10.12.2016  2. HBL

Aufsteigerduell zwischen Konstanz und Dessau

Für die HSG Konstanz ist das Spiel gegen den Dessau-Roßlauer HV 06 das erste Spiel gegen einen Mitaufsteiger. In eigener Halle treffen sie auf eine Mannschaft, die in dieser Saison bisher ebenso überraschen konnte wie Konstanz selbst. In der 2. Handball-Bundesliga haben beide bereits 14 Punkte auf ihrem Konto und belegen derzeit Rang neun und elf in der Tabelle.

Mit dem Dessau-Roßlauer HV kommt am Samstag um 20 Uhr der erste Mitaufsteiger in die „Schänzle-Hölle“ zur HSG Konstanz. Beide Mannschaften konnten dabei im bisherigen Saisonverlauf als Neulinge überzeugen und schon 14 Punkte sammeln. Nach zuletzt drei Niederlagen in Folge für beide Clubs wird es zudem ein wichtiges Spiel für die punktgleichen Vereine.

Neuling ist im Zusammenhang mit dem Traditionsverein allerdings der falsche Begriff. Nach fünf Jahren in der 3. Liga ist der ehemalige Erstligist und DHB-Pokal-Achtelfinalist von 2009 und 2011 wieder zurück im Bundesliga-Unterhaus. Der Meister der 3. Liga Nord steht aktuell in seinem 20. Zweitliga-Jahr. Lediglich drei Vereine können mehr Spielzeiten in der 2. Bundesliga vorweisen als die Mannschaft aus der mit 83 000 Einwohnern drittgrößten Stadt Sachsen-Anhalts. Nach einem furiosen Saisonstart, einer knappen 23:24-Niederlage beim Spitzenreiter Bietigheim, einem Sieg in Hamm und einem weiteren Ausrufezeichen beim 28:20-Erfolg im Ost-Derby gegen Bundesliga-Absteiger ThSV Eisenach wartet das Team aus der Bauhaus-Stadt allerdings seit drei Partien auf einen Punktgewinn, ebenso wie die HSG Konstanz, die sich bei Aufstiegsfavorit Rimpar, gegen Essen und beim hoch gehandelten Profiteam aus Hamm geschlagen geben musste.

HSG-Cheftrainer Daniel Eblen stellt klar, dass diese kleinen Durststrecken als Aufsteiger dazugehören: „Wir müssen alle auf dem Boden bleiben. Wir haben bislang eine super Vorrunde gespielt und wir freuen uns über den aktuellen Platz im Mittelfeld. Wir wissen aber alle ganz genau, dass es nur um den Klassenerhalt geht – und darum wird es noch ein heißes Rennen geben.“ Auch wenn keiner gerne verliere, fügt er hinzu, so sei es schlicht vermessen, bei Rimpar oder Hamm Punkte zu erwarten, dazu seien die Voraussetzungen und Kader beider Vereine einfach viel zu unterschiedlich. „Dazu muss schon alles bei uns passen und der Gegner mitspielen. Gegen Essen war aber natürlich mehr drin. Deshalb muss in alle Köpfe rein, dass nichts passiert ist.“ Für Eblen besteht kein Grund, am bisherigen Auftreten etwas zu ändern oder vom Kurs abzuweichen.

Noch drei Spiele sind vor der Spielpause im Januar zu absolvieren, deshalb wünscht er sich weiter konzentrierte Trainingsarbeit und Fokussierung auf das alleinige Saisonziel: Punkt für Punkt für den Klassenerhalt ergattern. Gegen den starken Aufsteiger Dessau wird das jedoch wieder ein heißer Ritt. Die Mannschaft von Trainer Uwe Jungandreas bietet eine interessante Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Vor allem von den umliegenden Erstliga-Vereinen SC Magdeburg, SC DHfK Leipzig und den Füchsen Berlin kamen mit Vincent Sohmann, Philipp Ambrosius, Franz Semper, Jonas Hönicke, Max Scheithauser und Moritz Schade im Sommer sage und schreibe sechs hochtalentierte Neuzugänge nach Dessau und mit Maximilian Wasielewski ein weiterer Spieler – nach einem Ausflug nach Hildesheim – aus der Talentschmiede des SC Magdeburg. Franz Semper etwa geht zusätzlich regelmäßig mit Erstspielrecht in der Bundesliga auf Punkt- und Torjagd für den Tabellenfünften Leipzig. 22 Tore in 13 Einsätzen weisen seine Statistiken derzeit aus.

„Eine gute Mannschaft“, warnt Daniel Eblen mit großem Respekt. „Dazu steht an der Seitenlinie fast schon eine Trainerlegende, auf jeden Fall ein großer Name des deutschen Handballs, der schon viel erreicht hat.“ Bereits viermal gelang dem 54-Jährigen Uwe Jungandreas der Aufstieg in die erste oder zweite Liga, dazu coachte er schon den SC Magdeburg in der 1. Bundesliga. Dessau rettete er nach seiner Verpflichtung erst vor dem Fall in die Viertklassigkeit und durfte schon in seiner ersten kompletten Saison mit dem DRHV die Meisterschaft feiern. Der Taktikfuchs bereitete auch in Liga zwei schon vielen Mannschaften mit einer ungewöhnlichen Deckung große Probleme. „Sehr unangenehm“, weiß Eblen, „mit einer Grundform, die in alle Richtungen gehen kann. Vom 6:0 über die 3:2:1-Formation bis hin zum 5:1 und defensiv oder mit überfallartigem Pressing. Man hat allen Gegnern angesehen, wie schwer sie sich dagegen getan haben.“

Trotzdem sieht er – obwohl Jungandreas sicher einiges in der Hinterhand habe –weniger ein Taktikduell der Trainer auf sich zukommen, sondern entscheidend wird aus Sicht des 42-jährigen A-Lizenzinhabers sein, wie groß das Durchsetzungsvermögen jedes einzelnen Spielers und wie gut die Entscheidungsqualität ist. Dazu sei wieder eine andere Dynamik gefragt, „Zögerlichkeit fehl am Platz.“ Eblen: „Für beide Mannschaften wird das Selbstvertrauen ganz wichtig sein. Wir müssen als Team und jeder Einzelne mutig sein. Ich bin zuversichtlich, dass wir wieder besser spielen und zeigen, was wir können und schon unter Beweis gestellt haben.“ Ob er dabei wieder auf Rückraum-Shooter Mathias Riedel und damit auch eine Säule im Mittelblock bauen kann, ist noch unklar. Immerhin wird Simon Flockerzie wieder mit dabei sein können.

 

Quelle: HSG Konstanz

Foto: HSG Konstanz