21.02.2019  LIQUI MOLY HBL

Tobias Karlsson zu seinem Karriereende: „Wie ein Teil Familie, den man zurücklässt“

Die vergangene Woche glich für die Fans der SG Flensburg-Handewitt einer emotionalen Achterbahnfahrt. Erst verkündete Clublegende und Kapitän Tobias Karlsson, dass er seine Karriere nach der Saison beenden wird, dann unterlag der THW Kiel aber dem SC Magdeburg, wodurch die Titelverteidigung für die SG immer konkretere Formen annimmt. Im Interview verrät Karlsson, was ihm die SG bedeutet und was er sich für den Rest der Saison vorgenommen hat.

Tobias, Glückwunsch zum Ausbau der Tabellenführung. Sind sechs Punkte Vorsprung schon so etwas wie eine Vorentscheidung im Titelkampf?

Tobias Karlsson: Im Kampf um die Meisterschaft ist noch alles offen. Wir tun gut daran unseren Fokus weiterhin auf uns zu legen und, so abgedroschen es auch klingt, weiterhin von Spiel zu Spiel zu schauen. Das bedeutet in dieser ausgeglichenen Liga, dass wir unsere Hausaufgaben machen müssen und in jedem Spiel unsere beste Leistung abrufen. Wir können nur unsere eigene Leistung beeinflussen, daher ist ein Blick auf die Tabelle zwar eine nette Momentaufnahme, aber die Saison ist noch lange genug. 

Habt ihr das Ergebnis der Kieler gegen Magdeburg im Vorfeld eures Spiels verfolgt?

Tobias Karlsson: Nein, der Fokus lag ganz allein auf unserem Spiel gegen den HC Erlangen. Klar hat man gemerkt, dass die Leute in der Halle applaudiert haben. Da konnten wir uns schon denken, was in Kiel passiert ist, aber wir haben nicht aktiv das Spiel verfolgt.

Du hast vergangene Woche dein Karriereende verkündet. Wie schwer ist dir diese Entscheidung gefallen? Wie lange hast du darüber nachgedacht?

Tobias Karlsson: Die Entscheidung fiel mir sehr schwer, da die SG für mich weit mehr ist als nur ein Verein oder Arbeitgeber. In meinen zehn Jahren an der Förde ist es wie ein Teil Familie, den man zurücklässt. Gemeinsam mit meiner Familie habe ich mir sehr viel Zeit für diese Entscheidung genommen, da es nicht nur um mich allein geht, sondern eben auch um die Zukunft meiner Frau und meiner beiden Kinder.

Du planst nach der Saison mit deiner Familie zurück nach Schweden zu gehen. Kannst du dir nach zehn Jahren Flensburg ein Leben ohne die SG momentan überhaupt schon vorstellen?

Tobias Karlsson: Momentan kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen und das wird auch wirklich schwer für mich. Für mich persönlich passiert in diesem Jahr ein absoluter Umbruch, in dem viel Neues auf mich zukommen wird. Darin sehe ich aber auch für mich die Herausforderung.

Und ohne Handball?

Tobias Karlsson: Es ist nicht zu einhundert Prozent gesagt, dass ich nie wieder mit dem Handball zu tun haben werde. Nur weil ich nun nicht mehr aktiv spiele, heißt es ja nicht, dass ich nicht doch irgendwann wieder in einer Halle auftauchen werde.

Was reizt dich an deiner neuen Aufgabe bei einem Wirtschaftsunternehmen?

Tobias Karlsson: Ich bin sehr gespannt und freue mich, meine Erfahrungen aus dem Profisport in der Wirtschaft ausüben zu dürfen. Es erweitert meinen Horizont, etwas Neues zu lernen und neue Leute kennenzulernen.

Was war dein persönliches Highlight in all den Jahren als Handball-Profi?

Tobias Karlsson: Es ist schwer, nur ein Highlight aus meiner Karriere zu nennen. Aber natürlich war die Meisterschaft letztes Jahr etwas ganz Besonderes. Die SG hat über so viele Jahre, so hart daran gearbeitet. Die ganzen Menschen, die ich hier kennenlernen durfte, haben sich alle so sehr danach gesehnt, daher war es toll, mit allen zusammen am Ende zu feiern. Es ist mit das schwerste, die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen.

Maik Machulla hat in mehreren Interviews deinen Rücktritt sehr bedauert und betont, was für eine besondere Beziehung ihr zu einander habt. Was zeichnet diese aus?

Tobias Karlsson: Maik und ich kennen uns schon sehr lange. Er war für mich eine große Hilfe in meinem ersten Jahr in Nordhorn. Wir haben uns immer sehr gut verstanden und über die Jahre ist eine Zusammenarbeit entstanden, mit der wir uns beide sehr wohl fühlen und von der wir beide profitieren.

Wer kann deine Rolle bei der SG übernehmen? Wen siehst du als deinen Nachfolger?

Tobias Karlsson: Egal wer einen Verein nach so vielen Jahren verlässt, es ist immer schwer, die Lücke, die eine Person hinterlässt, eins zu eins zu füllen. Die Rollen werden neu auf mehreren Köpfen verteilt. Die SG ist für die Zukunft so gut aufgestellt, dass alle Aufgaben auch weiterhin gut abgedeckt werden.

Was hast du dir für dich und die SG in deinen letzten Spielen in der DKB Handball-Bundesliga vorgenommen?

Tobias Karlsson: Wir kämpfen jeden Tag, um das nächste Spiel zu gewinnen. Das war immer so und das wird auch immer so bleiben. Ich werde alles reinstecken, was ich habe, in jedem Training und in jedem Spiel und werde alles dafür geben.

Bleibt ihr in deiner letzten Saison unbesiegt? 

Tobias Karlsson: Schön wäre es. (lacht)

Vielen Dank für das Gespräch!