27.07.2017  LIQUI MOLY HBL

Deutsche Junioren begeistern bei der WM in Algerien - und in der DKB Handball-Bundesliga

Die deutsche Junioren-Nationalmannschaft begeistert bei der WM in Algerien mit unbändigem Kampfgeist, jugendlicher Leichtigkeit und einer für ihr Alter äußerst abgezockten Spielweise. Überraschend kommt der Erfolg allerdings keineswegs, sammeln doch alle Spieler in der DKB Handball-Bundesliga oder der 2. Handball-Bundesliga wertvolle Erfahrungen und sind schon jetzt wichtige Stützen ihrer Mannschaften.

Die Torhüter

Joel Birlehm (Torhüter, TuS N-Lübbecke)

Er war der Matchwinner im Achtelfinale gegen die Schweden. Mit starken Paraden in der Verlängerung sorgte Joel Birlehm für den Viertelfnal-Einzug. Von seinen außergewöhnlichen Qualitäten überzeugt ist auch der Aufsteiger TuS N-Lübbecke, der den Torhüter vor Kurzem für die kommenden zwei Jahre verpflichtete. Für Birlehm ist der Wechsel ein weiterer Schritt in seiner Profikarriere. Gemeinsam mit Peter Tatai soll der in der Talentschmiede von GWD Minden ausgebildetete Torhüter in der kommenden Saison dafür sorgen, dass der TuS N-Lübbecke in der "stärksten Liga der Welt" den Klassenerhalt schafft.

Stefan Hanemann (Torhüter, HSG Konstanz)

Mit Stefan Hanemann verfügen die deutschen Junioren über einen weiteren Torwart, auf den man sich verlassen kann. Mit einer Quote von 32% gehaltener Bälle im bisherigen WM-Turnier, leistet auch er seinen Teil zum bis jetzt so erfolgreichen Abschneiden der Youngsters. Mit stoischer Ruhe, weit ausgebreiteten Armen und einer Körpergröße von 1,98 Metern vermauerte Hanemann bereits in der abgelaufenen Saison der 2. Handball-Bundesliga das Tor der HSG Konstanz. Eine durchschnittliche Quote von 37,01% gehaltener Bälle sprechen dabei eine deutliche Sprache - eine Sprache, die vorallem die Angreifer der 2. Handball-Bundesliga verstanden haben und die in Zukunft wohl auch noch andere Angreifer verstehen werden.

Die Außenspieler

Lars Weissgerber (Rechtsaußen, HG Saarlouis)

Mit 5 Stunden und 17 Minuten ist Lars Weissgerber der Dauerbrenner der deutschen Junioren bei der WM in Algerien. Auch bei der HG Saarlouis ist der flinke Rechtsaußen nicht wegzudenken. In der vergangen Saison netzte er 184 Mal ins gegnerische Tor ein und war damit zweitbester Torschütze seiner Mannschaft - die HG Saarlouis entging dem Abstieg am Ende in letzter Sekunde. Für die kommende Saison hat sich "Whitey" mit seiner HG viel vorgenommen: Das "unabsteigbare Kellerkind" Saarlouis peilt diesmal einen Platz im gesicherten Mittelfeld an.

Tim Nothdurft (Linksaußen, HBW Balingen-Weilstetten)

Tim Nothdurft dürfte der Erfolg bei der WM in Algerien besonders antreiben, hatte er diesen bei seiner letzten Saison in der DKB Handball-Bundesliga nicht wirklich gebucht. Das Eigengewächs des HBW Balingen-Weilstetten musste am Ende einen bitteren Abstieg in die 2. Handball-Bundesliga miterleben. Auch seine beigesteuerten 40 Tore halfen am Ende nichts. Nun heißt es in der kommenden Saison Schulter abklopfen, Trikot zurechtziehen und mit neuem Elan die Mission Wiederaufstieg angehen. Mit einem Weltmeister-Titel im Gepäck würde das sicherlich nicht wirklich schwerfallen - zumal der Linksaußen nach dem Weggang von Yves Kunkel in der kommenden Saison sicher noch mehr Einsatzzeiten bekommen wird.

