22.10.2018  LIQUI MOLY HBL

THW Kiel bleibt weiter auf Siegkurs

Siebter Sieg in Folge: Die Zebras haben auch am Sonntagnachmittag ihren Aufwärtstrend in der DKB Handball-Bundesliga fortgesetzt. In der Sparkassen-Arena besiegte der THW Kiel den VfL Gummersbach mit 31:25 (19:13). Im Duell der Rekordmeister sorgten die Kieler mit viel Tempo noch vor der Pause für klare Verhältnisse, am Ende erkämpfte sich der VfL nach zwischenzeitlichem Elf-Tore-Rückstand noch eine Resultatsverbesserung.

Die Kieler und die Gummersbacher starteten beide mit viel Tempo in die Partie. Nach vier Minuten waren bereits sechs Treffer gefallen, und vor allem Nikola Bilyk ließ die Fans jubeln: Mit einem Traumpass des Österreichers auf Niclas Ekberg waren die "Zebras" 1:0 in Führung gegangen, dann bediente Bilyk Hendrik Pekeler zum 2:1 und ließ es  höchstselbst zum 3:1 krachen. Die Gäste ließen sich aber nicht abschütteln, Moritz Preuss traf zum Ausgleich. In Überzahl zogen die Zebras, die mit ihrer 3-2-1-Deckung den Gummersbacher rückraum permanent unter Druck setzten, wieder auf 5:3 und später auf 6:4 davon, zwei Paraden von Carsten Lichtlein gegen Rune Dahmke brachten den VfL aber wieder zum Ausgleich - ebenfalls per Konter.

Erneut war es eine Überzahlsituation, die den THW wegziehen ließ: Dem starken Mittelmann Pouya Norouzinezhad war ein Wechselfehler unterlaufen, Domagoj Duvnjak traf per Heber zum 8:7, ehe ach einem Villgrattner-Fehlwurf Torhüter Niklas Landin aus 38 Metern Entfernung das leere Tor zum 9:7 traf. Der VfL blieb aber stets gefährlich, fand die Lücken im Deckungsverbund und hatte in Norouzinezhad seinen auffälligsten Akteur, der zum 9:10-Anschluss traf und kurz darauf mit einem Traumpass auf Schröter das 10:11 einleitete.

Postwendend konterte Harald Reinkind, dem als Alleinunterhalter im rechten Rückraum die vielen Einsatzminuten der vergangenen Partien zunehmend anzumerken waren, per Schneller Mitte und läutete damit einen starken Zwischenspurt der Kieler ein: Bilyk stahl in der Abwehr den Ball und traf zum 13:10, dann parierte Landin gegen Vukoivc, was erneut Reinkind mit dem Konter zum 14:10 belohnte. Kurz darauf traf Bilyk erneut per Gegenstoß zum 16:12, Magnus Landin verwandelte einen von Niclas Ekberg herausgeholten Siebenmeter zum 17:12, ehe erneut Bilyk in der Defensive aufmerksam den Ball stiebitzte und Duvnjak zum Konter auflegte. Sekunden später folgte eine Doublette mit anderem "Vollstrecker": Bilyks Steal netzte Ekberg zum 19:12 ein. Kurz vor dem Wechsel war damit eine Vorentscheidung gefallen, auch wenn Bilyk mit dem finalen Wurf nach Preuss' Tor zum 13:19 am Pfosten scheiterte.  

Denn auch nach dem Wechsel machten die "Zebras" zielstrebig dort weiter, wo sie zuvor aufgehört hatten. Es rappelte im Gummersbacher Kasten, nach Preuss' feinem Dreher zum 15:20 gelang den Oberbergischen zehn Minuten kein Torerfolg mehr. Daran großen Anteil hatte auch Niklas Landin, der unter anderem einen Siebenmeter von Martinovic parierte, ehe Andreas Wolff seinen Platz im Kieler Tor übernahm. Und auch Miha Zarabec zeigte sich ähnlich spielfreudig wie zuletzt: Seinen Pass verwandelte Pekeler zum 21:15, Rune Dahmke traf nach Nilsson-Anspiel zum 22:15, der Kapitän Duvnjak verbuchte einen weiteren Steal auf seinem Konto, dem Bilyk seinen sechsten Treffer zum 23:15 hinzufügte. Die schönste Aktion der Partie entsprang dem Zusammenspiel von Zarabec und Ekberg: Per Kempa erhöhte der Schwede zum 24:15, verwandelte wenig später zudem einen von Zarabec herausgewackelten Siebenmeter zum 25:15, ehe der Slowene selbst mit 98 km/h das 26:15 erzielte: Die Fans feierten einen Kieler 6:0-Lauf, der die Partie entschied, mit der Welle. 

