08.02.2019  LIQUI MOLY HBL

Irres Spiel: Gummersbach und Ludwigshafen teilen die Punkte

Der VfL Gummersbach ist mit einem Unentschieden in das Pflichtspiel-Jahr 2019 gestartet. In einer denkwürdigen Partie gegen Die Eulen Ludwigshafen kamen die Gummersbacher am 20. Spieltag der Handball-Bundesliga nicht über ein 20:20 hinaus, müssen aber nach einem hochdramatischem Spielverlauf mit dem Punktgewinn zufrieden sein.

Die 3.431 Zuschauer in der SCHWALBE arena sahen eine Partie mit zwei Halbzeiten, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Nach einer katastrophalen ersten Hälfte, in der die Gummersbacher nur fünf Treffer – davon zwei Siebenmeter – erzielten, drehte der VfL im zweiten Durchgang richtig auf und drehte ein völlig verrücktes Spiel. Gleich zu Beginn des Spiels traf der VfL auf eine aggressive und stabile Abwehr der Eulen, die durch eine deutliche Körpersprache klarmachten, dass sie sich Chancen auf einen Auswärtserfolg ausrechneten. Während die Gummersbacher Offensive stockte, boten die Blau-Weißen den Gästen aus Ludwigshafen in der Defensive Paroli. In der siebten Minute erzielte Marvin Sommer den ersten Treffer des VfL zum 1:2, nach zehn Minuten glich Ivan Martinovic zum 2:2 aus. Insbesondere am Umschaltspiel haperte es bei den Gummersbachern, die im Angriff nervös wirkten und die Stabilität der Anfangsminuten in der Defensive nicht auf diesem Niveau halten konnten. Das 3:3 durch Pouya Norouzi in der zwölften Minute sollte vorerst der letzte Ausgleich für den VfL sein.

Von Minute zu Minute wurden Die Eulen mutiger, während im Gummersbacher Angriff immer weniger zusammenlief. Innerhalb von acht Minuten zogen die Gäste mit fünf Toren davon und strotzen entsprechend vor Selbstbewusstsein. Beim VfL zogen sich die Fehler durch alle Mannschaftsteile. Insbesondere die Torausbeute der Gummersbacher blieb mager. In der 21. Spielminute erzielte Eirik Köpp per Siebenmeter den fünften und damit letzten Treffer für seine Mannschaft (5:9) im ersten Durchgang. Die Eulen konnten derweil ihre Chancen besser nutzen, so dass der VfL mit einem 5:12-Rückstand in die Kabine ging.

Mit einer guten Portion Frust im Bauch kehrten die Gummersbacher nach der Halbzeitpause auf die Platte zurück. Auch wenn noch nicht alles rund lief, schaffte es der VfL in den ersten Minuten nach dem Wiederanpfiff diesen Frust in Energie umzumünzen und erstmals in der Partie Zug zum Tor zu entwickeln. Ein Tor von Moritz Preuß und im Anschluss zwei Treffer von Martinovic brachten den VfL wieder auf vier Tore an Die Eulen heran (8:12, 36. Minute). Auch die Gummersbacher Zuschauer belohnten den aufkeimenden Kampfgeist und die Aufholjagd ihrer Mannschaft und pushten das Team trotz des Rückstands nach vorne. Zwei starke Paraden von Carsten Lichtlein und ein weiterer Gummersbacher Treffer, diesmal von Eirik Köpp, sorgten für das 9:12. Erst in der 40. Minute musste Lichtlein das erste Mal in Durchgang zwei hinter sich greifen (9:13).

Dem Willen der Heimmannschaft tat dies jedoch keinen Abbruch und die Oberbergischen gaben weiter Vollgas. Martinovic, der in Halbzeit zwei richtig aufdrehte und insgesamt sieben Tore warf, sorgte mit dem Wurf aus der eigenen Hälfte ins leere Ludwigshafener Tor für den 12:14-Anschluss (43. Minute). Die Eulen präsentierten sich zwar weiterhin kämpferisch und nun auch wieder präsenter, konnten aber nicht verhindern, dass ihre Führung immer weiter schmolz und die Gummersbacher immer stärker wurden. In der 52. Minute sorgte Norouzi mit dem 17:17 für den ersten Ausgleich seit Minute zwölf. Nur wenige Sekunden später musste der VfL jedoch einen harten Rückschlag hinnehmen, als Stanislav Zhukov nach seiner dritten Zeitstrafe die rote Karte sah.