Lukas Mertens (Linksaußen, SC Magdeburg)

Lukas Mertens ist bei den deutschen Junioren als Linksaußen gesetzt. Dass er damit bestens zurecht kommt, ist nicht wirklich verwunderlich. Auch in der 2. Handball-Bundesliga lief Mertens Woche für Woche in der Startformation für den Wilhelmshavener HV auf. In der vergangenen Spielzeit verpasste der Rechtshänder keine einzige Begegnung und hatte am Ende der Saison starke 163 Feldtore vorzuweisen. Aufgrund seiner Leistungen weckte er schnell die Begierde der Vereine der DKB Handball-Bundesliga. Am Ende machte der SC Magdeburg das Rennen, bei dem der gebürtige Wilhelmshavener die Nachfolge von Yves Grafenhorst antreten soll. Seiner Formkurve in den letzten Jahren entsprechend, hat der pfeilschnelle Linksaußen sicherlich das Potential auch in der "stärksten Liga der Welt" in Zukunft für Furore zu sorgen. Eine kleine Kostprobe seines Könnens gab Mertens, als er das "DKB Tor des Dezembers" warf und damit zur Wahl zum DKB Tor der Saison 2017/2018 steht (hier geht's zur Abstimmung).

Der Rückraum

Kevin Struck (Rückraum links, Füchse Berlin)

Kevin Struck begann in der Kindheit beim Nordhäuser SV mit dem Handball. Über eine Zwischenstation beim ThSV Eisenach wechselte er 2011 zu den Füchsen Berlin, mit denen er Deutscher B- und A-Jugendmeister wurde. Heute hat sich Struck bereits einen Namen in der "stärksten Liga der Welt" gemacht. Er debütierte bereits am 11. Oktober 2014 gegen Rekordmeister THW Kiel. Seitdem ist der an Silvester 1996 geborene Junior fester Bestandteil des Füchse-Teams und sammelt weiter wertvolle Erfahrungen im nationalen sowie internationalen Geschäft.

Sebastian Heymann (Rückraum links, FRISCH AUF! Göppingen)

Kurz vor Beginn der vergangenen Saison präsentierte FRISCH AUF! Göppingen mit Sebastian Heymann einen Neuzugang, den sicher auch viele weitere Vereine aus der DKB Handball-Bundesliga bereits auf dem Zettel hatten. Als deutsches Riesentalent im linken Rückraum gehandelt, verbrachte der wurfgewaltige Rückraumlinke seine erste Saison in der DKB Handball-Bundesliga vorwiegend damit, sich weiterzuentwickeln und sich an das Niveau in der "stärksten Liga der Welt" heranzutasten. Sein Potential zeigte er unter anderem im Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen, als er gegen die zweitbeste Abwehr der Liga vier blitzsaubere Tore erzielte.

Valentin Spohn (Rückraum links, HBW Balingen-Weilstetten)

Valentin Spohn wechselt in der kommenden Saison von der SG Leutershausen zum HBW Balingen-Weilstetten. Der 19-Jährige hat bei den "Galliern von der Alb" einen Zwei-Jahres-Vertrag unterzeichnet. In der 2. Handball-Bundesliga war der 1,98m große Rückraumspieler in der abgelaufenen Spielzeit mit 203 Toren der beste Werfer der SG Leutershausen. Mithilfe seiner Shooter-Qualitäten wird er nun alles daran setzen, gemeinsam mit seinem Junioren-Nationalmannschafts-Kollegen Tim Nothdurft den Wiederaufstieg in die DKB Handball-Bundesliga zu realisieren.

