21.04.2019  LIQUI MOLY HBL

Ein Handball-Drama mit Happy End für den Bergischen HC

Am Samstag gab es in der Wuppertaler Unihalle kein Halten mehr: Zum ersten Mal in der der Vereinsgeschichte gewinnt der Bergische HC gegen die MT Melsungen. Die Nordhessen scheiterten beim letzten Wurf an BHC-Keeper Rudeck und feiern den Ostersonntag ohne Punkte im Gepäck. Der BHC hingegen genoss den knappen 25:24-Sieg nach der wohl intensivsten Partie der gesamten Saison. Auch wenn dieser von einer schweren Verletzung von Daniel Fontaine überschattet wurde.

17:16 führte der BHC nach etwa 35 Minuten, als sich der schlimmste Moment der Partie ereignete. Daniel Fontaine ging bei einer Pass-Annahme ohne Einwirkung des Gegners zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Es war ein Schock, der auch die 2729 Zuschauer in der Wuppertaler Unihalle durchfuhr. Plötzlich war es ganz still, denn allen war klar, dass sich der Rückraumspieler etwas Ernstes zugezogen haben würde. Fontaine, der in dieser Saison schon einmal längerfristig verletzt gewesen war, riss sich die Achillessehne. Einfach war es sicher nicht, den Fokus oben zu halten, nachdem Fontaine mit einer Trage vom Feld geholt wurde. Kreisläufer Max Darj ließ es sich übrigens nicht nehmen, mit anzupacken, bevor er zurück in die Deckung ging. Dass die Stimmung schon wenige Sekunden später erneut kochte, hatten sich die Melsunger ein Stück weit selbst zu verdanken. Denn die Gäste gaben den Ball nicht freiwillig an die Löwen zurück - eine Nachlässigkeit, die das BHC-Publikum bemerkte und seinen Unmut darüber lautstark zum Ausdruck brachte. Nachdem Lasse Mikkelsen zum 17:17 versenkt hatte, war logischerweise gewaltig Feuer in der Partie.

Während der gesamten zweiten Hälfte hatte der BHC mehrfach die Chance, die Weichen entscheidend in Richtung Sieg zu stellen. Denn die Deckung stand hervorragend, und mit zunehmender Dauer kam auch Christopher Rudeck zwischen den Pfosten mehr und mehr in Schwung. Trotzdem langte es nur zu mehreren Ein-Tor-Führungen. Die Hausherren ließen diverse freie Chancen liegen. Zwei Siebenmeter, zwei Gegenstöße, ein Abschluss aus sechs Metern - die Möglichkeiten, eine frühzeitige Entscheidung zu erzwingen, waren da. Stattdessen blieb es eng, und sieben Minuten vor dem Ende waren es die Melsunger, die erneut mit 24:23 in Front gingen. Wie gefestigt der BHC derzeit ist, bewies die Mannschaft vor allem in dieser Phase, in der die Begegnung zu Gunsten der ein Mal mehr extrem physich auftretenen Gäste zu kippen schien.

 

Getragen von einem frenetischen Publikum blieb die Mannschaft dank einer überragenden Abwehr im Spiel. Vorne gelang für weitere Minuten nichts. Der Ball wollte einfach nicht ins Tor. Dann setzte Trainer Sebastian Hinze auf den siebten Feldspieler und brachte Rafael Baena an den Kreis. Der Spanier bekam den Ball und glich zweieinhalb Minuten vor Schluss zum 24:24 aus. Als Sekunden später nach einer Rudeck-Parade Jeffrey Boomhouwer ins verwaiste Melsunger Tor zum 25:24 versenkte, war er zum Greifen nah, der erste Sieg in der Club-Historie gegen die MT Melsungen. Denn auf der anderen Seite vergab Mikkelsen, und die Löwen hatten in der letzten Minute den Ball. Linus Arnesson nahm sich den Wurf, der von Nebosja Simic pariert wurde und den Melsungern eine letzte Chance gab. Den Löwen aber reichte ein Punkt in diesem intensiven Duell nicht. Rudeck hielt - der BHC stößt damit auf den sechsten Platz der DKB Handball-Bundesliga vor - eine unfassbare Bilanz sieben Spieltage vor Schluss.

