer Füchse Berlin) ...
... zum Spiel: „Ich bin ziemlich kaputt. Ich freue mich nicht so sehr, weil wir das Final Four erreicht haben, ich freue mich, weil die Mannschaft dieses Spiel gedreht hat. Nach 40 Minuten hatten wir noch keine einzige gute Aktion gegen Jannik Kohlbacher und Andy Schmid. Alle haben nur mit dem Kopf geschüttelt. Aber dann hat die Mannschaft gezeigt, was anderen Mannschaften vielleicht fehlt: Sie glaubt an sich.“
... über Heinevetters Einsatzchancen bei der WM (vor dem Spiel): „Ich freue mich, dass er zurück und richtig gut in Form ist. Das freut mich und das muss alle freuen, die in Deutschland Handball mögen. Aber ich will nicht darüber spekulieren, was bei der WM ist. Wer die Nummer eins und die Nummer zwei ist, das entscheiden die Spiele und der Verlauf. Er kann nach fünf Minuten im ersten Spiel im Tor stehen und bis zum Ende die Nummer eins sein. Das ist schwierig zu sagen.“
... über die kurze Regenerationszeit von 48 Stunden (vor dem Spiel): „Heute darf niemand sagen, dass er müde ist. Heute muss jeder motiviert sein, weil es gibt nur ein Spiel. Wenn du verlierst, bist du raus aus dem Wettbewerb. In Deutschland ist das der einfachste Weg, einen Pokal zu gewinnen.“

Nikolaj Jacobsen (Trainer Rhein-Neckar Löwen) ...
... zum Spiel: „Wir sind sehr enttäuscht, dass wir ausgeschieden sind. Ich finde, wir waren über weite Strecken des Spiels die bessere Mannschaft. Leider hat Silvio Heinevetter zum Schluss ein paar Bälle gehalten, die heute den Unterschied gemacht haben. Ich muss mir das auf Video anschauen, wir haben heute so hart gespielt, dass wir viele Zwei-Minuten-Strafen bekommen haben. Wir haben fast so viele Strafen bekommen wie sonst in der ganzen Saison. Das war extrem entscheidend auch, dass die Schiedsrichter diese Linie bei uns so durchgesetzt haben. Das gilt nicht auf beiden Seiten. So ist das. Damit müssen wir leben.“
... zur Ausgangslage (vor dem Spiel): „Der Wunsch, den Titel zu verteidigen, ist sehr groß. Es ist immer sehr schön, nach Hamburg zu fahren. Wir haben das extraschöne Erlebnis aus der vergangenen Saison noch in unseren Gedanken und deshalb wollen wir heute auch unbedingt versuchen, nach Hamburg zu kommen. Es muss heute eine Mannschaftsleistung sein, sonst gewinnst du nicht in Berlin.“

Silvio Heinvetter (Torhüter Füchse Berlin) ...
... zum Spiel: „Man muss ehrlich sagen, dass wir in der Abwehr in der ersten Halbzeit und auch über weite Strecken in der zweiten Hälfte nicht gut gespielt haben. Aber wir sind vorne unglaublich effektiv. Fabian Wiede und Paul Drux haben sehr gut gespielt heute. Und dann muss man sagen: Da kommt halt ein Fredrik Genz von der Bank, hält ein paar Bälle und lässt uns am Leben und dann hintenraus Hans Lindberg: Nervenstärke ist sein zweiter Vorname.“
... über seine eigene Leistung und die Paraden am Ende: „Irgendwann muss ich ja mal einen halten. Die Mannschaft hat mir dann geholfen. Man muss nicht immer so viele halten, aber zum Schluss ein paar Wichtige. Mann, wir sind im Halbfinale, Final Four - perfekt.“

Fabian Wiede (Füchse Berlin) ...
... zum Spiel: „Es ist unglaublich. Ich habe gar keine Worte dafür, was da heute passiert ist. Das ist saugeil! Jeder hat bis zum Ende alles aus sich herausgeholt. Wir sind einfach nur megahappy. Wir hatten ein gutes Gefühl und eine gute Stimmung in der Kabine, auch wenn wir zurücklagen. Wir wussten, egal was passiert, wir kämpfen weiter.“
... über die Titelchancen: „Jetzt ist das Turnier ausgeglichen. Jeder hat eine 25%-Chance. Wir werden sehen, wer den Titel holt, aber wir gehen mit einem super Gefühl da hin. Wir wissen, wie man so ein Turnier gewinnt. Wir geben Vollgas.“

