17.05.2018  2. HBL

Bietigheim-Urgestein Robin Haller: "Diese Saison war beeindruckend"

Die SG BBM Bietigheim hat Geschichte wiederholt: Nach dem Heimsieg gegen Emsdetten am vergangenen Wochenende ist den Schwaben der zweite Platz hinter 2HBL-Meister Bergischer HC nicht mehr zu nehmen. Die SG kehrt nach dem ersten Aufstieg der Vereinsgeschichte 2014 also in die DKB Handball-Bundesliga zurück. Im Interview vergleicht SG-BBM-Urgestein Robin Haller die Aufstiege von 2014 und 2018 und verrät, worauf er sich in der DKB Handball-Bundesliga besonders freut.

Herr Haller, es existiert ein Foto, das Sie nach dem Sieg gegen Emsdetten fassungslos auf dem Boden liegend zeigt. Wie sah es in Ihnen aus, als der zweite Aufstieg in der Vereinsgeschichte der SG BBM Bietigheim perfekt war?

Robin Haller: „Es war Freude pur. Der Druck ist von uns allen abgefallen. Denn wenn man schon einmal dort oben steht, will man das Ding schließlich auch durchziehen. Aber Sie haben schon Recht, es kam sicher auch ein wenig Fassungslosigkeit darüber dazu, was wir alle zusammen geleistet haben. Wir hatten viele neue Spieler, denen viel Vertrauen geschenkt wurde, die super eingeschlagen sind. Diese ganze Saison war einfach ziemlich beeindruckend.“

Wie würden Sie die Aufstiegssaison rückblickend zusammenfassen?

Robin Haller: „Wir sind gut rein gekommen, haben schwierige Situationen immer wieder gut gelöst. Irgendwann wurde uns bewusst: Wir können vorne definitiv mithalten. Auch von ein paar Ausrutschern haben wir uns nicht aus der Bahn werfen lassen. Wir haben das nie überbewertet, weil wir uns die Niederlagen immer gegen ambitionierte Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte eingefangen haben. Unsere `Pflichtaufgaben` haben wir immer erfüllt.“

Was war das Erfolgsgeheimnis der Mannschaft?

Robin Haller: „Wir fahren durchschnittlich pro Spiel mehr Angriffe als die Konkurrenz. Das beginnt bei einer stabilen Abwehr. Und dann können wir den Schwung in den Angriff mitnehmen. Es war schon immer die Philosophie in Bietigheim, schnell und geradlinig über eine gefährliche erste und zweite Welle zu spielen. Gerade in der zweiten Welle waren wir in dieser Saison besonders durchschlagskräftig, weil die gesamte Mannschaft schnell umschaltet.“

Sie sind einer der wenigen Akteure im aktuellen Kader, der auch schon den Aufstieg 2014 mitgemacht hat. Worin unterscheiden sich die beiden Erfolge?

Robin Haller: „Beide Male hatten wir in der Rückrunde einen richtig guten Lauf. 2014 war es eine Mischung aus Ekstase und Ungläubigkeit, weil wir den Aufstieg erst einen Spieltag vor Schluss klar gemacht haben. Das war damals Nervenkitzel pur. Aufgrund von einigen verletzungsbedingten Ausfällen war die Mannschaft auch körperlich am Limit. Die Saison hätte wirklich keinen Spieltag länger dauern dürfen. Dieses Mal war es bei dem Vorsprung, den wir hatten, zumindest ein wenig vorhersehbarer. Und durch unseren breiten Kader konnten wir die Belastung im Saisonendspurt auf mehrere Schultern verteilen. Der größte Unterschied ist wohl, dass man das alles schon einmal erlebt hat. Ich wusste, wie sich ein Aufstieg anfühlt. Das macht den Erfolg aber nicht weniger speziell. Jede Aufstiegssaison war für sich einzigartig mit ganz vielen besonderen Momenten.“

Jetzt heißen die Gegner in der kommenden Saison wieder Rhein-Neckar Löwen, SG Flensburg-Handewitt oder THW Kiel. Ist mit dem Aufstieg mit der SG BBM noch einmal ein Handballer-Traum in Ihrer Karriere wahr geworden?

Robin Haller: „Natürlich ist es geil, sich mit diesen Teams zu messen. Aber es sind nicht nur diese Spitzenteams, die das Salz in der Suppe ausmachen. Ich freue mich auf jeden Gegner, denn jede Mannschaft, die da oben spielt, hat ihre Berechtigung. Aber natürlich gibt es Highlightspiele, bei denen einem die Stimmung in der Halle lange im Gedächtnis bleibt. Ich werde das alles genießen und alles dafür geben, diese Liga dieses Mal auch länger als ein Jahr mit der SG BBM zu erleben.“

Sie können aus Erfahrung sprechen: Was sind die größten Unterschiede zur 2. Liga?

Robin Haller: „Die Körperlichkeit ist in der DKB Handball-Bundesliga nochmal eine ganz andere. Das ist ein Aspekt, an dem wir im Sommer sicher noch arbeiten können. Und natürlich haben uns die Mannschaften, die schon länger in der DKB HBL spielen, ein Stück Erfahrung voraus. Das haben wir schon in unserer ersten Saison zu spüren bekommen: Es gab viele Spiele, auch gegen große Namen, in denen wir zur Halbzeit nah dran, vielleicht sogar knapp vorne waren. Aber in der zweiten Hälfte kam dann immer ein gewisser Einbruch. Das ist der Punkt: Man darf sich in der 1. Liga keine einzige Schwächephase erlauben, sonst sind die Spiele sofort weg.

Wird es in der kommenden Saison Ihre Rolle sein, diese Erfahrungen an die jungen Spieler im Kader weiterzugeben, die noch keine Erstliga-Erfahrung haben?

Robin Haller: „Ich verstehe das eigentlich nicht als meine konkrete Aufgabe sondern das passiert ganz automatisch. In einer Mannschaft gibt es ja immer den Austausch zwischen erfahreneren und unerfahreneren Spielern, schon allein, um zusammen möglichst erfolgreich zu sein. Da kommt es natürlich schon vor, dass ich einen jüngeren Kollegen auch mal zur Seite nehme und ihn vielleicht etwas beruhige oder versuche, ihm mit meiner Erfahrung zu helfen. Aber nicht weil das meine spezielle Aufgabe ist, sondern weil das in einem Team dazugehört.“

Sie haben Ihren Vertrag noch einmal verlängert, gehen ins zwölfte Jahr in Bietigheim. War der Aufstieg dafür mit ausschlaggebend?

Robin Haller: „Nein, die Vereinbarung stand vorher schon. Es gab nur noch kleinere Details zu regeln. Nach dem Aufstieg war es jetzt aber natürlich ein schöner Zeitpunkt, um die Vertragsverlängerung öffentlich zu machen.“

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: Wolf