07.01.2016  LIQUI MOLY HBL

Altes vom Hexxer: Schneewittchens Rache an Thiel und Brand (19. Februar 1984)

Folge 14: Es war ein schweres Erbe, das Herbert Wittchen im Sommer 1983 beim VfL Gummersbach antrat. Sein Vorgänger Petre Ivanescu hatte in der Saison zuvor alle möglichen Titel mit den Blau-Weißen gewonnen. Wittchen war nicht nur völlig unbekannt sondern auch nur zweite Wahl nachdem der eigentliche Wunschkandidat Zlatan Siric abgesagt hatte.

Als VfL-Heroen wie Heiner Brand und Andreas Thiel hörten, wie ihr nächster Trainer hieß, juxten sie: „Wie heißt der? Schneewittchen?“ Das erste Problem bestand darin, „dass Eugen Haas vergessen hatte, meine Verpflichtung mit Heiner abzusprechen“, erzählt Wittchen. „Ich kam mit Heiner einfach nicht zurecht. Heiner warf mir dann schnell falsches Training vor. Und es rächte sich, dass ich nicht medienaffin war. Als wir das Auswärtsspiel in der Deutschlandhalle gegen die Reinickendorfer Füchse verloren, habe ich in der Pressekonferenz gesagt: ‚Wenn der Kapitän nicht kämpft, dann weiß ich auch nicht, was ich machen soll.‘ Damit war ich erledigt.“ Denn der Kapitän hieß nun einmal Heiner Brand. Am 27. Januar 1984 wurde Herbert Wittchen von Manager Eugen Haas entlassen. Später sagte Andreas Thiel: „Das war der schlechteste Trainer, den ich jemals hatte.“ Zornig ist Wittchen deshalb nicht. „Ich war einfach überfordert mit der Situation“, sagt er. Und außerdem war da ja noch dieses Waterloo, das er nur 23 Tage später seinem ehemaligen Arbeitgeber bescherte. Wittchen, inzwischen Trainer bei TuRa Bergkamen, stellte sein Team im Heimspiel gegen den Meister taktisch so geschickt ein, dass der VfL Gummersbach in der ersten Halbzeit nur ein Tor erzielte. Lächerliche drei Tore aus dem Feld ließ TuRa-Keeper Georg Welzel über 60 Minuten zu. Am Ende hieß es 7:14 (1:4) – nie erzielte Gummersbach so wenig Treffer in einem Bundesligaspiel wie an diesem 19. Februar 1984. „Es war einfach fürchterlich“, erinnert sich Thiel an Schneewittchens Rache.

           
 

Portrait: Herbert Wittchen (Quelle: Fotoagentur Horstmüller)