Ein wenig in den Hintergrund rückten bei dem Drama der zweiten Hälfte die ersten etwa 35 Minuten der Begegnung. Die MT erwischte den besseren Start, ging 4:1 in Führung, weil die Löwen wenig Zugriff in der Deckung bekamen und zunächst auch kaum Druck im Positionsangriff entfachen konnten. Das änderte sich rasch. Fabian Gutbrod fand im linken Rückraum gut ins Spiel, und die Abwehr stand spätestens nach 15 Minuten hervorragend. Nach einem 14:14 zur Pause verkraftete der BHC sogar eine doppelte Unterzahl und ging nach Treffern von Kristian Nippes, Jeffrey Boomhouwer und Max Darj sogar 17:16 in Front.

Die Stimmen zum Spiel

Heiko Grimm: "Herzlichen Glückwunsch zum knappen Sieg, und gute Besserung an Daniel Fontaine. Das Spiel war megaknapp. Beim 14:14 war es ein Duell auf Augenhöhe mit richtig guter Stimmung. Wir hatten Probleme nach der Einwechslung von Fabian Gutbrod. In der zweiten Halbzeit haben wir es besser gemacht und mit unserer 5:1-Deckung den Spielfluss des BHC gehemmt. Im gebundenen Spiel haben wir uns aber schwer getan, deshalb auch den siebten Feldspieler gebracht. Leider war das Quäntchen Glück nicht auf unserer Seite. Zwei oder drei Undiszipliniertheiten haben mir bei meinem Team heute nicht gefallen."

Sebastian Hinze: "Das mit Daniel ist natürlich ganz großer Mist. Es tut uns allen extrem leid, und es sieht ja leider auch nicht gut aus. Ein teuer erkaufter Sieg von uns. Es war ein knappes und intensives Spiel - sogar das intensivste dieser Saison. Wir haben sehr gut verteidigt. Ich war von Anfang an einverstanden mit unserem Offensiv-Spiel. Dann kommt Fabian Gutbrod und trifft. Entscheidender Faktor war aber die stabile Abwehr, die wir ab der 15. Minute stellen. Da haben wir viel weggearbeitet. Das war überragend, da komme ich ins Schwärmen. Ich freue mich darauf, mir das Spiel noch mal anzugucken. Am Ende kommt es auf die letzten Aktionen an, und klar ist das dann glücklich, aber wir hatten vorher schon Chancen, mit denen wir es uns hätten einfacher machen können. Das war schade, denn wir haben keinen Profit daraus gezogen. Ich bin stolz auf die Jungs, weil sie immer weiter gemacht haben und heute auch bei sechs gegen fünf weitergelaufen sind."

Jörg Föste: "Das Spiel wird überschattet von der schweren Verletzung von Daniel. Er hatte wahnsinnige Schmerzen, die Achillessehne ist gerissen. Schon im Herbst hatte er eine schwere Verletzung und wird nun erneut brutal zurückgeworfen. Es ist ein schwerer Tag. Zum Spiel muss ich sagen, dass ich nicht der Auffassung bin, dass es glücklich war. Wir haben etliche freie Bälle verschossen. Ausschlaggebend war, dass wir uns durch nichts aus dem Spiel haben torpedieren lassen. Bezeichnend war der Ballgewinn in 4:6-Unterzahl. Das zeigt die Mentalität der Truppe, die eine unglaubliche Saison spielt. Heute ist es dann im ersten Sieg gegen Melsungen überhaupt resultiert."

 

Die Statistiken zum Spiel:

Bergischer HC: Rudeck, Rutschmann - Boomhouwer (4), Kotrc, Gutbrod (6), Fontaine, Babak, Arnesson (4), Szücs, Darj (4), Petrovsky (1), Baena (1), Nippes (1), Criciotoiu, Gunnarsson (4/2), Fraatz. Trainer: Sebastian Hinze

MT Melsungen: Sjöstrand, Simic - Maric, Lemke, Reichmann (1), Ignatow, Kunkel (5), Mikkelsen (8/2), Danner (2), P. Müller (1), Schneider, Allendorf, Birkefeldt, M. Müller (2), Sidorowicz (5), Pavlovic. Trainer: Heiko Grimm

Schiedsrichter: Martin Thöne und Marijo Zupanovic

Siebenmeter: 2/4 - 2/2

Zeitstrafen: 4 (Darj, Petrovsky, Nippes, Szücs) - 3 (Reichmann, Mikkelsen, P. Müller)

Rote Karte: Kunkel / MT Melsungen (53., Griff in den Wurfarm)

Spielverlauf: 1:3 (5.), 3:6 (10.), 6:8 (15.), 9:10 (20.), 11:12 (25.), 14:14 (30.), 17:16 (35.), 18:18 (40.), 21:20 (45.), 22:21 (50.), 23:24 (55.), 25:24 (60.)

 

Foto: Mathias Kehren

Quelle: Bergischer HC