08.10.2018  LIQUI MOLY HBL

Duvnjak mit dem Wurf ins Glück

Es war alles angerichtet für einen großen Handballnachmittag. Volles Haus in der ARENA Leipzig, Liveübertragungen bei Sky und dem MDR und eine DHfK-Mannschaft, die nach dem verpatzten Saisonstart mit Aufbruchstimmung in das Match gegen den deutschen Rekordmeister THW Kiel ging. Das Ziel für die Männer von André Haber, der nach dem Trainerwechsel erstmals wieder als Chefcoach auf der Bank Platz nahm, lautete: Unabhängig vom Endergebnis mit einem guten Gefühl aus der Halle zu gehen.

Allerdings kamen die körperkulturellen Handballer am Anfang nicht so recht in die Partie und so führten die hohen Favoriten aus Kiel schnell mit 1:4. Auch ein parierter Siebenmeter von Hexer Milos Putera in der 8. Spielminute sorgte bei den DHfK-Männern nicht für die nötige Initialzündung. Franz Semper traf im Gegenstoß nur den Pfosten und die Kieler bauten ihren Vorsprung bis Mitte der ersten Halbzeit auf 5:9 aus.

Doch dann wendete sich das Blatt allmählich. Ein paar Ballgewinne, die ein oder andere Parade von Milos Putera und einige gelungene Angriffsaktionen - darunter ein Kampa-Trick - und schon waren die Leipziger wieder dran. 10:11 lautete der Zwischenstand fünf Minuten vor der Halbzeit.

In den letzten Minuten vor dem Seitenwechsel schlichen sich dann jedoch wieder ein paar Unkonzentriertheiten im Leipziger Spiel ein, zudem scheiterte Patrick Wiesmach bei einem Siebenmeter am Pfosten. Mit 12:15 fiel der Pausenrückstand dadurch vielleicht eins zwei Treffer zu hoch aus.

Vielversprechend begann dann die zweite Halbzeit. Gleich in der ersten Aktion konnte der SC DHfK einen Angriff der Kieler vereiteln und Torhüter Milos Putera markierte blitzschnell einen Treffer ins leere THW-Tor. Danach nahm aber der 20-fache Deutsche Meister wieder das Heft in die Hand. Nach zwei Toren in Folge zum 13:17 und einem weiteren 1:3-Lauf zum 14:20 schien die Partie nach 36 Minuten bereits vorentschieden.

Doch die DHfK-Männer wollten sich an diesem Nachmittag noch nicht geschlagen geben. Getragen von 5098 unermüdlichen Fans in der ARENA Leipzig, schafften die Grün-Weißen zunächst drei Treffer in Folge (17:20 in der 40. Minute) und drehten kurz darauf einen 20:24-Rückstand zum 24:24-Unentschieden. Zu diesem Zeitpunkt gelang den Leipzigern nahezu alles. Die Deckung stand felsenfest, René Villadsen im Kasten zeigte mehrere fantastische Paraden und die Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen.

Fast wäre das Hallendach der ARENA davongeflogen, doch der vermeintliche Führungstreffer von Philipp Weber wurde von den Unparteiischen zurückgepfiffen. Bereits zuvor hatten die DHfK-Männer mehrfach die Führung in der Hand, als Franz Semper den Ball an den Pfosten knallte oder ein Gegenstoß trotz leerem THW-Tor nicht den Weg ins Gehäuse fand. Und so kam es, wie es meistens kommt, wenn man sich im Tabellenkeller befindet. Domagoj Duvnjak nutzte die allerletzte Gelegenheit und markierte mit einem Hüftwurf drei Sekunden vor Schluss den Siegtreffer für den THW Kiel. Zurück blieben ausnahmslos traurige Gesichter auf Seiten der Leipziger, die an diesem Nachmittag weitaus mehr erreicht hatten, als ihr eigentliches Ziel – die Halle mit einem guten Gefühl und erhobenen Hauptes zu verlassen.

Stimmen zum Spiel

Alfred Gislason (Trainer THW Kiel): „Wir wollten heute unbedingt beide Punkte holen, wussten aber, dass es schwierig wird und Leipzig sicher ähnlich agieren wird, wie gegen die Rhein-Neckar Löwen. Zu Beginn hat die Deckung bei uns funktioniert und auch vorn lief es flüssig, aber in der zweiten Halbzeit hat uns der Zugriff gefehlt und die aggressive DHfK-Deckung stand super. Leipzig hat uns vor große Probleme gestellt und einige Spieler, wie Franz Semper, haben wir nicht in den Griff bekommen. Letztendlich haben wir das Spiel glücklich, aber trotzdem nicht unverdient gewonnen.“

André Haber (Trainer SC DHfK Leipzig): „Wir haben uns heute leider nicht belohnt. In der Anfangsphase hatten wir große Probleme mit der 3-2-1-Deckung und besonders unser Rückzugsverhalten war nicht zufriedenstellend. Aber wir haben es geschafft, uns zu stabilisieren und nach einem 6-Tore-Rückstand fantastisch zurückgespielt. Gemeinsam mit dem Publikum haben wir uns in einen regelrechten Rauschzustand gespielt und in den letzten Spielminuten unglaublich verteidigt. In einigen Szenen hätten wir aus dem Tempospiel noch mehr Kapital schlagen können. Am Ende entscheidet die individuelle Klasse von Domagoj Duvnjak das Spiel. Viel schlimmer kann man ein Spiel nicht verlieren, aber ich kann meiner Mannschaft nur ein großes Kompliment machen. Das war heute genau der richtige Weg, den wir auch in den kommenden Spielen einschlagen wollen.“

Statistiken zum Spiel

SC DHfK Leipzig gegen THW Kiel 24:25 (12:15)

SC DHfK Leipzig: Putera, Villadsen – Semper 8, Wiesmach 1, Jurdzs n.e., Krzikalla n.e., Binder 1, Janke, Pieczkowski 3, Roscheck, Weber 5, Hellmann n.e., Remke, Gebala 1, Milosevic 2, Santos 2/1

THW Kiel: N. Landin, Wolff – Duvnjak 2, Reinkind 2, M. Landin 2, Firnhaber n.e., Kristjánsson, Weinhold 3, Wiencek, Ekberg 9/3, Rahmel n.e., Dahmke n.e., Zarabec, Bilyk 6, Pekeler 1, Nilsson

Schiedsrichter: Behrens/Fasthoff (Neuss)

Strafminuten: Leipzig 10 Min, Kiel 8 Min

Siebenmeter: Leipzig 2/1, Kiel 4/3

Zuschauer: 5098 Handballfans in der ARENA Leipzig

Quelle: SC DHfK Leipzig

Foto: SC DHfK Leipzig