30.10.2015  LIQUI MOLY HBL

Altes vom Hexxer: Der Feldhandball wird Geschichte

Folge 7: Unaufhörlich prasselte der Regen auf den Rasen. Ein Grund, warum am 15. Juli 1973 nur 3.500 Fans in das Wetzlarer Stadion kamen, um das Endspiel um die Meisterschaft im Feldhandhall zu sehen. Die Paarung: SV Harleshausen Kassel gegen TV Großwallstadt. Die Besucher sahen ganze Salven von Fehlpässen, auch das bedingte das nasse Geläuf.

„Es war richtiges ekliges Wetter, der Ball rutschte wie Schmierseife aus den Händen“, erinnert sich Kurt Klühspies. „Aber ich habe trotzdem sehr schöne Erinnerungen an diesen Tag.“ Kein Wunder, denn der junge Linkshänder feierte in Wetzlar seine erste Deutsche Meisterschaft: Nach 80 Minuten siegte der TVG mit 13:10-Toren nach Verlängerung. Bester Schütze war Peter Kuß mit acht Toren. Auch der TVG-Torwart zählte mit spektakulären Flugeinlagen zu den besten Unterfranken. Sein Name: Manfred Hofmann. Niemand konnte 1973 ahnen, dass aus dieser Meistermannschaft zwei Weltmeister von 1978 hervorgehen würden. Das Ende des Feldhandballs lag 1973 allerdings in der Luft. „Der Feldhandball ist tot“, hieß es in den Zeitungen. 
Das Wetzlarer Endspiel markierte dann auch den Schlusspunkt der Feldhandball-Bundesliga, die 1966 parallel zur Hallen-Bundesliga gegründet worden war. Viele große Klubs wie der VfL Gummersbach, der Hamburger SV, Frisch Auf! Göppingen und auch die frühere Hochburg Dankersen hatten sich bereits vom Großfeld verabschiedet. Die Beerdigung des Feldspiels hatte viele Gründe. Da war die Entscheidung des IOC, den Hallenhandball ab 1972 olympisch zu machen. Da waren Termingründe – viele Klubs, insbesondere aber viele Spieler wollten nicht mehr das ganze Jahr durchspielen, sondern sehnten sich nach Regenerationszeit. Am Gravierendsten aber war, dass die Fans ihren Klubs sehr viel lieber in die Halle folgten. Der Feldhandball war defizitär, die erste Deutsche Meisterschaft kostete den TVG knapp 10 000 Mark. Bei Hofmann, Klühspies war die Freude über den Titel dennoch groß. Die Freunde des Feldhandballs aber trugen ihre Sportart im Jahr 1975 endgültig zu Grabe. 
Klühspies auf dem Cover der Handballlwoche (Archiv Eggers)