Marian Michalczik (Rückraum links, TSV GWD Minden)

Mit sechs Treffern war Marian Michalczik der zweitbeste Werfer im Achtelfinale gegen die Schweden und ebnete so den Weg ins Viertelfinale. Handballkennern dürfte Michalczik allerdings schon länger ein Begriff sein. Der für GWD Minden spielende Rückraumlinke lief bereits für die A-Nationalmannschaft auf und erzielte bei seinem Debüt gegen die Schweiz am 18. Juni 2017 auch prompt einen Treffer. Der Ahlener gilt als wohl größte deutsche Hoffnung im linken Rückraum und befeuert die hohen Erwartungen an ihn durch durchgehend solide Leistungen im deutschen Oberhaus. Für GWD Minden traf er in der abgelaufenen Saison 85 Mal und war damit aus dem Feld der drittbeste Werfer der Grün-Weißen.

Björn Zintel (Rückraum Mitte, ASV Hamm-Westfalen)

Der 21-Jährige ist seit dem Sommer 2015 beim ASV, zuvor war er beim Drittligisten Zweibrücken im Einsatz. Für die Westfalen bestritt er in der vergangenen Saison in der 2. Handball-Bundesliga 36 Spiele und traf dabei 125 Mal - er war damit der zweitbeste Torschütze seiner Mannschaft. Ein Wert von 46 Assists unterstreicht seine Qualitäten als nicht nur torgefährlicher, sondern ebenso umsichtiger Spielmacher. Zeuge des starken Armzugs von Zintel wurde unter anderem der THW Kiel - sein Unterarm-Wurf gegen den Rekordmeister steht zur Wahl zum DKB Tor der Saison 2016/2017 (zur Abstimmung).

Franz Semper (Rückraum rechts, SC DHfK Leipzig)

27 Tore, 10 Assists und eine Wurfquote von fast 60% - Franz Semper zeigt bei der Junioren-WM in Algerien, warum er zuletzt von zahlreichen Top-Vereinen gejagt wurde. So war es nicht sonderlich verwunderlich, als bekannt wurde, dass der THW Kiel um den 1,90m großen Linkshänder warb. Am Ende entschied sich Semper allerdings für eine Vertragsverlängerung bei seinem SC DHfK Leipzig und gegen das Angebot des Rekordmeisters. Grund dafür waren sicherlich auch die zu erwartenden Spielanteile - Semper stand in der vergangenen Saison nur drei Mal nicht im Kader der Leipziger. Und in der kommenden Saison hat er außerdem einen erfahrenen Konkurrenten weniger, wenn Christoph Steinert nach Erlangen wechselt. Semper wird dann mit Andreas Rojewski das Stammduo im rechten Rückraum bilden.

Jerome Müller (Rückraum rechts, HG Saarlouis)

Mit Jerome Müller steht neben Lars Weissgerber ein zweiter Spieler der HG Saarlouis im Aufgebot der deutschen Junioren-Nationalmannschaft. Eindrucksvoll meldete sich der heute 20-Jährige schon bei seiner Premiere in der 2. Handball-Bundesliga im August 2015 zu Wort. Mit elf Treffern und einer unglaublich starken Leistung führte er seine HGS zum Sieg über den TV Emsdetten. Dass Müller Tore werfen kann, bewies er auch in der vergangenen Saison, als er mit 143 Toren bei 37 gespielten Partien der zweitbeste Werfer der HG Saarlouis war.

