20.01.2017  Handball Weltmeisterschaft

DHB-Team gewinnt Gruppenfinale gegen Kroatien

Der Gruppensieg ist in der Tasche: Die deutsche Nationalmannschaft setzt sich in einem harten Fight 28:21 (13:9) gegen Kroatien durch und verdient sich ein Achtelfinale in Paris gegen Katar. Gerade die Schlussphase der Bad Boys gleicht einer Machtdemonstration.

Das Spiel in Kürze 

 

Beide Mannschaften starteten nervös in die Partie. Bundestrainer Dagur Sigurdsson verzichtete zu Beginn auf die nachnominierten Stützen Holger Glandorf und Hendrik Pekeler. Gleich im ersten Angriff des DHB-Teams kassierte Kroatiens Superstar Domagoj Duvnjak eine Zeitstrafe, doch mit der Überzahlsituation wussten die Bad Boys erst einmal nichts anzufangen.

Im Gegenteil: Der treffsichere Stepancic schenkte Andreas Wolff, der im deutschen Tor begann, früh zwei Treffer ein, die der deutschen Mannschaft einen Rückstand einbrockten. Doch dann bekam der Europameister das Spiel langsam in den Griff: Offensiv spielte Kai Häfner in der Anfangsphase den Alleinunterhalter, erzielte die ersten vier deutschen Treffer in Serie, bevor Paul Drux, Patrick Wiencek und Uwe Gensheimer auf 7:3 erhöhten.

Im Laufe der ersten Hälfte warf Bundestrainer Dagur Sigurdsson dann auch Pekeler und Glandorf ins kalte WM-Wasser und vor allem Pekeler feierte einen Einstand nach Maß. Im Mittelblock sorgte er für einen Ballgewinn und schloss den daraus resultierenden Ballgewinn gleich selbst zum 9:4 ab. Erst in den Schlussminuten des ersten Abschnitts leistete sich das junge deutsche Team eine erste Schwächephase, ließ den Gegner noch einmal auf 11:8 herankommen. Doch die richtige Antwort folgte prompt: Steffen Fäth und wieder Wiencek sorgten für den 13:9-Pausenstand.

Zu Beginn der zweiten Hälfte lief dann besonders Andreas Wolff im deutschen Tor heiß. Schon im ersten Abschnitt hielt der Kieler 44 Prozent der Würfe, die den Weg auf sein Tor fanden. In den zweiten Durchgang startete Wolff dann spektakulär, hielt diese Quote und war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die deutsche Führung Bestand hatte.

Für seine Teamkollegen war der Rückhalt im Tor offenbar ein Weckruf: 15 Minuten vor dem Ende hatten die Bad Boys den Vorsprung wieder auf 19:14 ausgebaut. Und die Führung sollte halten: Der Olympia-Dritte ließ nichts mehr anbrennen und zog den Kroaten in der Schlussphase mit einer wahren Machtdemonstration endgültig den Zahn. Am Ende siegte die deutsche Mannschaft 28:21 (13:9) und setzte damit ein dickes Ausrufezeichen im Kampf um den WM-Titel. 

Die Highlights

 

1. Minute: Zeitstrafe für Duvnjak
Schlechter könnte der Start in die Partie für den kroatischen Ex-Welthandballer Domagoj Duvnjak wohl nicht laufen: Gleich im ersten Angriff des deutschen Teams kassierte der Kieler seine erste Zeitstrafe und darf sich keine groben Unsportlichkeiten mehr erlauben.


6. Minute: Häfner hält Bad Boys im Spiel
Offensiv sieht das Spiel des DHB-Teams noch nicht so recht strukturiert aus – allein Kai Häfner ist bereits voll da und erzielt die ersten vier Treffer zum 4:3 im Alleingang.


10. Minute: DHB-Team gibt Kroatien zu denken
Jetzt sind die Deutschen besser im Spiel und Kroatien sieht sich gezwungen, seine Deckung umzustellen. Duvnjak verlässt die vorgezogene Abwehrposition und reiht sich in eine 6:0-Deckung ein.


16. Minute: Auszeit Kroatien
Der Europameister hat inzwischen die komplette Kontrolle übers Spiel, den Kroaten fällt in der Offensive nichts mehr ein. Uwe Gensheimer verwandelt einen Gegenstoß zum 7:3, Auszeit Kroatien.


18. Minute: Pekeler kommt ins Spiel
Hendrik Pekeler betritt als erster nachnominierter Spieler das Feld, bildet zusammen mit Finn Lemke den Mittelblock und schließt seinen ersten Gegenstoß im Spiel gleich erfolgreich zum 9:4 ab.


