12.10.2015  LIQUI MOLY HBL

Altes vom Hexxer: Mit Zirkel und Lineal zur perfekten Halbzeit des Gert Knop

Folge 3: Es war der 10. Februar 1968. Wie oft war Gert Knop schon verspottet worden! Dabei empfand er seine Idee, den Wurfgeschossen mit den Methoden der Mathematik zu begegnen, als nur logisch. „Ich habe mir 1960 genau ausgerechnet, auf welcher Kurve ich vor dem Tor laufen muss, um den besten Winkel für die Abwehr zu haben“, berichtet Knop, vor Einführung der Handball-Bundesliga zweimal Meister und in der ersten Bundesligasaison des THW Kiel (1967/68) dessen Torhüter.

Und ja, auch seine Kollegen beim THW Kiel machten Witze über seine Gleichungen und Formeln. „Gert, hast Du heute Zirkel und Lineal dabei?“, juxte zum Beispiel Abwehrchef Kalle Röhe, wenn sich der Mannschaftsbus zum Auswärtsspiel in Bewegung setzte. Am Abend des 10. Februar 1968, es war ein Samstag, hatte Knop in der Kieler Ostseehalle alle Winkel exakt ausgemessen: In den ersten 30 Minuten hielt er vor 4.000 Fans alles, was der Gegner TuS Wellinghofen aufs Tor brachte. 3:0 stand es nach der ersten Halbzeit. Es war die einzige perfekte, torlose Halbzeit eines Torwarts in der Bundesligageschichte.
Knop (Stadtarchiv Kiel)
Beim Stand von 4:2 brachte Knop dann noch eine Triple-Parade zustande: Zuerst wehrte er einen Angriff von Schmidt ab, dann den Abpraller von Hue, schließlich scheiterte auch noch Linksaußen Hattig an den Krakenarmen des Kielers. Bei Abpfiff hieß es 6:4 für den Gastgeber – nie wieder wurden so wenig Tore in einer Bundesligapartie geworfen. Die Zeitungen kritisierten später, dass dieses Spiel zum schwächsten in der noch jungen Bundesligageschichte gehörte. „Tore waren Mangelware“, hieß die Schlagzeile in der Deutschen Handballwoche. Knop aber, 1970 mit Frisch Auf! Göppingen nochmal Deutscher Meister, wurde für seinen Rekord gefeiert. Über seinen Zirkel lachte niemand mehr. Hohn und Spott war nun den Schützen aus dem Dortmunder Vorort Wellinghofen sicher.