Stefan Salger (Rückraum rechts, TVB 1898 Stuttgart)

Die Laufbahn von Stefan Salger zum Handball-Profi hätte in den letzten Jahren wohl nur schwerlich besser verlaufen können. Anfang 2014 wechselte der 2,07m große Hüne vom Landesligisten TV Immenstadt zu den Rhein-Neckar Löwen, bei denen er im Juniorenteam spielte. In der vergangenen Saison trug er das Trikot der SG Leutershausen und ließ die Torhüter der 2. Handball-Bundesliga mit seiner Wurfgewalt ein ums andere Mal verzweifeln. Dennoch stieg die SG Leutershausen am Ende - nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses - ab. Statt den Weg in die 3. Liga gehen zu müssen, eröffnete sich für Salger allerdings eine neue Chance, die er natürlich sofort ergriff: In der kommenden Saison läuft der Rückraumrechte für den TVB 1898 Stuttgart auf und spielt somit seine erste Saison in der DKB Handball-Bundesliga. Man darf gespannt sein, ob Salger in der "stärksten Liga der Welt" an seine starken Leistungen anknüpfen kann und seine steile Laufbahn weiter vorantreiben wird.

20.07.2017 - LIQUI MOLY HBL

Interview mit TVB-Neuzugang Stefan Salger: Vom Zweitliga-Abstieg zur U21-Weltmeisterschaft

Das, was Stefan Salger in diesem Sommer erlebt, nennt man wohl ein Wechselbad der Gefühle. Der Torjäger der SG Leutershausen musste am letzten Spieltag mit seinem Team allein aufgrund des schlechteren Torverhältnisses den Abstieg aus der 2. Handball-Bundesliga hinnehmen. Doch anstatt in die 3. Liga ging es für den 2,07 Meter großen Rückraumspieler kurz darauf in die DKB Handball-Bundesliga zum TVB 1898 Stuttgart. Bei seinem neuen Team war er aber nur kurz - für den 20-jährigen Junioren-Vize-Europameister von 2016 ging es direkt weiter nach Algerien zur U21-WM.

Die Kreisläufer

Moritz Schade (Kreisläufer, TuS N-Lübbecke)

In der vergangenen Saison noch beim Dessau-Roßlauer HV in der 2. Handball-Bundesliga unter Vertrag, spielt Moritz Schade in der kommenden Saison beim TuS N-Lübbecke in der "stärksten Liga der Welt". Der in Offenburg geborene Rechtshänder feierte bereits als Jugendspieler bei den Füchsen Berlin zahlreiche Titel und gehörte schon dort dem Profi-Kader an. Mit seinem Wechsel in die DKB Handball-Bundesliga geht der ehrgeizige Kreisläufer unbeirrt seinen Weg, in Zukunft zu den besten Kreisläufern Deutschlands zu gehören.

Patrick Gempp (Kreisläufer, DJK Rimpar Wölfe)

Neu in der 2. Handball-Bundesliga ist in der kommenden Saison Patrick Gempp. Der Kreisläufer wechselt vom TV Großwallstadt zu den Rimparer Wölfen und wird mit diesen versuchen, die für viele vor der Saison noch unerwartete starke Endplatzierung (mindestens) zu bestätigen. Gempp soll die Lücke füllen, die Julian Bötsch am Kreis der Wölfe hinterlassen hat - sein Vetrag läuft bis 2019.

Johannes Golla (Kreisläufer, MT Melsungen)

"Er ist eine Maschine", sagte sein ehemaliger Trainer Georgi Sviridenko einst über Johannes Golla. Eine Körpergröße von 1,95 Meter bei 110 Kilogramm Körpergewicht, dabei trotzdem wendig und explosiv am gegnerischen Kreis - allein diese Tatsachen bestätigen diese Aussage. Allerdings wird Golla auch wegen seiner für sein Alter äußerst professionellen Einstellung von seinen Mitspielern und Trainer geachtet. Seit 2015 bei der MT Melsungen unter Vertrag, durfte Golla in der vergangenen Saison vor allem in der zweiten Hälfte der Spielzeit immer häufiger sein Können unter Beweis stellen und verbuchte stetig steigende Einsatzzeiten. Im WM-Achtelfinale gegen Schweden war Golla der Matchwinner und warf die Junioren mit drei Toren in der Verlängerung zum Sieg.

Foto: Trautvetter / DHB