25.01.2019  Handball Weltmeisterschaft

WM-Halbfinale gegen Norwegen: Beton-Abwehr gegen Turbo-Angriff

Und jetzt Norwegen: Die deutschen Handballer sind nach Hamburg zurückgekehrt und bereiten sich auf ein Spiel vor, wie sie es nicht noch einmal erleben werden. Derweil bricht die WM einen Zuschauerrekord.

Kapitän Uwe Gensheimer hielt ein Pläuschchen mit Dänen-Superstar Mikkel Hansen, Keeper Andreas Wolff versuchte sich an Trickwürfen, und Bundestrainer Christian Prokop inspizierte mit den Händen in den Hosentaschen das neue Terrain: Spätestens mit dem lockeren Anschwitzen am Donnerstagabend in der Hamburger Arena begann für die deutschen Handballer die große Mission WM-Finale.

"Es ist einfach geil für uns, dass wir hier sind und unseren Traum weiterleben dürfen", sagte Prokop und verströmte viel Optimismus vor dem Halbfinal-Showdown gegen Vize-Weltmeister Norwegen am Freitag (20.30 Uhr/ARD). Nach einem kurzen Warmmach-Kick feilte Prokop mit seinem Team bei einem Geheimtraining hinter verschlossenen Türen am letzten Feinschliff.

"Als wir hier die Vorbereitung Anfang Januar angefangen haben, war es nicht vorauszusehen, dass wir als ungeschlagener Halbfinalist zurückkommen", sagte Gensheimer nach dem kurzen Flug am Mittag von Köln in die Hansestadt - und die wundersame Reise bei der Heim-WM soll noch lange nicht beendet sein."Wir freuen uns auf das Spiel gegen Norwegen", sagte Prokop und betonte vor dem Duell um einen Platz im Finale von Herning: "Wir wollen mehr." Kreisläufer Jannik Kohlbacher versicherte: "Jetzt ist alles möglich. Dafür trainieren wir jeden Tag." 

Fast alle Spieler haben nach dem langen Turnier das eine oder andere Wehwehchen, sind aber einsatzbereit. Das Fragezeichen hinter dem zuletzt angeschlagenen Steffen Weinhold räumte Prokop auf der Pressekonferenz aus: "Wir werden mit unserem besten Kader antreten."Torwart-Gigant Wolff erwartet "ein schwieriges Spiel. Da kann alles passieren, das ist ein WM-Halbfinale", stellte er sehr richtig fest und zählte sicherheitshalber gleich mal die Stärken des Gegners auf: "Norwegen hat einen breiten Kader, einen guten Rückraum, super Torhüter, und die Außen sind echt tricky."

DHB-Vizepräsident Bob Hanning findet das auch, aber er findet vor allem, dass die deutsche Mannschaft "auf einzelnen Positionen und insgesamt mindestens genauso stark, wenn nicht einen Tick stärker ist". Den superschnellen Angriffen der Skandinavier stellt sich die deutsche Beton-Abwehr entgegen, laut Hanning "die beste der Welt".Es geht um viel, für den DHB ist es das wichtigste Spiel seit dem EM-Finale 2016, und der Bundestrainer mobilisiert vor der Endphase eines langen Turniers noch einmal alle Kräfte. "Wenn wir das Halbfinale gewinnen wollen, brauchen wir alle am Optimum", sagte Prokop. Norwegen sei eine Mannschaft, die sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt habe und mit Rückraumspieler Sander Sagosen über einen Weltstar verfüge. 

Die beiden Mannschaften kennen sich aus dem Effeff, fast ein Dutzend Spieler aus dem norwegischen Kader verdient sein Geld in der Bundesliga. "Es ist ein Team, das mit hoher Konstanz seine Spiele auf hohem Niveau abliefert", sagte Gensheimer: "Das wird ein harter Brocken, aber bei der Leistung, die wir bisher gezeigt haben, müssen wir uns vor keinem Gegner verstecken." Fabian Böhm, beim 31:30 im letzten Hauptrundenspiel gegen Spanien am Mittwoch in Köln der "Man of the Match", weiß, warum Deutschland gewinnt: "Weil wir die bessere Mannschaft sind."

Daran hat Christian Prokop den größten Anteil - sagt jedenfalls Bob Hanning. "Akribie, Sachverstand und eine hohe menschliche Kompetenz zeichnen ihn aus", sagte der Spitzenfunktionär am Donnerstag in Köln: "Wir glauben an diesen Trainer und seine Ideen, keine überalterten Stars einzusetzen, die nach der WM aufhören, sondern junge, frische Spieler, mit denen wir die nächsten Jahre planen können."

Einen Rekord hat diese WM schon mal gebrochen. Bisher sahen insgesamt 837.000 Besucher in Berlin, Köln, München, Kopenhagen und Herning die 90 Spiele in Vor-, Haupt- und Platzierungsrunde. Die bisherige Bestmarke hielt die WM 2007 in Deutschland mit insgesamt 750.000 Zuschauern.

Quelle SID

Foto: Klahn