12.02.2019  LIQUI MOLY HBL

SG Flensburg-Handewitt: Tobias Karlsson gibt Karriere-Ende bekannt

Kaum ein Spieler war in den vergangenen Jahren derart prägend für den Handball der SG Flensburg-Handewitt wie Tobias Karlsson. Der Kapitän und Abwehrchef nahm auch abseits des Spielfeldes eine prägende Rolle im deutschen Profi-Handball ein. Zum Ende der Saison 2018/19 hängt Karlsson seine Handballschuhe nun an den Nagel.

Bedingungslos steht er für seine Mannschaft ein – egal welche Situation sich ihr bietet. Er geht voran, steht für eine Meinung und ist ein Vorbild, nicht nur für seine Kollegen, sondern auch weit abseits des Handballfeldes. Am Abend nach einem Spiel ist er oft schlaflos, geht jede noch so kleine Sequenz des Spiels noch einmal durch und fragt sich: Was hätte ich besser machen können? Warum habe ich nicht anders reagiert? Einhundert Prozent – ausnahmslos, immer, bei allem was er tut. Ein Profi durch und durch, die Identifikationsfigur, das Fundament der Mannschaft, das Herz der SG. „Tobias zählt für mich zu den außergewöhnlichsten Handballern, die je bei der SG gespielt haben. Nicht umsonst zählt er zu den besten Abwehrspielern der Welt - für mich ist er der Beste“, für SG Geschäftsführer Dierk Schmäschke zählt „Tobbe“, wie er von Freunden und Kollegen genannt wird, schon längst zu den ganz Großen.

Die Erfolge seiner Karriere lesen sich wie die Liste eines Ausnahmesportlers, eine wahre Legende. Nicht nur mit seinen Vereinen, sondern auch mit der schwedischen Nationalmannschaft, die er sechs Jahre als Kapitän, allen voran aufs Feld führte. Gewinner des Europa Pokals der Pokalsieger, Champions League Sieger, DHB Pokal Sieger, Deutscher Meister, Teilnehmer der Handball-Europameisterschaft 2008, 2010, 2012 und 2014, Teilnehmer der Handball-Weltmeisterschaft 2011, Silbermedaillen Gewinner bei den Olympischen Spielen in London 2012 und mehrfacher schwedischer Meister – Höhepunkte eines beeindruckenden Handballerlebens.

Machulla verliert "besten Abwehrspieler der Welt"

Zehn Jahre geht er nun schon für die SG an seine Grenzen – wann immer er gebraucht wird ist er da. Zehn Jahre voller Niederschläge, Triumphe, Reisen, Beanspruchung, Freude, Erleichterung und vor allem voller Handball. Damit soll es nun vorbei sein – Karlsson macht Schluss und beendet nach dieser Saison seine aktive Handballkarriere. „Es fällt mir schwer in Worte zu fassen, was gerade in mir vorgeht. Mit Tobias verlässt uns das Herz der SG! Ich habe größten Respekt vor seinen gezeigten Leistungen, seiner Karriere, der Art und Weise, wie er seinen Beruf lebt und wie er jeden Tag die SG verkörpert. In vielen Gesprächen musste ich schweren Herzens akzeptieren, dass sich Tobias und seine Familie für eine neue Herausforderung in Schweden entschieden haben. Diese Entscheidung kam sicherlich nicht überraschend und trotzdem trifft sie mich sehr hart und löst sehr viele Emotionen in mir aus“, sitzt der sonst so gefasste und kontrollierte Cheftrainer der SG, Maik Machulla emotional aufgewühlt mit Tränen in den Augen in einer Hotellobby und versucht, seine Gefühlswelt zu beschreiben. „Ich persönlich verliere einen überragenden Kapitän, den beste Abwehrspieler der Welt und einen Freund! In den verschiedenen Funktionen, die ich bei der SG begleiten durfte, war Tobias für mich immer ein wichtiger Ansprechpartner und guter Ratgeber.“

„Er ist und bleibt neben und auf dem Spielfeld eine überragende Persönlichkeit und hat neben den außergewöhnlichen sportlichen Erfolgen, die er nicht nur bei der SG , seinen vorherigen Vereinen und in der Nationalmannschaft Schwedens erreicht hat, immer seine Rolle als Kapitän mit hohem Einsatz und vorbildlich im Sinne der Mannschaft und des Sports ausgefüllt“, Dierk Schmäschke hatte dem 37-jährigen alle Zeit der Welt eingeräumt und ihm Möglichkeiten aufgezeigt, auch nach seiner aktiven Zeit weiterhin für die SG tätig zu sein, aber seine Entscheidung ist gemeinsam mit seiner Familie gefallen. „Nun wünsche ich mir nichts sehnlicher, als das Tobias seine große Karriere mit einem Titel bei seiner und unsere SG beendet. Den Legendenstatus hat er ohnehin schon erreicht.“

Karlsson zieht es nach Schweden

Für Karlsson selbst ist die Reichweite seiner Entscheidung noch nicht wirklich greifbar. Zu sehr nimmt ihn der Alltag ein, in dem es Woche für Woche, Tag für Tag um das nächste Spiel geht und die Strategie, wie man möglichst als Sieger vom Feld geht. Aber dennoch: „Es ist natürlich für meine Familie und für mich eine ganz schwere Entscheidung gewesen, aber wir haben uns lange Zeit genommen, um diese Entscheidung für uns richtig zu treffen. Ich fühle jetzt, dass die Zeit gekommen ist und dass ich jetzt fertig bin. Ich habe zehn Jahre nicht nur bei der SG gespielt, sondern mit der SG gelebt und das macht diese Entscheidung noch viel schwerer. Es fühlt sich teilweise an, als würde man sich von einem Teil der Familie trennen. Ich bin sehr froh, sehr dankbar für alles was ich mit der SG erleben durfte und immer noch darf, für alle Menschen, die ich hier kennengelernt habe und ich hoffe auch, dass ich in Zukunft viele dieser Beziehungen halten kann.“

Schon lange stand für ihn fest, dass er mit seiner Familie langfristig wieder in Schweden leben möchte. In seiner neuen beruflichen Herausforderung widmet sich Karlsson der Unternehmensentwicklung. Seine Aufgabe wird es sein, Führungskräfte von Unternehmen darin zu unterstützen, Mitarbeiter aktiv in die Strategie des Betriebs und dessen Entwicklung einzubinden. Unterstützen und motivieren, das was er tagtäglich seinen Mannschaftskollegen auf den Weg gegeben hat möchte er nun auf wirtschaftlicher Ebene einbringen – eine Herausforderung und ein ganz neues Berufsfeld, aber immer noch derselbe Mensch – Tobias Karlsson.   

„Ich bin dankbar für die vielen tollen Momente, die wir gemeinsam erleben durften und auch Erfolge, die wir gemeinsam feiern durften. Ich wünsche Tobias alles erdenklich Gute für seine Zukunft und bin mir sicher, dass wir unsere Freundschaft auch weiterhin aufrechterhalten werden. Es war mir eine Ehre, Capitano!“ – Maik Machulla.

Quelle: SG Flensburg-Handewitt

Foto: Nolte