23.02.2017  LIQUI MOLY HBL

Nico Büdel: "Mein Ziel war und ist es, mit Coburg den Klassenerhalt zu schaffen"

Reichlich Aufregung war garantiert, als Nico Büdel seinen Wechsel bekannt gab. Den 28-Jährigen zieht es nach der Saison vom HSC 2000 Coburg ausgerechnet zum fränkischen Rivalen HC Erlangen. Obwohl beim Tabellenletzten aktiv, zählt der linke Rückraumspieler zu den besten Schützen der Liga. Im Interview berichtet er von den turbulenten Wochen in Coburg, mehrfachen Universitäts-Wechseln und warum ihn auch negative Kommentare zu seinem Wechsel freuen.

Für dich und den HSC 2000 Coburg stehen aktuell turbulente Wochen an. Erst wurde dein Wechsel zum fränkischen Rivalen HC Erlangen bekannt gegeben, dann stand am Wochenende die Keller-Partie gegen den TBV Lemgo an und nun warten direkt die nächsten beiden Kracher auf euch.

Nico Büdel: Für mich und meinen Berater gab es in den letzten Wochen und Tagen neben dem Handball vieles zu klären und zu besprechen. Das wird auch die nächste Zeit noch so sein. So langsam macht man sich Gedanken über den Umzug und alles was damit verbunden ist. Genauso ist uns hier aber allen bewusst, welche wichtigen Partien in den nächsten Wochen auf uns warten. Man kann schon sagen, dass da ein gewisser Druck vorhanden ist, Punkte zu holen.

Das Hinspiel gegen den Bergischen HC habt ihr gewonnen, der BHC hat nach dem überraschenden Sieg gegen die Füchse Berlin aber sicher Rückenwind. Wie schätzt du eure Chancen ein?

Nico Büdel: Auswärts ist es für uns noch einmal schwerer zu gewinnen. Und der BHC hat mit den zwei überraschenden Punkten gegen Berlin sicher eine Menge Selbstvertrauen getankt. Das fehlt uns sicher gerade ein bisschen. Hinzu kommt, dass uns mit Tom Wetzel und Stefan Lex zwei Rückraumspieler fehlen und im Spiel gegen Lemgo auch nicht alle ohne Blessuren davongekommen sind. Den BHC würde ich deshalb leicht im Vorteil sehen.

Nach der Saison wechselst du zum HC Erlangen. Coburg und der HCE sind vor der Saison zusammen in die DKB Handball-Bundesliga aufgestiegen. Hättest du dir vor einem Jahr vorstellen können, dass du schon bald in Erlangen landest?

Nico Büdel: Nein, das war für mich nicht abzusehen. Mein Ziel war und ist es mit Coburg den Klassenerhalt zu schaffen und hier erste Liga zu spielen. Jetzt hat sich für mich eine neue sportliche Perspektive eröffnet, relativ sicher in der kommenden Saison in der DKB Handball-Bundesliga zu spielen. Und das bei einem Verein, der sich vermutlich im Mittelfeld der Liga etablieren kann. Das ist für mich sportlich gesehen einfach der nächste Schritt.

Das Frankenderby gehört zu den besonders heiß umkämpften Duellen mit großen Emotionen. Wie haben die Coburger Fans darauf reagiert, bzw. wie werden sie darauf reagieren, dass du ausgerechnet zum großen Rivalen wechselst?

Nico Büdel: Es gibt Fans, die natürlich nicht begeistert waren von meinem Wechsel. Das kann ich aber auch nachvollziehen. Die Coburger Fans sind mit viel Herzblut bei der Sache und es zeigt mir, dass es ihnen zumindest nicht egal ist, ob ich hier spiele oder nicht. Ein paar Reaktionen, vor allem auf den Social-Media-Plattformen, gingen zwar über „nicht begeistert“ hinaus, es gab aber auch einige Fans, die positiv reagiert haben und meinen Wechsel verstehen konnten, was mich sehr gefreut hat.

Während Coburg gegen den Abstieg spielt, zählt Erlangen zu den Überraschungen der Saison. Mit welchen Erwartungen gehst du zum HCE?

Nico Büdel: Erlangen wird vermutlich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. Da müsste schon noch einiges schief laufen. Das Projekt HC Erlangen hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter entwickelt und ist gewachsen. Ich hoffe natürlich, dass das so weitergeht und sich der HCE im Mittelfeld der Liga etabliert.

Neben dem Handball studierst du in Frankfurt Sportwissenschaften. Zur zeitlichen Doppelbelastung kommt in deinem Fall auch noch die Entfernung. Wie lassen sich da Studium und Leistungssport kombinieren?

Nico Büdel: Als ich noch in Ludwigshafen-Friesenheim gespielt habe, ging das ganz gut, da die Entfernung überschaubar war. Zudem ist mein Elternhaus in Offenbach, wenn ich also mal ganz früh an der Uni sein musste, konnte ich auch schon am Vortag dort übernachten. Da man zusätzlich aber auch den Trainingsbetrieb und die Spiele mit einplanen muss, kann man einfach nicht so viele Veranstaltungen in der Woche belegen. Dadurch zieht sich das Studium zwangsläufig etwas in die Länge. Ich musste zudem drei Mal die Uni wechseln, wodurch auch der ein oder andere Leistungsnachweis überflüssig wurde.

Ist eine duale Karriere ohne das Verständnis und die Unterstützung durch den Trainer dann überhaupt möglich?

Es ist natürlich ein Vorteil, wenn dein Trainer, wie damals Benni Matschke und jetzt Jan Gorr, auch etwas Rücksicht auf die berufliche Ausbildung der Spieler nimmt und man vereinzelt auch mal vom Training freigestellt wird. Durch die räumliche Entfernung nach Frankfurt geht mein Studium aktuell jedoch leider nur sehr schleppend voran und ich konnte dieses Semester nur wenige Veranstaltungen belegen.

Du hast mit deinen Vereinswechseln immer auch einen Schritt nach vorne gemacht und dich stets gesteigert. Welche Ziele hast du noch?

Nico Büdel: Ich hoffe natürlich, dass das auch diesmal der Fall ist. Mein Ziel ist es erst einmal mich gut in der Mannschaft zu integrieren. Ich möchte mir möglichst viele Spielanteile in unserem breiten und gut besetzten Kader erarbeiten. Ich sehe durchaus noch Potential, um mich persönlich weiterzuentwickeln. Auch das möchte ich versuchen in Erlangen zu erreichen. Wie es dann irgendwann weitergeht, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen und absehen. Das wird sich in der Zukunft zeigen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: Rosenbusch