26.01.2024  Handball Europameisterschaft

Trotz starkem Kampf: DHB-Team verpasst Einzug ins Finale

Im Halbfinale am Freitagabend traf die deutsche Nationalmannschaft um Trainer Alfred Gislason auf den amtierenden Weltmeister und Favoriten aus Dänemark. Während die DHB-Auswahl in der ersten Halbzeit noch ein sensationelles Spiel lieferte, und sogar mit einer 14:12-Führung in die Pause ging, drehten die Dänen in der zweiten Halbzeit auf. Letztendlich gewannen die Skandinavier mit 26:29 und ziehen somit in das Finale der Europameisterschaft ein.

Juri Knorr vergrub sein Gesicht in einem Handtuch, die Enttäuschung konnte der Jungstar der deutschen Handballer aber nicht verstecken. Das "Wunder" gegen den Weltmeister war ausgeblieben, nach dem 26:29 (14:12) in einem aufopferungsvollen Kampf gegen Turnierfavorit Dänemark spielt Deutschland bei der Heim-EM "nur" um Bronze. "Ich bin sehr stolz auf die Jungs, das war eine phänomenale erste Halbzeit", sagte Bundestrainer Alfred Gislason im ZDF, musste aber einsehen: "Letztlich hat sich die Routine durchgesetzt."

Statt um den ersten Titel seit EM-Gold 2016 spielt Deutschland nun am Sonntag (15.00 Uhr/ARD und Dyn) gegen den entthronten Europameister Schweden um Platz drei - und das direkte Olympiaticket für Paris. Während die Fans die Mannschaft trotz der Niederlage mit Standing Ovations feierten, richtete Kapitän Johannes Golla den Blick nach vorne: "Jetzt wollen wir noch ein gutes Spiel machen und uns mit einer Medaille belohnen."

Nach vorne gepeitscht von 19.750 ekstatischen Fans hatte sich das junge deutsche Team auch von zwei kurzfristigen Ausfällen nicht stoppen lassen und diktierte bis zur Pause die Partie. Doch Dänemark gewann am Ende vor allem wegen seines breiteren Kaders. Der aufopferungsvolle Kampf der DHB-Auswahl und die defensive Meisterleitung wurden nicht belohnt. "Diese Niederlage tut weh", bekannte Kreisläufer Jannik Kohlbacher.

Bester deutscher Werfer am Freitagabend war der 21-jährige Renars Uscins mit fünf Treffern, im Tor zeigte Andreas Wolff eine starke Leistung. Für die Dänen trafen Emil Jakobsen, Simon Pytlick und Mikkel Hansen am häufigsten (5 Tore). Im ersten Halbfinale hatte Olympiasieger Frankreich die Schweden mit 34:30 nach Verlängerung niedergerungen.

Dänemark zog erstmals seit zehn Jahren wieder ins EM-Finale ein, dort geht es für die Nordeuropäer am Sonntag (17.45 Uhr/ARD und Dyn) gegen die Franzosen um den dritten Titel beim Kontinentalturnier nach 2008 und 2012. Frankreich hat bislang drei Mal EM-Gold gewonnen, der letzte Titel gelang 2014 - im Endspiel gegen Dänemark (41:32).

Gleich doppelt schlechte Nachrichten auf dem Weg zum viel beschworenen "Wunder" musste das deutsche Team vor dem Anpfiff verdauen: Kai Häfner reiste aus privaten Gründen kurzfristig ab, Rechtsaußen Timo Kastening blieb wegen eines leichten Infekts im Teamhotel.

Dennoch zeigte Deutschland zunächst ein "phänomenales Spiel". Berauscht von der ohrenbetäubenden Kulisse legten Knorr und Co. einen Traumstart hin. Ohne Angst vor den dänischen Stars um Torjäger Mathias Gidsel zeigte das DHB-Team eine defensive Meisterleistung und schloss seine Angriffe konsequent ab.

Der Glaube an die Sensation wuchs, auch weil Häfner-Vertreter Uscins nun richtig aufdrehte und mit seinem vierten Treffer das 12:10 (27.) markierte. Knorr und der quirlige Rune Dahmke erhöhten gar auf 14:11 (29.).

"Wir haben überragend verteidigt, richtig viel Härte und Dynamik reingebracht und vorne mutig gespielt", lobte DHB-Sportvorstand Axel Kromer zur Pause: "Wir müssen einfach mit Mut und Selbstvertrauen weitermachen."

Die DHB-Männer gaben weiter alles, schmissen sich in jede Aktion und kämpften bis zum Umfallen. Doch Dänemark zeigte jetzt seine ganze Klasse - und profitierte von seiner Kadertiefe. Im Tor durfte nun Emil Nielsen für Niklas Landin an und hielt einen Ball nach dem anderen. Vorn führte jetzt Mikkel Hansen auf der Mitte Regie, nach dessen Zuspiel Kreisläufer Simon Hald beim 16:15 für die erste dänische Führung sorgte (36.). Nach dem 26:21 (53.) durch Gidsel war die Entscheidung gefallen, auch wenn sich die deutsche Mannschaft nie aufgab.

Quelle: SID / Foto: Malovrh / Kolektiff