Der VfL ließ sich von der Hinausstellung seines Rückraumshooters jedoch nicht entmutigen. In doppelter Unterzahl netzte Martinovic zum erneuten Ausgleich ein (18:18, 54. Minute) und läutete damit die heiße Schlussphase der Partie ein, die an Nervenkitzel kaum zu überbieten war. Gleich zwei Mal ließ der VfL beim Stand von 19:19 die Chance auf die erste Führung im Spiel liegen. Norouzi scheiterte am Torhüter, dann Martinovic an der Latte, nachdem Sommer den Gegenstoß der Ludwigshafener mit einem irren Eingreifen nach Sprint unterband. Nur noch 39 Sekunden waren auf der Uhr, als schließlich Köpp, der ein gutes Spiel zeigte, die Nerven vom Siebenmeterstrich hielt und sein fünftes Tor in der Begegnung warf (20:19, 60. Minute). Auch der Gegenangriff der Eulen fand unmittelbar ins Gummersbacher Tor (20:20), so dass den Blau-Weißen sogar noch ein Angriff ermöglicht wurde. Mit dem letzten Wurf verzog Norouzi jedoch freistehend, so dass es beim 20:20-Unentschieden blieb.

Vor der Begegnung mit dem Tabellenschlusslicht war die Marschroute mit zwei Pflicht-Punkten klar, nach der ersten Halbzeit muss man eher von einem gewonnenen als einem verlorenen Punkt sprechen. Nach einer völlig verrückten Partie gilt es nun die Fehler der ersten Halbzeit aufzuarbeiten und die Moral der zweiten Hälfte mitzunehmen. Spätestens am  17. Februar beim Auswärtsspiel in Berlin kommt auf den VfL ein ganz anderes Spiel zu, indem sich die Gummersbacher über 60 Minuten konzentriert und engagiert zeigen müssen.

Trainerstimmen:

Denis Bahtijarevic (VfL Gummersbach): Wir haben heute zwei unterschiedliche Halbzeiten gesehen. Wir haben in der ersten Halbzeit sehr, sehr schlecht gespielt. Wir haben nicht in unser Spiel gefunden, waren nicht stabil in der Abwehr und haben das Tor nicht getroffen. So kann man nicht Handball spielen. Das Spiel hat sich in der zweiten Halbzeit dann in eine ganz andere Richtung entwickelt und wir haben Stück für Stück wieder aufgeholt, indem wir einfach wieder angefangen haben Handball zu spielen. Leider haben wir dann wieder angefangen Fehler zu machen und dazu kamen auch noch dumme zwei Minuten, die uns das Leben wieder schwer gemacht haben. Aber am Ende haben wir sogar noch einmal mit einem Tor geführt, dann aber noch mal den Gegentreffer kassiert und selbst den letzten Wurf nicht ins Tor gebracht. Und so wurde es am Ende dann ein Unentschieden.

Benjamin Matschke (Die Eulen Ludwigshafen): Im ersten Moment fällt es mir schwer, ob ich mich freuen oder ärgern soll. Ich denke, wir haben zwei völlig andere Halbzeiten gespielt. Wir hatten uns gut vorbereitet und eine variable und stabile Deckung gespielt und haben in der ersten Halbzeit mit sieben Toren geführt. In der zweiten Halbzeit sind wir direkt mit technischen Fehlern gestartet und so hat uns Gummersbach immer wieder bestraft. Wir haben nicht mehr so konzentriert gespielt und dann auch noch viele Zeitstrafen bekommen. Der Tempogegenstoß, der wieder zur Führung hätte führen können, war nicht drin und dann hatte Gummersbach am Ende auch wieder Glück, dass drei Abpraller bei ihnen landen und dann das Tor fällt. Uns hat natürlich heute auch Azat Valiullin gefehlt. Lasst mich jetzt einfach drüber schlafen, dann sage ich euch, ob ich mich nun mehr freue oder mehr ärgere.

 

Quelle: VfL Gummersbach

Foto: Ising