24.11.2015  LIQUI MOLY HBL

Altes vom Hexxer: Rechtsanwalt Reinhard Rauball fordert Aufstockung der Bundesliga (1976)

Folge 10: Juristen mussten ran, bevor im September 1977 die eingleisige Bundesliga endlich starten konnte. Der Zankapfel: Ein Spiel in der Kreisliga Siegen vom 11. Dezember 1976:

Attendorns Trainer Karl-Heinz Nolde hatte nach einer Rangelei im Spiel gegen Weidenau eine Rote Karte und zwei Spiele Sperre kassiert. Weil Nolde dann als Spieler des VfL Gummersbach trotz Sperre beim Derby-Sieg gegen den TuS Derschlag mitwirkte, protestierten die Derschlager – und erhielten Recht. In die Röhre guckte schlussendlich der TuS Wellinghofen, sportlich zur Teilnahme an der eingleisigen Liga qualifiziert. Wellinghofens Rechtsanwalt, ein gewisser Reinhard Rauball, forderte wegen „grober Unbilligkeit“ die Aufstockung der 14er-Liga. DHB-Präsident Bernhard Thiele versprach gar öffentlich dem Traditionsverein: „Irgendwie helfen wir Euch.“ Pustekuchen. Er versprach zu viel. Beschlossen worden war die neue „Gala-Liga“ im April 1976. Beim DHB-Bundestag stimmte eine hauchdünne Mehrheit (55:52) für die eingleisige Liga. Motor der Idee war Vlado Stenzel, seit 1974 Bundestrainer. „Das war zwingend notwendig, um das Leistungsniveau anzuheben“, sagt Stenzel. Noch im Frühjahr 1975 hatten 18 von 20 Bundesligisten seinen Vorstoß abgelehnt. „Die Vereine haben damals argumentiert, dass die Reisekosten zu hoch sind“, erinnert sich Heinz Jacobsen, der als DHB-Männerspielwart Stenzels Idee mittrug. Das Duo Stenzel/Jacobsen ließ sich nicht beirren. Und als Stenzel mit der DHB-Auswahl die legendäre Olympiaqualifikation gegen die DDR erfolgreich bestritten hatte, wendete sich das Blatt. „Die Qualifikation hat den Status von Stenzel enorm erhöht und so letztlich vielleicht die Einführung der eingleisigen Bundesliga ermöglicht“, sagt Jacobsen, der viel später, nämlich 2003, zum ersten Präsident der Liga gewählt wurde. Der TuS Wellinghofen indes erholte sich nie vom Rückschlag des Sommers 1977. Der Vizemeister von 1974 sollte nie wieder in die Bundesliga zurückkehren. 

 

Foto: Vlado Stenzel/ Heinz Jacobsen – Mit freundlicher Unterstützung der Fotoagentur Horstmüller