24.05.2018  2. HBL

Bayer Dormagen-Trainer Ulli Kriebel: „Qualität der 2. Liga hat sich noch einmal deutlich gesteigert“

Trotz der ruhmreichen Vergangenheit erwartet Dormagen in der 2. Handball-Bundesliga, aus der in der kommenden Spielzeit fünf Teams absteigen werden, eine schwere Aufgabe. Cheftrainer Ulli Kriebel verrät im Interview, warum er dennoch an den Klassenerhalt als großes Saisonziel glaubt und wie er das Niveau der neuen Liga einschätzt.

Der TSV Bayer Dormagen komplettierte das Aufsteiger-Quartett in die 2. Handball-Bundesliga als Tabellenzweiter der Weststaffel der 3. Liga. Nach zwei Jahren Abstinenz kehrt der Traditionsverein, für den schon Weltstars wie Andreas Thiel, Kentin Mahé oder Viktor Szilagyi aufliefen, damit wieder in den Profi-Handball zurück.

Herr Kriebel, für keinen Aufsteiger in die 2. Handball-Bundesliga kam die frohe Nachricht so plötzlich wie für Dormagen. Können Sie den Erfolg schon fassen?

Ulli Kriebel: Der direkte Aufstieg kam tatsächlich relativ spontan für uns. Wir hatten uns eigentlich auf eine Relegation eingestellt. Dass diese dann ausgefallen ist, kam recht plötzlich. Trotzdem haben wir den Aufstieg schon längst realisiert. Das war ja von Anfang an unser Ziel. Jetzt sind wir dabei, uns so aufzustellen, dass wir in der 2. Liga bestehen können.

Konnten Sie die Planungen für die 2. Handball-Bundesliga denn trotz des etwas überraschenden direkten Aufstiegs schon vorantreiben?

Ulli Kriebel: Wir haben immer schon gewissermaßen zweigleisig geplant. Deswegen konnten wir auch schon drei super Neuverpflichtungen vermelden mit Joshua Reuland, Benjamin Richter und Heider Thomas. Damit haben wir uns schon deutlich breiter aufgestellt. Trotzdem werden wir uns auf der einen oder anderen Position noch weiter verstärken. Dazu sind wir einfach gezwungen, um mit den anderen starken Aufsteigern mithalten und in der 2. Liga bestehen zu können. Da wartet ein schweres Stück Arbeit auf uns.

In der Weststaffel der 3. Liga war der TuS Ferndorf das Maß aller Dinge. Aber auch Dormagen hat aus seinen Aufstiegsambitionen nie einen Hehl gemacht. Wie haben Sie die Saison erlebt?

Ulli Kriebel: Uns war von Anfang an klar, dass in der Vergangenheit auch immer der zweite Platz Möglichkeiten eröffnet hat, um aufzusteigen. Weil mir aber damit gerechnet haben, dass wir dafür in einer Relegation bestehen müssen, haben wir schon immer ein wenig die Quervergleiche zu den anderen Staffeln gesucht. Aber im Grunde ist es am sinnvollsten, sich vor allem auf sich zu konzentrieren, weil in die Relegationsentscheidung ja viele andere Parteien involviert sind. Dass es jetzt sogar ohne Relegation gereicht hat, ist umso schöner. Dafür mussten wir aber sowohl sportlich, als auch wirtschaftlich die Voraussetzungen schaffen. Das haben wir beides geschafft und steigen deswegen meiner Meinung nach verdient auf.

 

Sicherlich hatten Sie auch die 2. Handball-Bundesliga im Blick. Wie schätzen Sie das Niveau dort ein?

Ulli Kriebel: Ich glaube, dass sich die Qualität in der 2. Liga noch einmal deutlich gesteigert hat. Für uns ist als Aufsteiger ganz klar, dass es nur um den Klassenerhalt gehen kann. Ich sehe uns dabei momentan, schon alleine mit einem Blick auf den Etat, zwar in einer Außenseiter-Rolle. Aber ich glaube auch fest daran, dass wir aufgrund des Potenzials in unserer Mannschaft, definitiv wettbewerbsfähig sein werden. Wir werden alles dafür investieren, um von den starken Mit-Aufsteigern und den anderen Teams in der Liga mindestens fünf Mannschaften hinter uns zu lassen. Aber das wird schon ein dickes Brett.

Drei von vier Aufsteigern der abgelaufenen Saison haben es vorgemacht, wie man sich in der 2. Handball-Bundesliga halten könnte.

Ulli Kriebel: Es hat sich in der abgelaufenen Saison definitiv erwiesen, dass in der 2. Liga jeder jeden schlagen kann – vielleicht mit dem Bergischen HC als kleiner Ausnahme. Die Ausgeglichenheit ist enorm. Auch wenn wir als Außenseiter in die Saison gehen, werden wir in der Lage sein, Spiele zu gewinnen. Wir können auf einen gewachsenen Stamm an Spielern setzen, müssen nur wenige Neuzugänge integrieren. Dazu haben wir jetzt eine etwas längere Vorbereitung als die Konkurrenz. Kurzum: Wir blicken sehr optimistisch auf die neue Liga.

Wie sieht der Fahrplan in der Vorbereitung konkret aus?

Ulli Kriebel: Wir haben als Aufsteiger wie gesagt das Glück, ein bisschen früher in die Vorbereitung starten zu können als die Zweitligisten. Wir haben gleich nach Saisonende noch ein wenig im athletischen Bereich gearbeitet, haben jetzt nach Pfingsten aber eine kleine Pause eingelegt. Am 18. Juni werden wir dann voll in die Vorbereitung starten, die aus zwei Teilen bestehen wird. Eine Regenerationsphase zwischen den beiden Blöcken halte ich für sehr wichtig, um Verletzungen vorzubeugen, weil die Intensität in der Vorbereitung ja immer recht hoch ist.

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: Heinz Zaunbrecher