Angesichts der klaren Elf-Tore-Führung wurde nun gewechselt, sollten die Viel-Spieler der vergangenen Wochen ein paar Minuten Pause bekommen. Dem Kieler Spiel tat das aber nicht gut: Im Gefühl des sicheren Sieges schlichen sich Unkonzentriertheiten und unvorbereitete Abschlüsse ein, die der VfL mit einem 5:1-Lauf für sich zu nutzen wusste, Satte 15 Minuten gelang den "Zebras" kein Tor mehr aus dem Spiel heraus, ehe Magnus Landin nach Ekberg-Steal diesen Bann brechen konnte. Landins sehenswertes Tor zum 30:24 und kurz darauf das schön herausgespielte 31:24 waren Höhepunkte der Schlussphase, in der der THW nach zuletzt kraftraubenden Aufgaben einen Vorwärtsgang herausgenommen hatte und die bis zum Schluss nicht in der Intensität nachlassenden Gäste noch Ergebniskosmetik betreieben konnten. Unter dem Strich blieb aber ein ganz souveräner Heim-Auftritt der Kieler stehen, die damit ihren siebten Liga-Sieg in Folge feierten und so den Anschluss an die vorderen Plätze hielten.

Stimmen zum Spiel

THW-Trainer Alfred Gislason: Ich bin recht zufrieden. Anfangs haben wir konzentriert gespielt, die Abwehr stand sehr gut, hat Bälle gewonnen, und daraus resultierten viele Gegenstoß-Treffer. Vorn war es ebenfalls ganz ordentlich. Mich ärgert aber die Phase Mitte der zweiten Halbzeit, in der ich zu wechseln anfange, aber nicht diejenigen, die reinkommen, die Fehler machen, sondern diejenigen, die warm waren. So musste ich wieder zurückwechseln. Insgesamt ist es aber trotz der Verärgerung über diese Phase ein gutes Ergebnis für uns. Ich hoffe und bin überzeugt davon, dass der VfL nach der Rückkehr einiger Verletzter wieder gute Resultate wird einfahren können.

VfL-Trainer Denis Bahtijarevic: Kiel war von der ersten bis zur 60. Minute klar besser. Sie haben die erste Halbzeit dominiert, bei uns war es eine Mischung aus Zufriedenheit und Unzufriedenheit: Bis zum 11:10 waren wir gut, danach bekommen wir zwei dumme Zeitstrafen kurz hintereinander, ich wechsele den müden Drago Vukovic aus, danach passieren vier technische Fehler. So kassieren wir neun Gegenstoß-Tore, und es steht 19:13 für Kiel zur Pause. Nach dem Wechsel haben wir mehr Sicherheit in der Abwehr gefunden und haben uns durch harten Kampf auf sechs Tore wieder herangespielt. Kiel ist für mich der Favorit auf die Meisterschaft.

Viktor Szilagyi, Sportlicher Leiter THW Kiel: 40 Minuten lang war es ein sehr gutes Spiel unserer Mannschaft, in den letzten 20 Minuten haben wir den hohen Vorsprung nicht halten können. Trotzdem: Unser Ziel war ein ungefährdeter Sieg, und das haben wir erreicht. Jetzt vertreut sich unsere Mannschaft auf ganz Europa, ich hoffe, dass alle Nationalspieler gesund zurückkehren, wir den Schwung aus den letzten Partien mitnehmen und wieder Gas geben können. Ein Positives: Nach der Rückkehr der Nationalspieler haben wir ein paar Tage Zeit, um uns auf das Auswärtsspiel in Minden vorzubereiten.

Statistik zum Spiel

THW Kiel gegen VfL Gummersbach: 31:25 (19:13)

THW Kiel: N. Landin (1.-38., 8/1 Paraden, 1 Tor), Wolff (38.-60., 4 Paraden); Duvnjak (3), Reinkind (4), M. Landin (5/3), Firnhaber (n.e.), Kristjánsson, Wiencek, Ekberg (6/3), Rahmel, Dahmke (3), Zarabec (1), Bilyk (6), Pekeler (2), Nilsson; Trainer: Gislason

VfL Gummersbach: Lichtlein (1.-30. und 1 Siebenmeter, 5 Paraden), Puhle (31.-60., 2 Paraden); Schröter (4), Martinovic (4), Vukovic, Baumgärtner, Sommer (6), Köpp, Villgrattner, Herzig, Becker, Preuss (6), Noruozinezhad (4), Busch (1); Trainer: Bahtijarevic

Schiedsrichter: Thomas Kern / Thorsten Kuschel

Strafzeiten: THW: 1 (Pekeler (52.)) / VfL: 4 (Vukovic (5.), 2x Nourouzinezhad (14., 21.), Schröter (34.))

Siebenmeter: THW: 6/6 / VfL: 1/0 (Landin hält Martinovic (35.))

Spielfilm: 1:0, 2:1 (3.), 3:3 (4.), 6:4, 6:6, 7:7, 9:7 (15.), 10:8, 11:10 (20.), 14:10 (23.), 15:12 (26.), 19:12 (30.), 19:13;
20:13 (31.), 20:15 (33.), 26:15 (43.), 27:16, 27:18 (46.), 28:21 (51.), 29:21, 29:24 (56.), 31:24 (60.), 31:25. 

Zuschauer: 10.285 (ausverkauft) (Sparkassen-Arena, Kiel)

 

Quelle: THW Kiel

Foto: Jürgensen