Bob Hanning (Geschäftsführer Füchse Berlin) ...
... zum Spiel und dem wichtigen Siebenmeter von Lindberg (vor der Verlängerung): „Beim 25:29 in der 54. Minute waren wir eigentlich mausetot. Jeder hat gedacht, das Spiel ist entschieden. Jetzt am Ende waren wir da. Der Ball senkte sich viel zu spät ins Tor für meine Nerven, aber ich bin froh, dass Lindberg das so gelöst hat.“

Paul Drux (Füchse Berlin) (vor dem Spiel) ...
... über seine WM-Chancen: „Ich habe mit dem Bundestrainer gesprochen und wir sind so verblieben, dass ich jetzt erst einmal Spielpraxis sammeln soll und wir nach dem 26. Dezember dann nochmal miteinander reden. Er wird natürlich entscheiden, wer in den Kader kommt. Ich fühle mich soweit gut, mein Fuß hält und dann hoffe ich, dass die Leistung auch passt.“
... über seine körperliche Verfassung: „Mein Kopf sagt, dass es geht, ich habe keine Angst mehr, in den Zweikampf zu gehen. Man merkt noch, dass die Bewegung noch nicht wieder ganz rund ist. Der Rhythmus fehlt einfach noch, den man braucht, um auf einem Top-Level zu sein, aber ich fühle mich schon ganz gut.“

Sky Experte Stefan Kretzschmar ...
... zum Spiel: „Es ist im Handball immer ein Wechselwirkungsprinzip. Die Löwen wurden in der zweiten Halbzeit ein bisschen schwächer, Andy Schmid ließ ein bisschen nach und das brachte das Momentum auf die Berliner Seite. Die fanden dann emotional in dieses Spiel und Berlin hat durchaus die Möglichkeiten, Spitzenmannschaften zu schlagen. Die Füchse glauben immer daran.“
... zur Frage, ob die Füchse den DHB-Pokal holen können: „Jeder, der in Hamburg ist, kann Pokalsieger werde. Das ist wirklich so. Die Füchse haben eine wahre Siegermentalität und dann haben sie auch die Chance, den Pokal zu holen. Sie haben ihn schon einmal als Underdog geholt und diese Mannschaft hat auch so eine Mentalität. Die Verletzten kommen bis dahin vielleicht auch zurück und sie werden nochmal stärker.“
... zum Torhüterduell in der Nationalmannschaft (vor dem Spiel): „Man muss sagen, dass Heinevetter seit etwa fünf Spielen eine überragende Leistung zeigt. Gegen Leipzig hat er sein Meisterzeugnis abgelegt, sehr spektakulär auch gehalten. Man sieht, die Körpersprache bei Heinevetter ist wieder da, er ist unheimlich heiß. Deswegen gibt es über die Nominierung überhaupt keine Frage. Wer die Eins und die Nummer zwei ist, da kann sich in einem Turnier viel ändern.“
... über die WM-Chancen von Paul Drux (vor dem Spiel): „Ich glaube, dass er es schaffen kann, denn er ist jemand, der den Unterschied macht. Er ist ein unglaublicher guter Eins-gegen-Eins-Spieler, geht als Anführer vorne weg und natürlich ist immer die Frage, wie fit er ist. Aber wenn wir uns an die Olympischen Spiele erinnern, da war er zuvor auch verletzt und alle haben sich gewundert, warum der Bundestrainer ihn mitnimmt und dann hat er in der ersten Partie ein überragendes Spiel gemacht. Er gibt Stabilität und ist ein sehr wichtiger Faktor für jede Mannschaft.“
... über die geringe Einsatzzeit von Steffen Fäth (vor dem Spiel): „Man muss sich seine Spielzeit im Training erarbeiten und da hat Nicolaj Jacobsen Eindrücke, die offensichtlich nicht reichen, um ihn aufzustellen. Für uns deutsche Handball-Fans ist es natürlich schade, dass er so wenig Spielzeit bekommt. Beim Länderspiel gegen Polen hat er eine sehr gute Leistung gebracht, er hat sich ein bisschen befreit und sich sichtlich wohl gefühlt in der Mannschaft. Steffen ist jemand, der das unbedingte Vertrauen des Trainers braucht. Offensichtlich ist er in die gewachsene Struktur der Rhein-Neckar Löwen noch nicht hineingewachsen, wie die Löwen sich das wünschen.“

Foto: Lächler