23. Minute: Glandorfs Premiere
Holger Glandorf verschafft Kai Häfner die angekündigte Verschnaufpause. Und der erste Angriff, bei dem der Flensburger auf der Platte steht, führt gleich zum Tor. Patrick Groetzki macht’s, 11:5.


27. Minute: Schwächephase im deutschen Spiel
Der erste kleine Bruch im deutschen Spiel: Vorne schließen die Bad Boys nicht konsequent genug ab, in der Defensive finden die Kroaten erste Lücken, die ihnen drei Tore in Folge ermöglichen, 11:8.


30. Minute: Glandorf verpasst den Buzzerbeater
Das DHB-Team fängt sich aber relativ schnell wieder, erspielt sich eine 13:9-Führung und Holger Glandorf hat mit dem Halbzeitpfiff sogar noch die Chance auf seinen ersten WM-Treffer – doch Stevanovic entschärfte.


36. Minute: Auf Wolff ist Verlass
Die Kroaten kommen besser aus der Kabine, aber Andreas Wolff kauft dem Gegner ein ums andere Mal den Schneid ab. Nach 30 Minuten lag seine Quote bereits bei 44 Prozent, jetzt packt der THW-Star noch einige Paraden oben drauf.


40. Minute: Fäths Tor scheitert am Videobeweis
Steffen Fäth tankt sich im linken Rückraum durch, Kroatiens Torhüter begräbt den Ball unter sich - und die Schiedsrichter entscheiden nach Videostudium: der Wurf war nicht drin. Es bleibt beim 16:13.


50. Minute: Timeout Deutschland
Dagur Sigurdsson stellt seine Spieler noch einmal auf die letzten zehn Spielminuten ein. Der zweite Durchgang wirkt nicht mehr so souverän wie der erste, aber noch immer hält die deutsche Führung, 20:17.


57. Minute: Machtdemonstration in der Schlussphase
In den Schlussminuten kommen die Bad Boys noch einmal groß auf und deklassieren den Gegner regelrecht - ein Statement vor dem Beginn der K.o.-Runde!

Spieler der Partie 

 

In seiner 101. Partie im DHB-Trikot lieferte Patrick Wiencek eine unglaublich fokussierte Partie ab: Der Kreisläufer verwandelte selbst unter der größten Bedrängnis alle seine sechs Torwürfe und räumte in der Defensive in gewohnt resoluter Manier auf. Wiencek ist zum Leader im DHB-Team gereift und wird in Angriff wie Offensive zum unverzichtbaren Puzzleteil in Sigurdssons WM-Plan.

 

Zahlen, Daten, Fakten 

 

Deutschland – Kroatien 28:21 (13:9)
Heinevetter, Wolff – Gensheimer (4/1), Lemke, Wiencek (6), Reichmann (1), Pekeler (3), Fäth (3), Groetzki (3), Häfner (5), Kühn (2), Ernst, Pieczkowski, Kohlbacher, Drux (1) für Deutschland // Stevanovic, Ivic – Mihic, Duvnjak, Stepancic (5), Gojun, Matulic, Horvat (3), Kontrec (4), Mandalinic (1), Strlek (5), Musa, Jotic, Mamic (2), Sebetic, Cindric (1) für Kroatien
Zuschauer: 5400 (Kindarena, Rouen)
Schiedsrichter: Sondors/Licis (Lettland)

Für Kreisläufer Patrick Wiencek war das Spiel gegen Kroatien der erste Auftritt, nachdem er die Marke von 100 Länderspielen geknackt hatte.

Linkshänder Kai Häfner schien die Rückkehr von Holger Glandorf ins DHB-Team besonders angestachelt zu haben: Der Hannoveraner zeichnete für die ersten vier Treffer im deutschen Spiel allein verantwortlich.

Einen WM-Eindstand nach Maß erwischte Nachrücker Hendrik Pekeler. Seine Bilanz nach dem Kroatien-Spiel: Drei Würfe, drei Treffer.

Uwe Gensheimer bleibt der 7-Meter-König des Turniers: Der Linksaußen steht nach einem verwandelten Strafwurf gegen Kroatien bei einer Quote von 20 Treffern bei 21 Versuchen.

 

So geht es für die Teams weiter 

 

Durch den Erfolg im letzten Gruppenspiel hat sich die deutsche Mannschaft das Achtelfinale in Paris gegen Katar verdient, die lange Anreise nach Montpellier bleibt dem Team erspart. Diesen Weg müssen nun die Kroaten auf sich nehmen, die in der Runde der letzten 16 auf Ägypten treffen.