23.01.2019  Handball Weltmeisterschaft

"Es ist wie 2007": DHB-Team befeuert Handballfieber

Deutschland ist im Handball-Fieber: Der vorzeitige Einzug ins WM-Halbfinale hat die Welle der Begeisterung nochmals verstärkt. Und dabei erlebt Christian Prokop zurzeit seine "geilste Zeit im Berufsleben". Seine viel zitierte zweite Chance hat der Bundestrainer mit dem Einzug ins WM-Halbfinale eindrucksvoll genutzt.

Christian Prokop hatte am handballfreien Dienstag einen sehnlichen Wunsch: Abschalten. Runterkommen. Kopf frei kriegen. Auf seiner geliebten Joggingrunde tankte der Bundestrainer neue Energie für den bevorstehenden Turnier-Endspurt. "Hoffentlich ist die Sauna eingeschaltet", sagte Prokop und lächelte.

Die kleine Auszeit vor dem Hauptrunden-Abschluss gegen Europameister Spanien am Mittwoch (20.30 Uhr/ARD) hatte er sich redlich verdient. All dem Druck und all den großen Erwartungen hatte Prokop in den vergangenen Wochen standgehalten. Einzug ins Halbfinale, vorzeitig - damit hatten vor der Heim-WM nur die wenigsten gerechnet.

Und so stellte DHB-Vizepräsident Bob Hanning seinem leitenden Angestellten mit "Note 1" am Dienstag das bestmögliche Zwischenzeugnis aus. Hanning war es, der auch in den stürmischen Zeiten nach der verkorksten EM zu Prokop hielt, weil "ich immer wusste, dass er das kann. Überall, wo er war, hat er was aufgebaut und entwickelt." Dies zeigt sich nun auch in der Nationalmannschaft.

Prokop selbst verzichtete im Moment seines größten Erfolgs als Trainer auf den Blick in den Rückspiegel. Die schweren Monate voller Kritik und öffentlichen Zweifels mochte der gebürtige Köthener nicht kommentieren - er schwärmte lieber vom Hier und Jetzt. "Ich habe immer gesagt, dass wir sehr viel Potenzial in dieser tollen Mannschaft haben. Ich bin einfach glücklich, wie sich dieses Team zusammenschweißt, wie es sich präsentiert und wie wir ungeschlagen durch das Turnier gehen", sagte Prokop und betonte: "Das macht mich stolz."

Prokop erlebt zurzeit die schönsten Tage seiner knapp zweijährigen Amtszeit. Der 40-Jährige, vor einem Jahr noch Buhmann der Handball-Nation, hat mit seinem Team eine neue Euphorie entfacht - und sich spätestens mit dem vorzeitigen Halbfinaleinzug durch das 22:21 gegen Kroatien selbst aus der Schusslinie gebracht.

"Natürlich ist das im Moment für uns die geilste Zeit, die wir im Berufsleben erleben dürfen", sagte Prokop. In diesem Job sei es manchmal richtig schwierig und "manchmal richtig toll. Und das ist schön, dass wir gerade auf der Sonnenseite stehen."

Die WM-Tage von Berlin und Köln zeichnen ein neues Bild von Prokop. Im Vergleich zu seinem ersten Turnier wirkt der 40-Jährige wie ausgewechselt, tritt selbstbewusst auf, locker und kommunikativ. Hier und da bringt Prokop sogar ein Späßchen unter. Prokop 2.0 möchte man sagen.

Der Bundestrainer freute sich diebisch, das große Ziel Halbfinale in Hamburg bereits erreicht zu haben. "Dass wir das jetzt vorzeitig lösen und nicht über den Umweg Spanien gehen müssen - das ist fantastisch", sagte Prokop und genoss den handballfreien Tag.

Quelle: SID

Foto: Klahn